Fünf Frauen gegen Thilo Sarrazin

28.08.10

Fünf Frauen gegen Thilo Sarrazin

Margot Käßmann wirft Sarrazin Menschenverachtung vor - Bund der Antifaschisten ruft zur Demo auf.

(MEDRUM) In der Auseinandersetzung vor dem Erscheinen des Buches "Deutschland schafft sich selbst ab" von Thilo Sarrazin haben fünf prominente Frauen gegen Sarrazin Position bezogen. Sie wollen keine Debatte mit Sarrazin führen, sondern verlangen seinen Austritt aus der SPD und seine Abberufung als Vorstandsmitglied der Bundesbank.

• Andrea Nahles, SPD-Generalsekretärin mit einer Bilderbuch-Parteikarriere (ohne nennenswerte eigene Erfahrung aus dem Berufs- und Erwerbsleben), nannte Sarrazin einen unterbeschäftigten Bundesbanker mit Profilneurose und fordert Sarrazins Parteiaustritt (HAMBURGER ABENDBLATT).
• Hannelore Kraft, SPD-Vorsitzende von NRW und ehemals Unternehmensberaterin, bezeichnete Sarrazins Aussagen über Integrationsbereitschaft "unerträglich" und legt ihm den Parteiaustritt nahe (RHEINISCHE POST).
• Claudia Roth, Partei Bündnis 90 / Die Grünen und ehemals Managerin der Band TON STEINE SCHERBEN, sagte, Sarrazins Aussagen seien "blanker Rassismus" und spricht sich für seine Abberufung aus dem Vorstand der Bundesbank aus (HANDELSBLATT).
• Gesine Lötzsch, Vorsitzende der Partei DIE LINKE und ehemals SED-Mitglied, deren Ehemann IM der Stasi war (MERKUR), forderte die Abberufung von Thilo Sarrazin als Vorstandsmitglied der Bundesbank.
• Margot Käßmann, ehemalige Ratsvorsitzende der EKD, die bei einer Trunkenheitsfahrt im Zustand der absoluten Fahruntüchtigkeit das Leben und die Gesundheit von Menschen in Hannover gefährdete, nennt Sarrazins Argumente "menschenverachtend" (DIE WELT).

Wie die fünf prominenten Frauen ergreift auch die "Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes - Bund der Antifaschisten" Opposition gegen Sarrazin. Der Bund der Antifaschisten, in dem laut Berliner Morgenpost vor allem Alt-Linke agieren, hat zu einer Demonstration gegen Thilo Sarrazin aufgerufen. In dem Aufruf zur Demo heißt es: "Kein Podium für geistige Brandstifter". Der Protest erreicht jetzt die Straße, so die Berliner Morgenpost.

Der Protest gegen Thilo Sarrazin muß vor dem Hintergrund seiner Aussagen zur Integrationsproblematik und Perspektiven für die Entwicklung der Verhältnisse in Deutschland gesehen werden. Folgende Aussagen sind vorab veröffentlichten Auszügen aus dem Buch von Sarrazin zu entnehmen:

• Es reicht aus, dass Muslime unsere Gesetze beachten, ihre Frauen nicht unterdrücken, Zwangsheiraten abschaffen, ihre Jugendlichen an Gewalttätigkeiten hindern und für ihren Lebensunterhalt selbst aufkommen.
• In Berlin werden 20 Prozent aller Gewalttaten von nur 1000 türkischen und arabischen jugendlichen Tätern begangen, eine Bevölkerungsgruppe, die 0,3 Promille der gesamten Berliner Bevölkerung stellt. Aber im Integrationsbericht der Bundesregierung wird deren Kriminalität relativiert.
• Wem ist eigentlich geholfen, wenn man offenkundige Tatsachen unterdrückt, die selbst die einsichtigen Betroffenen nicht leugnen? Sicherlich weder der Wahrheit noch der Integration.
• Die Sozialwissenschaftlerin Necla Kelek kritisiert: „Westliche Intellektuelle ermahnen gern zur Gelassenheit gegenüber solchen Kleiderfragen. Daran würde weder bei uns noch in der Türkei die Demokratie zugrunde gehen. Ich teile diese Meinung nicht, denn das Kopftuch ist die voranflatternde Fahne einer ganzen Ideologie, eines kollektivistischen und patriarchalischen Gesellschaftsbildes."
  
• Wer keinen Ehrgeiz hat und keine Not fürchtet, der kann kaum motiviert und gar nicht sanktioniert werden.
• Millionen grundsätzlich arbeitsfähige Menschen von 30, 40 und 50 Jahren werden dem Staat noch für weitere 30 bis 50 Jahre auf der Tasche liegen, während ihre Fähigkeiten mehr und mehr verkümmern.
• Es kann nicht ungerecht sein, alle erwerbsfähigen Empfänger von Grundsicherung zu einer Gegenleistung zu verpflichten. Wer gar nicht oder unregelmäßig erscheint, wer nicht pünktlich ist, wer eine zumutbare Leistung nicht erbringt, der fällt aus dem Transferbezug heraus.
  

Von 2002 bis April 2009 war Thilo Sarrazin (SPD) Finanzsenator im Berliner Senat der rot-roten Koalition. Er betrieb eine konsequente Sparpolitik. Unter seiner Verantwortung kam es im Jahr 2007 zum ersten Mal in der Geschichte des Landes Berlin zu einem Haushaltsüberschuss. Zuvor hatte sich Sarrazin unter anderem als Referent, Referatsleiter und Büroleiter in langjährigen Tätigkeiten in verschiedenen Bundesministerien sowie im IWF, bei der Treuhand, als Staatssekretär und als Leiter der Konzernrevision bei der Deutschen Bahn zu bewähren.

Seit Mai 2009 ist er Mitglied des Vorstands der Deutschen Bundesbank. Zu seinen Aufgaben gehören die Aufgabenfelder Informationstechnologie und Risiko-Controlling.