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Bemerkenswerte Antworten von Mustafa Ceric


21.11.08

Bemerkenswerte Antworten von Mustafa Ceric

Scharia ein Kodex für ethisches und moralisches Verhalten des Gläubigen

(MEDRUM) Im Interview mit dem Kölner Stadtanzeiger bezieht Mustafa Ceric, Großmufti von Bosnien-Herzegowina, Stellung zum Verhältnis zwischen Scharia und Grundgesetz und seiner Bedeutung für Muslime.

Ceric vergleicht die Bedeutung der Scharia mit der Bedeutung der 10 Gebote. Die Scharia ist für den Moslem das, was die 10 Gebote für den Christen sind: ein Kodex für ethisches und moralisches Verhalten, so Ceric . Ihre Interpretation erklärt er als eine Glaubensangelegenheit, die nicht über dem Grundgesetz stehe, sondern das Grundgesetz zu beachten habe. Ceric: "Aber wenn sich Vorstellungen der Scharia im Rahmen des Grundgesetzes verwirklichen ließen, würde ich das natürlich begrüßen. Aber das ist eine rein theoretische Annahme. Eine unschuldige Person zu bestrafen ist eine größere Sünde als jemandem zu vergeben, der eine schwere Sünde begangen hat."

Ceric erklärte auch, dass er gegen die Todesstrafe sei, weil sie nicht mit der Menschenwürde vereinbar sein: "Ich bin ein erklärter Gegner der Todesstrafe und kann das, so überraschend das für Sie klingen mag, mit der Scharia begründen. Ich stelle ausdrücklich fest, dass ich gegen all jene Arten der Bestrafung bin, die eine Erniedrigung der menschlichen Würde bedeuten." Friedliches Zusammenleben von Christen und Muslimen habe für ihn die gleiche visionäre Bedeutung wie für Martin Luther King der Traum vom Zusammenleben unterschiedlicher Rassen - dazu Ceric: "Ich habe einen Traum für das friedliche Zusammenleben von Christen und Muslimen."

Mustafa Ceric wird morgen mit dem Eugen-Biser-Preis für Toleranz in München ausgezeichnet. Der Festakt anläßlich der Preisverleihung beginnt am Samstag, 22.11.08, um 11.00 Uhr in der säkularisierten Allerheiligen-Hofkirche in der Münchner Residenz und wird live im Bayerischen Fernsehen übertragen.

Zur Begründung der Entscheidung, drei muslimische Persönlichkeiten auszuzeichnen, sagt die Eugen-Biser-Stiftung: Die Preisverleihung erfolgt im Blick auf die maßgebliche Mitwirkung der Preisträger an dem denkwürdigen Offenen Brief "A Common Word Between Us and You" vom 13. Oktober 2007 an die christlichen Kirchen und in Anerkennung ihres außerordentlichen Beitrages zum muslimisch-christlichen Dialog und ihrer konsequenten und segensreichen Bemühungen um den Frieden. Mustafa Ceric wurde an vierter Stelle unter den Unterzeichner dieses Briefes genannt (siehe Dateianhang). Neben Mustafa Ceric werden Prince Ghazi bin Muhammad bin Talal, Haschemitisches Königreich von Jordanien, und Shaykh Habib Ali Zain al-Abideen al-Jifri, Vereinigte Arabische Emirate, ausgezeichnet.

Großmufti Ceric hat angesichts der Zweifel, die im Vorfeld seiner Auszeichung geäußert wurden, angekündigt, bei der Preisverleihung des Eugen-Biser-Preises in München dazu Stellung zu nehmen. Er bekenne sich zu den Grundwerten dieser Gesellschaft als „unseren gemeinsamen Grundlagen". Das werde er bei der Verleihung des Eugen-Biser-Preises am Samstag in München klarstellen, teilte die Biser-Stiftung dazu mit, berichtet der Kölner Stadtanzeiger heute.

Die Eugen-Biser-Stiftung veröffentlichte folgende Erklärung von Mustafa Ceric:

"Let there be no doubt that we as Muslims like anyone else here, are and must be committed to the values upon which this society is founded. Pluralism, equality, and democracy, freedom and human rights, the principles of the "Grundgesetz" (= German Constitution) are our common guidelines …"

(Übersetzung: "Es gibt keinen Zweifel, dass Muslime wie jeder andere hier auf die Werte verpflichtet sind, die Grundlage für diese Gesellschaft sind: Pluralismus, Gleichheit, Demokratie, Freiheit und Menschenrechte; die Grundsätze des Grundgesetzes als der deutschen Verfassung sind unsere gemeinsamen Richtlinien.")


Das Interview des Kölner Stadtanzeigers mit Ceric führte Harald Biskup. -> „Landesrecht steht über Scharia“

MEDRUM-Artikel -> Auszeichnung für Toleranz eines muslimischen Gelehrten schafft Verlegenheiten