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"NUN SAG, WIE HAST DU'S MIT DER RELIGION?"


21.04.09

"NUN SAG, WIE HAST DU'S MIT DER RELIGION?"

Der Chefredakteur des Cicero - und der Volksentscheid "Pro Reli" in Berlin

Ein Zwischenruf zur Gretchenfrage von Kurt J. Heinz

(MEDRUM) Die altberühmte Frage, aus vielleicht dem größten Werk der deutschen Literatur, ist auch heute aktueller denn je. Prominente äußern sich dazu in einer Broschüre der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) "Prominente Argumente für die Wahlfreiheit zwischen Ethik und Religion".

Gretchen stellte die Frage an Dr. Faust, die KAS stellte die Frage an Prominente.

Der studierte Philosoph Michael Schmidt-Salomon hat in seinem Kinderbuch "Wo bitte geht`s zu Gott? fragte das kleine Ferkel" die Frage "NUN SAG, WIE HAST DU'S MIT DER RELIGION?" auf seine Weise beantwortet: Allein ich glaub, er hält nicht viel davon. Die Antworten Schmidt-Salomons stellen indes viele nicht zufrieden.

Wer philosophischen Tiefgang sucht, wird weniger bei Michael-Schmidt Salomon, aber schon eher bei Friedrich Nietzsche fündig. Nietzsche sah das Unheil voraus, das nach dem "Abfließen der Gewässer der Religion" Sümpfe in der Kultur hinterläßt, alles Festgeglaubte auflöse und zur Barbarei führe. "Niemals war die Welt mehr Welt, nie ärmer an Liebe und Güte", schrieb Nietzsche in seinen unzeitgemäßen Betrachtungen.

Wem diese Antwort nicht genügt oder wer eine aktuellere Antwort sucht, die ebenfalls Tiefgang verrät, wird in der Broschüre der KAS fündig. Dort findet sich auf Seite 37 die Antwort des Chefredakteurs des Magazins für politische Kultur CICERO, Dr. Wolfram Weimer. Er gibt zur Frage der Bedeutung der Religion eine nachdenkenswerte Antwort:

"Wer aus der Religion austritt, tritt ins Nichts. Wer aus religiöser Bildung austritt, tritt in die Kulturlosigkeit ein. Denn Religion ist die Poesie der Völker. In ihr bündeln sich die Sehnsüchte und Ängste, die Träume und Mythen, die Geheimnisse und Visionen einer Kultur. Sie macht den spirituellen Kern jeder Gesellschaft aus. Wer diesen Kern schon in den Schulen erkalten lässt, der lässt die Kultur eines Landes erkalten. Es gibt keine Zukunft ohne Herkunft. Berlin sollte keine Heimstatt von religiösem Analphatismus werden. Denn als religiöse Analphabeten wären unsere Kinder zu gar keinem Dialog der Kulturen mehr fähig."

Man muß also nicht Papst Benedikt befragen, der die Gottesferne der modernen Gesellschaft als ein großes Defizit der heutigen Zeit diagnostiziert. Die Bürger Berlins werden ihre Antwort ebenfalls bald geben. Sie stimmen am Samstag im Volksentscheid darüber ab, ob das Unterrichtsfach Religion nicht wenigstens gleichberechtigt neben dem Fach Ethik im Pflichtfächerkanon der Berliner Schulen stehen darf. "BERLIN, NUN SAG, WIE HAST DU'S MIT DER RELIGION?"

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Prominente Argumente für die Wahlfreiheit zwischen Ethik und Religion",
eine Veröffentlichung der Konrad-Adenauer-Stiftung e.V., 2009,
St.Augustin/Berlin