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Der YPSILANTI-GAU in Hessen


03.11.08

Der YPSILANTI-GAU in Hessen

(MEDRUM) Nach dem ersten Fehlversuch von Andrea Ypsilanti in Hessen ist heute offenbar geworden, dass auch ihr zweiter Anlauf zur Machtübernahme in Hessen gescheitert ist.  Die Zahl der "Rebellen", die den Kurs unter Beteiligung der LINKEN nicht mittragen wollen, ist größer geworden.

Die Landtagsabgeordneten Carmen Everts, Dagmar Metzger, Silke Tesch und Jürgen Walter haben heute auf einer Pressekonferenz erklärt, dass sie den Kurs der Regierungsbildung der SPD im Zusammenwirken mit der Partei DIE LINKE aufgrund ihrer grundsätzlichen Überzeugungen und ihrer Verpflichtung gegenüber den Wählern nicht mittragen können. Deshalb könnten sie bei einer Wahl im hessischen Landtag nicht ihre Stimme für eine Regierungsbildung abgeben, die unter Mitwirkung der LINKEN zustande käme.

Das Entsetzen bei Ypsilanti und ihren roten Genossinnen und Genossen über soviel Courage von Abweichlern in den eigenen Reihen ist groß. "Charakterlos", "unsolidarisch", "politische Verkommenheit", das sind einige Vokabeln, mit denen das Quartett der Abweichler aus den Reihen derer belegt wurde, die sich um die Macht betrogen sehen. Selbst Rufe nach einem Parteiausschluss wurden vernommen und  Forderungen nach einer Rückgabe der Mandate wurden laut. Carmen Everts, Dagmar Metzger und Silke Tesch sind vom Wähler direkt gewählte Abgeordnete. Die Forderung, sie sollen ihre Mandate zurückgeben, dokumentiert ein seltsames Verständnis von Demokratie, vom Wählerauftrag  und von der Unabhängigkeit des Abgeordneten, auch von einem Mangel an Achtung seiner persönlichen Verantwortung und seiner Gewissensentscheidung. Die Partei oder die, die für die Partei sprechen wollen, will alles Unliebsame nicht dulden, sie will alles für sich vereinnahmen, den Abgeordneten, sein Gewissen und nicht zuletzt auch dessen Wähler. Hinzu kommt, dass der Wähler Frau Ypsilanti - trotz aller Stimmenverluste für Roland Koch - eben nicht die Stimmenmehrheit in Hessen beschert hat und der Wähler bei seiner Stimmabgabe für die SPD darauf vertrauen durfte, dass die SPD nicht mit der LINKEN koaliert.

In Hessen ist der Versuch von Andrea Ypsilanti, dies alles zu ignorieren und nach eigenem Kalkül hinzubiegen, erneut gescheitert. Ypsilanti scheiterte aber nicht an einem Quartett von vier Abweichlern, sondern an ihrer eigenen Inkonsequenz, den von ihr selbst dem Wähler verkündeten Prinzipien auch dann treu zu bleiben, wenn dafür die kalkulierte Mehrheit von Wählerstimmen versagt bleibt. Mit Niederlagen nach Wahlen und innerhalb der eigenen Partei demokratisch umzugehen, gehört zum Anstand in der Politik. Die Weigerung der vier Abgeordneten, sich dem Diktat der Parteiführung zu unterwerfen nachdem ihre Stimme an die Wand gedrückt wurde, ist das Gegenteil von Charakterlosigkeit oder Verkommenheit. Es ist die Courage, sich zur persönlichen Verantwortung vor dem Wähler und seinem Votum zu bekennen und glaubwürdig bleiben zu wollen. Darin, dass dies bei Genossinnen und Genossen Entsetzen auslöst, liegt die eigentliche Charakterlosigkeit, Verkommenheit und ein Mangel an Solidarität mit demokratischen Prinzipien. Dies wurde mit Recht zu Fall gebracht. Es ist ein mutiger Akt der politischen Hygiene, der großen Respekt und Solidarität aller freiheitlich gesinnten Demokraten verdient.

Die Bildreihe unten zeigt Carmen Everts, Dagmar Metzger, Silke Tesch und Jürgen Walter bei der Abgabe ihrer Presseerklärung über ihre abweichende Auffassung.

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Leserbriefe

das ist jedenfalls alles andere als christlich, was sie da schreiben. Eines ist doch klar, Frau Ypsilanti und erst recht die Linke sind bessere Christen als die CDU/CSU, die christlich auch noch im Namen führen. Überhaupt ist Christ-sein, was für das Menschsein ansich, in der Politik kommt es darauf an, Werte umzusetzen, und da ist sozial sein, bis hin zu sozialisitisch sein eine Art christliche Maxime im Weltlichen. Jene, die sich so nennen, sind es längst noch nicht, sie haben nur ihren eigenen wirtschaflichen Vorteil im Kopf,nicht das Wohl der Armen und Gerechtigkeit, - was christlich wäre. Sozialismus also als eine Art ins weltliche transformiertes Christentum, durch seine Terminologie als praktische Orientierung auch erstmal geeignet, um umsetzbar zu sein. Allemal besser als geheucheltes Christentum. ... und dann aber Flughäfen bauen und die Wirtschaft die Natur zerstören zu lassen. Stinkende Autos und was noch dazu gehört.

... und als Christen sollten Sie sehen, dass die Linken die besseren Menschen sind, die treten für soziale Gerechtigkeit. Und das böse Schreckgespenst Kommunismus? Eine ganze Menge von dem, was Jesus gepredigt hat, deckt sich mit dem, was auch Kommunisten wollen - und diese treten dafür ein. Also hätte es mehr Klasse als Christ tolerant gegenüber Links zu sein.

Die Maßstäbe für den Umgang mit der freien Meinungsäußerung und Mandatsausübung  von Abgeordneten sind in der hessischen Landesverfassung niedergelegt, dort heißt es:

Art. 10: "Jedermann hat das Recht, seine Meinung frei und öffentlich zu äußern. Dieses Recht darf auch durch ein Dienstverhältnis nicht beschränkt werden, und niemand darf ein Nachteil widerfahren, wenn er es ausübt...."

Art. 76: "Jedermann ist die Möglichkeit zu sichern, in den Landtag gewählt zu werden und sein Mandat ungehindert und ohne Nachteil auszuüben."

Art. 95 "Kein Mitglied des hessischen oder eines anderen deutschen Landtages darf zu irgendeiner Zeit wegen seiner Abstimmung oder wegen der in Ausübung seiner Abgeordnetentätigkeit getanen Äußerungen gerichtlich oder dienstlich verfolgt oder sonst außerhalb der Versammlung zur Verantwortung gezogen werden."

Die Redaktion