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Auszeichnung für Toleranz eines muslimischen Gelehrten schafft Verlegenheiten


19.11.08

Auszeichnung für Toleranz eines muslimischen Gelehrten schafft Verlegenheiten

(MEDRUM) Die Entscheidungsträger der Stifter des Eugen-Biser-Preises sollen angeblich ratlos sein, weil die für Samstag vorgesehene Auszeichnung des islamischen Theologen Mustafa Ceric ins Zwielicht geraten ist. Es soll nicht bedacht worden sein, dass Ceric für die Einführung der Scharia in Europa plädiere.

Wie der "Kölner Stadtanzeiger" am 19.11.08 berichtet bekennt sich der designierte Preisträger in Interview-Aussagen in seiner Heimat in Bosnien-Herzwgowina ausdrücklich zur „Islamisierung und zur Institutionalisierung des Islam“ in Europa. Auch an anderer Stelle soll sich Ceric für die Scharia als "verpflichtend" und "immerwährend" ausgesprochen haben. Nach dem Eindruck den der Kölner Stadtanzeiger gewonnen hat, ist den Entscheidungsträgern einiges entgangen oder nicht bewußt gewesen, als sie ihre Entscheidung trafen. Als Laudator ist Bundesinnenminister Schäuble vorgesehen. Das macht die Sache keineswegs einfacher, sondern verleiht ihr eine besondere Brisanz, falls sie den Minister in Verlegenheit bringen könnte.

Auch der Historiker Michael Wolffsohn, ein jüdisches Mitglied im Stiftungsrat der Biser-Stiftung, bekannte gegenüber dem Stadtanzeiger, dass er die vorgesehene Auszeichnung für problematisch halte, wenn Ceric die ihm vorgehaltenen Positionen vertreten habe.

Diesen Bedenken steht andrerseits die Tatsache gegenüber, dass Ceric sich für einen Dialog mit Benedikt XVI. ausgesprochen hatte, als das Oberhaupt der Römisch-Katholischen Kirche wegen seiner Regensburger Vorlesung 2006 aus islamischen Kreisen mit unhaltbaren Anschuldigungen überzogen wurde. Zumindest in dieser Hinsicht hat der Großmufti von Bosnien-Herzegowina als Brückenbauer für die Verständigung der Religionen gewirkt.

Die Eugen Biser Stiftung hatte verlautbart: Der Stiftungsrat hat die Preisverleihung gemeinsam mit dem Ehrenpräsidenten, Herrn Professor Dr. Dr. Dr. h. c. Eugen Biser, einstimmig beschlossen. Wir danken den Preisträgern für die Ehre und Anerkennung, die sie mit der Annahme des Preises der Stiftung gegenüber zum Ausdruck bringen.

Der Festakt anläßlich der Preisverleihung beginnt am Samstag, 22.11.08, um 11.00 Uhr in der säkularisierten Allerheiligen-Hofkirche in der Münchner Residenz und wird live im Bayerischen Fernsehen und zeitversetzt bei Phoenix übertragen.

Ob es nun sträflicher Leichtsinn genannt werden kann, wie der Kölner Stadtanzeiger anmerkte, oder ob die Entscheidung aus übergeordneter Sicht vertretbar ist und gerechtfertigt ist, wird die weitere Entwicklung zeigen. Überzeugend sind die ersten Reaktionen aus dem Kreise des preisverleihenden Stiftungsrates noch nicht. Es ist andrerseits schwer vorstellbar, dass nun - drei Tage vor der Auszeichnung - eine Entscheidung aus Gründen revidiert wird, die nicht bereits vorher hätten bekannt sein und bedacht werden müssen. Vielleicht muß aber jetzt die Laudatio des Innenministers neu, oder auch in Teilen neu gefasst werden.


Kölner Stadtanzeiger -> Ehrung für Scharia-Verfechter


Dem Stiftungsrat der Eugen-Biser-Stiftung gehören an:

Ehrenpräsident: Professor em. Eugen Biser war Inhaber des "Guardini-Lehrstuhls" für Christliche Weltanschauung und Religionsphilosophie an der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) sowie Begründer und Direktor des Seniorenstudiums an der LMU

Vorsitzender: Professor Dr. Richard Heinzmann, Professor em. für Christliche Philosophie und Theologische Propädeutik an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU), 1962 bis 2002 Vorstand des Martin-Grabmann-Instituts zur Erforschung der Mittelalterlichen Theologie und Philosophie, München

Stellvertretender Vorsitzender: Professor Dr. Gunther Wenz, Professor für Systematische Theologie I (mit Schwer­punkt Dog­matik) an der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU), Direktor des Instituts für Fundamentaltheologie und Ökumene

Professor Dr. Michael Wolffsohn, Professor für Neuere Geschichte unter besonderer Berücksichtigung der internationalen Beziehungen an der Universität der Bundeswehr München; Gründer und Vorstand der Forschungsstelle Deutsch-Jü­di­sche Zeitgeschichte e. V.

Professor Dr. Martin Thurner, Professor für Christliche Philosophie und Theologische Propädeutik an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Ludwig-Ma­ximilians-Uni­versität München (LMU)


Aussagen im Aufsatz von Mustafa Ceric: "The challenge of a single Muslim authority in Europe"

"Hence, this Islamic covenant, the sharıah, is perpetual, it is not negotiable and it is not terminable. It is perpetual because it is God's infinite (azalı) word in the past; it is not negotiable because it has a power to enforce obedience; and it is not terminable because it is infinite (abad) into the future. ...

The fiqh (Islamic applied law) is not the sharıah. Rather, it is a particular understanding of the sharıah. Thus, the fiqh (understanding) of the shari'ah of a particular person or group is not perpetual, it is negotiable and it is terminable. The sharı'ah is the perpetual principle on the basis of which each and every generation of Muslims has the right and the
duty to make judgments about good and evil, right and wrong, in the context of its time and space in accordance with its own experience. Hence, the sharıah is the Muslim's authority in morals, coupled with the authority in faith, the shahadah."