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LSVD: "Crème de la Crème der Homohasser' hat unterschrieben"


26.04.09

LSVD: "Crème de la Crème der 'Homohasser' hat unterschrieben"

Selektives Mosaik der Frankfurter Rundschau zur Erklärung "Für Freiheit und Selbstbestimmung"

Zwischenruf von Kurt J. Heinz

(MEDRUM) Die Tageszeitung "Frankfurter Rundschau" berichtete in ihrer Online-Ausgabe vom 22.04.09 unter der Überschrift "Unterschriften für Homoheiler" über den Protest von mehr als 370 Bürgern und Personen des Öffentlichen Lebens, die sich für die Freiheit der Rede und Wissenschaft beim Internationalen Kongreß Psychotherapie und Seelsorge einsetzen, der Ende Mai in Marburg stattfinden soll (Initiative „Für Freiheit und Selbstbestimmung").

Als namhafte Erstunterzeichner nennt die Frankfurter Rundschau lediglich den Salzburger Weihbischof Andreas Laun sowie den CSU-Bundestagsabgeordneten Norbert Geis. Die Frankfurter Rundschau fügt - anstelle der mit der Erklärung zuvorderst genannten Philosophen, Theologen und Verfassungsrechtler wie die Professoren Spaemann, Schirrmacher, Kriele und Gerl-Falkovitz - die Aburteilung dieses Personenkreises von Hartmus Rus vom Lesben- und Schwulenverband hinzu: "Ansonsten hat die 'Crème de la Crème der Homohasser' unterschrieben", zitiert ihn das Blatt. Diese renommierten Persönlichkeiten sind demzufolge für Hartmus Rus "Homohasser". Sind sie dies auch für die Frankfurter Rundschau?

Selbst die Erklärung des ehemaligen Bundesverfassungsrichters,  Prof. Ernst-Wolfgang Böckenförde, der es "in einer freiheitlichen Ordnung als unerträglich" bezeichnete, "einige Personen mit einem Redeverbot belegen zu wollen", wird von der Frankfurter Rundschau offenbar als nicht erwähnenswert erachtet. Stattdessen zitiert das Presseorgan den Präsidenten der Fachhochschule Frankfurt, Detlev Buchholz, der gemeinsam mit dem ASTA Stadt und Universität Marburg aufgefordert habe, keine Räume für die Veranstaltung zur Verfügung zu stellen und sich von den "homophoben Tendenzen" zu distanzieren. Auch die Äußerung von Detlev Bucholz, man müsse gegenüber "homophoben Beiträgen" Rückgrat zeigen, weil sonst die Öffnung der "dual career services" für Homosexuelle zum Feigenblatt geraten würde, druckt die Frankfurter Rundschau zum Ende ihres Artikels ab.

An diesem Mosaik scheint sichtbar zu werden, was der spöttisch-ironische Triumph eines Textes in einem Internetblog der Schwulenbewegung über die Entwicklung in den Parteien aus der Homo-Perspektive widergespiegelt; in "Gay West" ist über die Entwicklung bei den konservativen Tories in England zu lesen:

"Egal ob CDU in Deutschland, die Republicans in den USA und nun auch noch die Tories in Großbritannien, überall in diesen Parteien wimmelt es von Homo-Initiativen, Homo-Gruppen, Homo-Sympathisanten und sogar leibhaftigen Homos, bereit sich ins Getümmel zu stürzen ...
Wer hätte jemals gedacht, dass sich eine konservative Partei, die ansonsten in der Reproduktion den Grundstein ihrer Macht sieht, weil ja nur so “die Gesellschaft”, also der Staat, am Leben bleibt, so warme Worte für Gebär- und Zeugungsverweigerer findet
. ...
Traditionell sehen es die Tories als ihre Aufgabe an, staatliches Sprachrohr des Christentums und insbesondere der Anglikanischen Kirche zu sein, beides Institutionen, die wir Homos nach und nach auf unsere Seite ziehen werden
..."

Diese Sicht erhellt Hintergründe für einen Artikel wie "Unterschriften für Homoheiler", mit dem hochkarätige Personen des öffentlichen Lebens kommentarlos der Verunglimpfung als "Homohasser" und "homophob" preisgegeben werden. Und dies geschieht, obwohl diese Persönlichkeiten nichts anderes tun, als für Rechte einzutreten, die in einer freiheitlichen Demokratie selbstverständlich sind.

So ist es auch nicht verwunderlich, dass sich die Anhängerschar der Lesben- und Schwulenbewegung offensichtlich berufen und legitimiert fühlt, auf angebliche "Homohasser" in übelster Weise loszugehen. Zwei Beispiele bedrohlicher Anfeindungen machen dies deutlich:

  • "Fundamentalistischem Abschaum wie euch, muß man solange auf die Fresse hauen, bis ihr euch mit eurem dummen Gesabbel nicht mehr in die Öffentlichkeit traut. Mal sehen, vielleicht mache ich bald mal einen Abstecher in den Odenwald..."
  • "Meine tiefste Verachtung gegenüber solcher Intoleranz und fundamentalistischen Spinnern!"

Auch der Parlamentarische Geschäftsführer der Bundestagsfraktion von Bündnis 90/ Die Grünen, Volker Beck, leistete einer solch feindseligen Haltung mit einer Erklärung vom 16.04.09 Vorschub. Er rückte die wissenschaftliche Tätigkeit und den Vortrag von Christl Vonholdt vom Deutschen Institut für Jugend und Gesellschaft öffentlich in die Nähe der Strafbarkeit, und stellte ihr Recht zum Fachvortrag auf eine Ebene mit dem Unrecht antisemitische Positionen zu vertreten. Der Bundestagsabgeordnete Norbert Geis (CSU) erklärte dies im Interview mit der Tagespost vom 23.04.09 als "ungeheuerliche Entgleisung".

Die Unterzeichner hatten in der gemeinsamen Erklärung gefordert, auf dem Kongreß den freien fachlichen Diskurs zu ermöglichen und unter anderem festgestellt:

"Niemand bestreitet die Würde von Menschen mit homosexueller Orientierung und ihre persönliche Freiheit, eine homosexuelle Lebensweise zu praktizieren. Es gibt aber Menschen, die unter ihrer sexuellen Orientierung leiden und therapeutische Hilfe suchen. Wie wissenschaftliche Unter­suchungen zeigen birgt praktizierte Homosexualität ein erhebliches gesundheitliches und psychisches Risiko. ... Das müsste Grund genug sein, jenen, die sich kritisch mit Fragen homosexueller Lebensweisen befassen wollen oder therapeutische Hilfe suchen, diese Möglichkeit auch anzubieten. ... Diese Frage­stellungen sind aber weder von Intoleranz, noch neurotischer Angst oder gar von Hass geleitet, sondern von Verantwortung für die junge Generation und Sorge um die Zukunft der Gesellschaft."

Wer die Unterzeichner deswegen als "Hasser" brandmarkt, wer anderen Denk- und Redeverbote auferlegen will und dies auch noch als "Rückgrat zeigen" rechtfertigt, trägt auch Verantwortung für das, was er durch seine Verunglimpfungen und Aburteilungen auslöst.

Die Frankfurter Rundschau sollte nicht verwundert sein, wenn eine solche Agitation über die Medien in der Erklärung "Für Freiheit und Selbstbestimmung" als "mediales Mobbing" bezeichnet wird. Es genügt der Frankfurter Rundschau aber offenbar nicht, wenn engagierte, freiheitlich und demokratisch gesinnte Bürger und Vertreter dieser Gesellschaft als "Homohasser" beschimpft werden, um von "medialem Mobbing" sprechen zu dürfen. Werden sie nicht allein schon dadurch der Verachtung und Androhung von Prügeln preisgegeben? Oder muß das "auf die Fresse hauen, bis ihr euch nicht mehr an die Öffentlichkeit traut" erst noch verabreicht werden? Oder nimmt man auch das in Kauf und es ist dem einen oder anderen gar heimlich recht und willkommen? Wer dies, wie die Frankfurter Rundschau, nur als "angebliches" Mobbing bezeichnet und diejenigen diskreditiert, die solche Vorgänge zu Recht anprangern, trägt auch Mitverantwortung für das Mobbing, ob medial oder anderswie.

Frankfurter Rundschau -> Unterschriften für "Homoheiler"