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Wenn niemand zuschaut


27.10.10

Wenn niemand zuschaut

Über die Bedeutung des Charakters in einer Zeit, in der Image alles ist

Nietzsche-Tagung des Instituts für Glaube und Wissenschaft vom 19. - 21. November 2010 in Marburg

(MEDRUM) Das Institut für Glaube und Wissenschaft widmet seine diesjährige Jahrestagung den Thesen von Friedrich Nietzsche über das Verhältnis zwischen Glaube an Gott, Wahrheit, Moral und Menschenbild.

ImageNietzsches Thesen seien „an der Zeit" und aktueller denn je, heißt es in der Ankündigung der Veranstaltung, mit großen Auswirkungen auf das Selbstverständnis des modernen Menschen. Radikal und provozierend wie sonst niemand habe Nietzsche die Konsequenzen einer atheistischen, naturalistischen Weltsicht formuliert: "Ohne Übertreibung kann man sagen, dass kein Philosoph auch nur eine annähernd so bewegte Wirkungsgeschichte aufweist wie er." Seine Botschaft vom „Tod Gottes" sei eine bleibende Herausforderung für Theologie, christlichen Glauben und Verkündigung.

 

Über die Thematik der Jahrestagung referieren:

  • Prof. Dr. Edith Düsing, Köln
  • Prof. Dr. Theo Kobusch, Bonn
  • Dr. Jürgen Spieß, Marburg.

Die Professorin für Philosophie, Dr. Edith Düsing, ist eine international renommierte Nietzsche-Expertin. Besonders bekannt ist ihr Buch "Nietzsches Denkweg. Theologie – Darwinismus – Nihilismus." Dieses Werk bietet eine Gesamtdarstellung Nietzsches, und zwar entwicklungsgeschichtlich von der Jugendzeit bis zur Spätphilosophie. Nietzsches brillanter Diagnose und Prognose des europäischen Nihilismus als Folge der Gottesfinsternis, des drohenden Absturzes der labilisierten Psyche in Sinnverarmung und Werteverlust („Nichts ist wahr, alles ist erlaubt!"), stellt Düsing im Dialog mit Nietzsches verzweifelter Skepsis konstruktiv Lösungsideen der abendländischen Geistesgeschichte als Therapie solcher abgrundtiefer Skepsis gegenüber. Aufsehen erregte besonders der Einsatz der Philosophieprofessorin für die Meinungs- und Redefreiheit anlässlich des Marburger Kongresses 2009. Ihr Eintreten für die Bewahrung von Grundfreiheiten in der Demokratie nahmen Aktivistengruppen aus der Lesben- und Schwulenszene zum Anlaß für den letztlich mißglückten Versuch, eine Schillervorlesung von Edith Düsing an der Universität zu Köln zu verhindern (MEDRUM berichtete wiederholt über die Vorgänge an der Kölner Universität).

Dr. Theo Kobusch ist Universitätsprofessor für Philosophie des Mittelalters und Inhaber des Lehrstuhls für Philosophie des Instituts für Philosophie der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn. Zu seinen Werken gehört insbesondere: "Christliche Philosophie. Die Entdeckung der Subjektivität.", Darmstadt 2006.

Dr. Jürgen Spieß ist Historiker und seit 1999 Leiter des Instituts für Glaube und Wissenschaft in Marburg. Er ist Autor vieler Bücher, die sich mit dem christlichen Glauben beschäftigen, insbesondere: "Aus gutem Grund - Warum der christliche Glaube nicht nur Glaubenssache ist.", Wuppertal 1998, und "Jesus für Skeptiker", Brockhaus-Verlag, 7. Auflage 2002. Der Autor hat diese und andere skeptische Fragen jahrelang in Vorträgen behandelt.

Weitere Information: -> Nietzsche-Tagung 2010