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Empörung wegen Bibel und Bonhoeffer


06.10.09

Empörung wegen Bibel und Bonhoeffer

CDU-Politiker setzt Hinweise auf biblische Quellen und theologische Stellungnahmen mit Verachtung gleich

(MEDRUM) Die Bibel spaltet beim Thema Homosexualität die Geister - auch in der CDU, wie die Reaktion eines CDU-Landtagsabgeordneten aus Nordrhein-Westfalen zeigte.

Ein engagierter Mitbürger wandte sich in einem Brief an Politiker und brachte seine Sorge zum Ausdruck, dass eine Übernahme des Amtes des Außenministers durch den FDP-Vorsitzenden, Guido Westerwelle, wegen dessen Homosexualität dem Ansehen Deutschlands schaden könnte. In seinem Brief räumte der Verfasser ein, dass er Homosexualität ablehne und wies dabei auf drei Aussagen hin:

  • auf den Römerbrief des Apostels Paulus,
  • auf eine Stellungnahme der Evangelischen Kirche Württembergs aus dem Jahr 2000 sowie
  • auf die theologische Auffassung Dietrich Bonhoeffers.

Aus der Stellungnahme der Evangelischen Kirche wurde im Brief zitiert: "Die Aushöhlung des 'göttlichen Mandats' (Dietrich Bonhoeffer) von Ehe und Familie und die positive Beurteilung praktizierender Homosexualität als ethisch gleichwertiger 'Lebensform' ist kein Zeichen des Geistes Jesu Christi in der Kirche. Sie spiegelt den Geist einer westlichen kulturellen Krise wider und ist ein Zeichen gesellschaftlicher Zukunftslosigkeit und der Orientierungslosigkeit innerhalb der Kirche."

Der Verfasser wies ferner auf die geschichtliche und kirchengeschichtliche Bedeutung des Römerbriefes hin: "Ich erinnere an die Bedeutung des Römerbriefes für die Reformation und für die Bekennende Kirche während der nationalsozialistischen Diktatur."

Der Landtagsabgeordnete hatte dafür wenig Verständnis. Die Antwort des CDU-Politikers:

"Ich möchte solche unglaublichen und verachtendenden Mails nicht mehr bekommen. MfG  M. R."

Nicht wenige Zeitgenossen befürchten angesichts solcher Reaktionen und der allgemeinen politischen Entwicklung im westlichen Kulturkreis, dass es in Deutschland bald strafbar sein könnte, ablehnende Aussagen der Bibel über Homosexualität zu zitieren. Dies könnte Realität werden, zumindest solange die moslemische Kultur noch nicht Leitkultur in Deutschland geworden ist. Denn auch im moslemischen Glauben und seinen Kulturkreisen wird Homosexualität abgelehnt. Deshalb sind homosexuelle Lebensweisen in vielen islamischen Ländern auch heute noch strafbar (in Ägypten bis zu 3 Jahre Freiheitsstrafe), während in Deutschland christlich fundierte Glaubensauffassungen in vielen Kreisen schon als diskriminierend gelten und vorerst noch mit Verachtung und Verhöhnung oder auch mit dem Entzug der Redefreiheit "bestraft" werden (wie bei Christival 2008).

Im Jahr 2008 hatte sich auch Kardinal Meisner eine ähnlich schallende Ohrfeige von einem Landespolitiker aus Nordrhein-Westfalen eingefangen - allerdings aus anderen Gründen - als er sich nämlich zum "C" in der CDU äußerte. Er hatte in einem Artikel im Wirtschaftsmagazin Capital die Auffassung vertreten, die CDU laufe Gefahr, sich bei christlichen Menschen selbst zu entwurzeln. Daraufhin erhielt er vom nordrhein-westfälischen CDU-Politiker Thomas Sternberg eine Rüge. Auch 20 Jahre nach dem Fall der Mauer sei Kardinal Meisner immer noch nicht im Westen angekommen, so Sternberg. Meisner fremdele mit der Demokratie, hieß es.

Aus solchen Vorgängen wird deutlich, dass sich das Koordinatensystem in Deutschland in den letzten Jahrzehnten stark verschoben hat. Der christliche Geist, der die Politiker der ersten Stunde beim Aufbau der Bundesrepulik noch prägte, ist bei vielen abhanden gekommen. Das Wort "Verantwortung vor Gott" fände in der Präambel des Grundgesetzes im heutigen Deutschland vermutlich keinen Platz mehr.


Leserbriefe

Auf meine Frage zum Thema Lissabon-Vertrag vom 10.04.2009 auf abgeordnetenwatch.de erhielt ich und ein anderer Interessent und sogar nach Bitte an Peter Struck bis heute keine Antwort.

http://ccc-chriscuschris.de/

Nicht nur 3 Jahre Freiheitsstrafe: Homosexuelle Lebensweisen werden in nicht wenigen, vor allem islamischen Staaten mit dem Tod bestraft! Insofern wünsche jedenfalls ich mir keine "islamische Leitkultur" in Deutschland (ich gehe davon aus, dass dies von medrum.de ironisch gemeint war). Die eigentlich interessante Frage ist doch: was passiert nun, wenn ein homosexueller Außenminister Westerwelle eben diese Staaten bereist? Klar, er genießt diplomatischen Schutz. Da geht es vielen Menschen, die zufällig gerade kein Außenminister eines demokratischen Staates sind, ziemlich anders. Z.B. Iran: bei homos. Männern: Todesstrafe, bei Frauen: 100 Peitschenhiebe. Saudi- Arabien: Höchststrafe Tod. Fraglich, ob ein offen homosexueller deutscher Außenminister helfen kann, das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit seiner Mitbrüder/Mitschwestern in diesen Ländern zu garantieren. Allein seine Orientierung (zu dieser haben sich ja auch Hamburgs Bürgermeister von Beust und Wowereit/Berlin bekannt), sollte nicht über seine Qualifikation als Außenminister entscheiden.

Es ist gut,das endlich ein homosexueller zumindest Vizekanzler ist.Ob er Außenminister wird,steht ja noch gar nicht fest. Stellt Westwerwelle es geschickt an, könnte er in vielen gesellschaftlichen Kreisen diese lächerlichen Vorurteile gegenüber homosexuellen endlich abbauen.

Islamische Länder sehen weit höhere Bestrafungen vor; in

http://info.kopp-verlag.de/news/in-welche-laender-unser-neuer-aussenminister-eigentlich-gar-nicht-einreisen-duerfte.html

findet sich folgende Liste:

AFRIKA
Ägypten: 3 Jahre Haft Algerien: 3 Jahre Haft Äthiopien: 3 Jahre Haft Benin: 3 Jahre Haft Botswana: 7 Jahre Haft Eritrea: 3 Jahre Haft Gambia: 14 Jahre Haft Guinea: 3 Jahre Haft Kamerun: 5 Jahre Haft Kenia: 14 Jahre Haft Liberia: Bußgeld Libyen: 5 Jahre Haft Malawi: 5 Jahre Haft Marokko: 3 Jahre Haft Mauretanien: Todesstrafe ohne Ausnahme Mauritius: 5 Jahre Haft Mosambik: 3 Jahre Haft Nigeria: Todesstrafe durch Steinigung oder 14 Jahre Haft (nur für Männer) Sambia: 14 Jahre Haft (nur für Männer) Sansibar: 25 Jahre Haft, da mit Mord gleichgestellt (7 Jahre Haft für Frauen) Senegal: 5 Jahre Haft Sierra Leone: Lebenslänglich Simbabwe: 3 Jahre Haft Somalia: Todesstrafe (in Gebieten, in denen die Sharia gilt), ansons-ten 3 Jahre Haft Sudan: Todesstrafe Tansania: 14 Jahre Haft Togo: 3 Jahre Haft Tunesien: 3 Jahre Haft Uganda: 20 Jahre Haft (nur für Männer)
ASIEN
Afghanistan: 15 Jahre Haft Bahrain: 10 Jahre haft (nur für Männer) Bangladesch: Lebenslänglich Brunei: 10 Jahre Haft Iran: Todesstrafe (nur für Männer), 100 Peitschenhiebe (für Frauen) Jemen: Todesstrafe Katar: 5 Jahre Haft Kuweit: 7 Jahre Haft Libanon: 1 Jahr Haft Malaysia: 20 Jahre Haft Malediven: 10 Jahre Haft Myanmar: Lebenslänglich Nepal: 1 Jahr Haft Oman: 3 Jahre Haft Pakistan: Lebenslänglich (nur für Männer) Saudi Arabien: Todesstrafe Singapur: Lebenslänglich Sri Lanka: 10 Jahre Haft Syrien: 3 Jahre Haft Turkmenistan: 2 Jahre Haft (nur für Männer) Usbekistan: 3 Jahre Haft (nur für Männer) Vereinigte Arabische Emirate: 10 bis 14 Jahre Haft
NORD- und MITTELAMERIKA
Antigua und Barbuda: 15 Jahre Haft Barbados: Lebenslänglich Grenada: 10 Jahre Haft (nur für Männer) Jamaika: 10 Jahre Haft, verbunden mit schwerer Zwangsarbeit (nur für Män-ner) St. Kitts und Nevis: 10 Jahre Haft (nur für Männer) St. Lucia: 10 Jahre Haft St. Vincent und die Grenadinen: 10 Jahre Haft Trinidad und Tobago: 25 Jahre Haft
OZEANIEN
Cookinseln: 14 Jahre Haft (nur für Männer) Kiribati: 14 Jahre Haft (nur für Männer) Palau: 10 Jahre Haft (nur für Männer) Papua-Neuginea: 14 Jahre Haft (nur für Männer) Samoa: 7 Jahre Haft Salomonen: 14 Jahre Haft Tonga: 10 Jahre Haft (nur für Männer) Tuvalu: 14 Jahre Haft (nur für Männer)
SÜDAMERIKA
Guyana: Lebenslänglich

Da frage ich mich doch:Wo bleibt da der Aufschrei der Kirchen???Sie sind doch sonst so engagiert,wenn es um Menschenrechte geht,vor allem in der dritten Welt!Aber davon hat der Papst,Evangelikale oder andere Kirchenvertreter noch nie ein Wort verloren!! Tolerieren es diese gar still und heimlich??

Mal mit einem Augenzwinkern gesagt: ich denke, niemand in Saudi- Arabien wird fragen, ob Guido Westerwelle homosexuell ist, denn Guido Westerwelle wird einen Saudischen Minister mit Sicherheit auch nicht fragen, wie viele Frauen er hat! Ich möchte nicht, dass Herr Westerwelle aufgrund seiner homosexuellen Orientierung kleingeredet wird. Auch als Nicht-FDP-Wähler muss man ihm eines lassen: er ist durch Beharrlichkeit nach vielen Irrungen ans Ziel gekommen und hat seine FDP nach dem Ende der Ära Kohl 1998 zum besten Ergebnis ihrer Geschichte geführt (was wiederum der CDU den Weg aus der großen Koalition ermöglicht hat). Persönlich ist er auch nicht mein "Wunsch- Außenminister", aber aus dem einfachen Grund, dass ich bei ihm anders als bei seinem "Ziehvater" Genscher keine außenpolitischen Erfahrungen erkennen kann (wobei ich das bei Fischer auch nicht erkennen konnte). Und es steht wohl, wie die Situation mit dem BBC- Reporter vermuten lässt, nicht gut um seine Englischkenntnisse ... Der Mann gehört in die Wirtschaft!