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Ypsilantis Versuch der Machtübernahme stand bei Bürgern und Parteianhängern auf tönernen Füßen


07.11.08

Ypsilantis Versuch der Machtübernahme bei Bürgern und Parteianhängern auf tönernen Füßen

Kommt jetzt das Scheitern als SPD-Spitzenkandidatin für Neuwahlen?

(MEDRUM) Wie neueste Umfragen zeigen, stand der Versuch von Andrea Ypsilanti, sich mit den Stimmen der LINKEN zur Ministerpräsidentin wählen zu lassen, nicht nur in der SPD-Landtagsfraktion auf sehr wackeligen Füßen.

Ungleich größer als der Widerstand in ihrer eigenen Fraktion ist das Unverständnis der Bürger über die gescheiterte Absicht von Andrea Ypsilanti, sich im hessischen Landtag zur Wahl für das Amt der Regierungschefin stellen zu wollen. Anders als Heide Simonis in Schleswig-Holstein blieb ihr die Schmach erspart, dies erst beim eigentlichen Wahlgang zu erfahren. Nicht erspart bleibt ihr die Schmach, dass ihr Versuch nur sehr geringe Sympathie bei der großen Mehrzahl von Bürgern gefunden hat. Nur 19 Prozent aller Befragten (ZDF-Politbarometer) bedauerten das Scheitern der hessischen SPD-Politikerin und selbst unter den SPD-Anhängern hätten nur 26 Prozent die SPD-Landesvorsitzende lieber als Ministerpräsidentin an der Spitze einer rot-grünen Minderheitsregierung unter Tolerierung der Linken gesehen. Dieser geringe Rückhalt zeigt, dass das Argument der drei unbeugsamen Parteigenossinen und des ehemaligen Stellvertreters der SPD-Landtagsfraktion, es fehle für einen solchen Schritt der Rückhalt bei ihren Wählern, mit Recht von ihnen in die Waagschale geworfen wurde.

Trotz vorheriger Parteibeschlüsse und starken Rückenwindes in der hessischen SPD wird das Scheitern von Ypsilanti und der fehlende Rückhalt bei Bürgern und SPD-Anhängern unweigerlich die Frage aufwerfen, ob sie bei Neuwahlen, die vermutlich im Januar stattfinden werden, als Zugpferd für die SPD noch geeignet sein wird. Die gestern in der ARD präsentierten Umfrageergebnisse lassen daran erhebliche Zweifel aufkommen. Danach könnte die SPD in Hessen lediglich mit 27 Prozent der Stimmen rechnen, die CDU würde jedoch bei 41 Prozent liegen. Auch wenn Umfragen nur Momentaufnahmen sind und sich in den beiden Monaten bis zu einer Neuwahl noch vieles bewegen lässt, könnte die Startposition kaum schlechter sein. Jedenfalls muß die SPD befürchten, erneut nur als zweitstärkste Partei aus den Wahlen hervorzugehen, möglicherweise mit deutlich größerem Abstand als bei der letzten Wahl. In den Augen der hessischen SPD-Führung könnte dies nun zu einem zweiten Absturz von Ypsilanti als Spitzenkandidatin führen, die vor einer Woche noch zum Höhenflug ansetzte, diesen aber abrupt beenden musste und jetzt gar mit einer Bruchlandung rechnen muss. Dass Parteien wenig Rücksicht auf ihre Spitzenpolitiker nehmen, mussten dieses Jahr schon Kurt Beck und Günter Beckstein erfahren. Parteien fürchten Wahlniederlagen wie der Teufel das Weihwasser. Allerdings wurden Beck und Beckstein abgedrängt, ohne selbst waghalsige Unternehmungen a la Ypsilanti begonnen zu haben.


MEDRUM-Artikel -> Der YPSILANTI-GAU in Hessen

Lyrische Reflexion zum Ypsilanti-GAU -> X-Ypsilanti ungelöst - die zweite