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SPD-Spitze im Gleichschritt gegen Sarrazin


13.09.10

SPD-Spitze im Gleichschritt gegen Sarrazin

(MEDRUM) Der Spiegel brachte heute die Meldung heraus, daß der SPD-Parteivorstand jetzt "offiziell" beschlossen hat, Thilo Sarrazin durch ein Parteiausschlußverfahren zur Rückgabe seines Parteibuches zu zwingen. Die Meldung wurde unter die Überschrift "Politprovokateur" gesetzt.

ImageDie Reihen fest geschlossen machte heute der SPD-Vorstand Front gegen das in Ungnade gefallene SPD-Mitglied Thilo Sarrazin. Im Gleichschritt wurde der Beschluß gefasst, den allseits attackierten Ex-Finanzsenator von Berlin aus der Partei zu verbannen. Nur ein einziges Mitglied kam ins Stolpern und enthielt sich der Stimme.

Nach der unfreiwillig erworbenen Einsicht Sarrazins, den Vorstand der Deutschen Bundesbank zu verlassen, noch bevor der Bundespräsident dem Antrag des Vorstandskollegiums stattgeben konnte, droht ihm nun der baldige Rauswurf aus der Genossenschar. Der "Politprovokateur" Sarrazin steht damit auch in der SPD einer erdrückenden Übermacht gegenüber. Sein Buch "Deutschland schafft sich ab" über Integrations- und Zukunftsprobleme Deutschlands hat sich für ihn als Fluch erwiesen. Der Prozeß der Desintegration schreitet für die Person Sarrazin unaufhaltsam fort.

Das kritische Bedürfnis Sarrazins, sich mit Gegenwarts- und Zukunftsfragen der Deutschen zu befassen, stößt in den Parteieliten nicht auf Gegenliebe. Womöglich fühlt sich Sarrazin jetzt an die Zeit Willy Brandts erinnert, der 1969 für die damalige SPD-geführte Regierung Deutschlands erklärte:

"Wir wollen mehr Demokratie wagen. Wir werden unsere Arbeitsweise öffnen und dem kritischen Bedürfnis nach Information Genüge tun. Wir werden darauf hinwirken, daß ... auch durch ständige Fühlungnahme mit den repräsentativen Gruppen unseres Volkes und durch eine umfassende Unterrichtung über die Regierungspolitik jeder Bürger die Möglichkeit erhält, an der Reform von Staat und Gesellschaft mitzuwirken. Wir wollen eine Gesellschaft, die mehr Freiheit bietet und mehr Mitverantwortung fordert. Diese Regierung sucht das Gespräch, sie sucht kritische Partnerschaft mit allen, die Verantwortung tragen, sei es in den Kirchen, der Kunst, der Wissenschaft und der Wirtschaft oder in anderen Bereichen der Gesellschaft."


Das Buch von Thilo Sarrazin, das die Kontroverse um seine Person auslöste, erschien in der Deutschen Verlagsanstalt: Deutschland schafft sich ab


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