08.04.11
Widerstand gegen Verlust der Leucht- und Orientierungskraft der Evang. Kirche
Offener Brief von Pastor Uwe Holmer an den Ratsvorsitzenden der EKD, Präses Nikolaus Schneider
(MEDRUM) Das von der EKD-Synode im November des vergangenen Jahres beschlossene Pfarrdienstrecht hat einen kirchenrechtlichen Rahmen für das Zusammenleben homosexueller Partner im Pfarramt der Landeskirchen geschaffen. Dies war Anlaß für Pastor Uwe Holmer, sich in einem Offenen Brief an Präses Nikolaus Schneider, den Ratsvorsitzenden der EKD, zu wenden. Er schildert, welches Leid ihm die Haltung der Synode bereitet. Sein Fazit lautet: "Widerstand im Namen des Herrn nach dem Vorbild der Reformatoren".
Uwe Holmer, dessen Familie schon in der ehemaligen DDR gelitten hat, erfährt nun erneut Leid und Bedrängnis. Zunehmend werde das Wächteramt durch die Kirchenleitungen nicht mehr wahrgenommen. Die Kirche verliere dadurch an Leucht- und Orientierungskraft. Mit dem Pfarrdienstgesetz sei nun sichtbar für alle eine biblische Grenze überschritten worden. Die Zielrichtung der EKD, so Holmer, sei nun klar. Für ihn ergibt sich daraus: "Widerstand im Namen des Herrn nach dem Vorbild der Reformatoren, der Väter der Bekennenden Kirche und der jüngsten Erklärung der acht Altbischöfe."
MEDRUM dokumentiert den Brief von Pastor Uwe Holmer:
Offener Brief an den Ratsvorsitzenden der EKD
Sehr verehrter Herr Vorsitzender,
ich bin dankbar für meine evangelische Kirche. Ich bin in ihr getauft, konfirmiert und gelehrt worden. Und seitdem ich in der Landeskirchlichen Gemeinschaft eine bewusste Entscheidung für ein Leben mit Jesus getroffen habe und meines Heils gewiss geworden bin, wurde es mir zur Freude und zum Auftrag, lebenslang den Dienst der Verkündigung des Evangeliums in unserem Land zu tun.
Zunehmend aber leide ich an unserer Kirche. Zunehmend nehmen Kirchenleitungen ihr Wächteramt nicht wahr, dulden die Leugnung biblischer Heilstatsachen und sehen mit an, wie enttäuschte gläubige Christen ihre Kirche verlassen. Ständig verliert unsere evangelische Kirche an Mitgliedern, an Einfluss sowie an Leucht- und Orientierungskraft. Das ist auch für unser Volk ein tiefer Schaden. Mit dem neuen Pfarrdienstgesetz ist nun für alle sichtbar eine biblische Grenze überschritten. Das reformatorische „sola scriptura“, die alleinige Geltung der Heiligen Schrift als „Regel und Richtschnur für Lehre und Leben“ in der evangelischen Kirche ist mit diesem Gesetz aufgegeben. Unsere Kirche soll aber nach Gottes Willen „die Gemeinde des lebendigen Gottes, ein Pfeiler und eine Grundfeste der Wahrheit“ sein (1. Timotheus 3,15). Praktizierte Homosexualität lässt sich mit den deutlichen Aussagen der Heiligen Schrift nicht vereinbaren.
Es gibt für mich einen weiteren, wichtigen Grund dafür, dass ich homosexuelle Partnerschaft im Pfarrhaus ablehne: Ich will, dass meinen (Enkel-)Kindern das biblische Leitbild einer Familie mit Mann und Frau und Kindern vor Augen gestellt wird. Und ich wünsche und bete, dass sie es übernehmen. Ich will aber nicht, dass das evangelische Pfarrhaus mit dem Anspruch des geistlichen Amtes ihnen nahelegt, homosexuelle Partnerschaft sei ebenfalls ein biblisches Leitbild. Gerade in der Zeit von Pubertät und Konfirmation brauchen Kinder Vorbilder, die ihr Leben prägen. Vom Pfarrhaus soll biblische Weisung ins Land gehen.
Ich bin froh, dass meine mecklenburgische Kirche noch zurückhaltend ist in der Übernahme unbiblischer Lehren. Ich teile Ihnen aber mit: Sollte auch unsere Landeskirche bzw. die kommende Nordkirche ihre Pfarrhäuser für praktizierende homosexuelle Paare öffnen, werde ich mich keinem kirchlichen Vorgesetzten unterordnen, der diesem Gesetz zustimmt. Ich kann in ihm keinen Hirten sehen, der die Gemeinde „auf einer grünen Aue weidet und zum frischen Wasser“ führt.
Ich trete nicht aus der Kirche aus, sondern gehe in die innerkirchliche Opposition. Wo ich aber von Gemeinden und Gruppen zur Verkündigung gerufen werde, werde ich dem nach Kräften folgen. Und wo bekenntnistreue Gruppen endlich ihre Uneinigkeiten überwinden und sich in den zentralen Glaubenslehren zusammenfinden, werde ich dabei sein. Wir haben da ja ein gutes Vorbild in der „Bekennenden Kirche“ der dreißiger Jahre. Da könnte dann auch Ernst gemacht werden mit dem Wort von der „ekklesia semper reformanda“, von der Kirche, die immer neu reformiert werden muss. Auch die Schrift von Martin Luther ist neu zu bedenken, dass eine Gemeinde Recht und Macht habe, alle Lehre zu beurteilen und Lehrer zu berufen. Gott kann sich dafür jüngere, fähige Leute erwecken.
Das evangelische Pfarrhaus ist Jahrhunderte hindurch ein segensreiches Vorbild in unserem Volk gewesen. Diese Vorbildwirkung ist stark im Schwinden. Mit dem neuen Gesetz würde es zu einem verhängnisvollen Vorbild werden, dem sich viele christliche Eltern entziehen würden. Bitte verstehen Sie, dass ich diesen Brief als einen offenen in die kirchliche Öffentlichkeit gebe. Ich tue es in der Hoffnung, dass Brüder und Schwestern, die an einen Austritt aus der Kirche denken, es mir gleichtun und nicht austreten, sondern als „Protestanten“ ebenfalls Protest anmelden und zusammenrücken. Denn alles, was die Kirche schwächt, schwächt auch ihren Segensdienst in unserem Volk. Dieser Offene Brief ist zugleich ein Appell an die bekennenden Gruppen, sich zu einigen und bekennende Christen zu sammeln, damit sie ihre Kirche nicht verlassen. Erlauben Sie mir bitte noch einige erklärende Bemerkungen:
Im Dienst unserer Kirche Ihnen verbunden
grüße ich Sie
Ihr Uwe Holmer
Uwe Holmer gehört zu einer großen Zahl von geistlichen Gemeindegliedern, die - wie die acht Altbischöfe - die Kirchenleitungen mahnen, nicht am eingeschlagenen Pro-Homo-Kurs festzuhalten, sondern umzukehren und an den Aussagen der Bibel, die gleichgeschlechtliche Sexualakte verurteilt, festzuhalten.
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Uwe Holmer stammt aus Mecklenburg und gehörte zu jenen Pfarrern in der ehemaligen DDR, deren Biographie durch das Unrechtsregime der SED leidvoll geprägt wurde. In der Chronik zur Wende von rbb-online wird über seinen Lebensweg festgehalten: Er wurde 1955 Landpfarrer und erlebte die Zwangskollektivierung in seiner ersten Pfarrstelle Loissow (Mecklenburg); später wurde er Leiter und damit auch Bürgermeister der Hoffnungstaler Anstalten in Lobetal, sie waren 1905 eingerichtet worden, um Obdachlosen einen neuen Anfang zu ermöglichen; „Hier werde ich gebraucht" war seine Antwort auf Fragen, ob er nicht lieber in den Westen Deutschlands gehen wolle; sieben seiner 10 Kinder kamen in Mecklenburg zur Welt, keines von ihnen durfte zur DDR-Zeit eine höhere Schule besuchen; am 30. Januar 1990 wurde Erich Honecker, der ehemalige Partei- und Regierungschef der DDR, und seine Frau Margot, von der Pfarrersfamilie Holmer im brandenburgischen Lobetal aufgenommen; die Honeckers waren zu diesem Zeitpunkt praktisch obdachlos, weil sie in Wandlitz kein Wohnrecht mehr hatten und keiner ihrer Genossen bereit war, ihnen Asyl an zu bieten; „Vergebung statt Rache" praktizierte die Pfarrersfamilie im Selbstverständnis ihrer christlichen Überzeugung und stellte dem Ehepaar Honecker einen Teil ihrer Wohnung zur Verfügung; im Ruhestand ging Holmer nach Mecklenburg zurück und baute u. a. mit einem Freund eine Suchtklinik mit SOS-Station für Alkoholkranke auf; als Aushilfsseelsorger reiste er von Zeit zu Zeit nach Kasachstan und Kirgisistan, um an Bibelschulen zu lehren; Pastor Uwe Holmer fand es unwürdig, dass die Urne mit den sterblichen Überresten Erich Honeckers zehn Jahre nach dessen Tod noch immer in der Wohnung von Witwe Margot Honecker in Chile steht. „Im Saarland sollte es Ämter geben, die einen würdigen, sicheren Platz für seine Beisetzung finden", sagte Holmer der "Bild"-Zeitung.
Die diakonische Einrichtung Lobetaler Anstalten leitete Holmer von 1983 bis 1991. Außerdem war er Vorsitzender der Evangelistenkonferenz in der DDR und Mitglied des Hauptvorstandes der Deutschen Evangelischen Allianz.
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In der Debatte um Homosexuelle Partnerschaften im Pfarrdienst trat Mitte Januar der „Initiativkreis Evangelisches Kirchenprofil" an die Öffentlichkeit. Er wendet sich dagegen, homosexuelle Partnerschaften der Ehe gleichzustellen und ihnen generell den Zugang zum Pfarrdienst in der EKD zu ermöglichen. MEDRUM berichtete wiederholt über den Initiativkreis, der eine Internetseite «Initiativkreis Evang. Kirchenprofil» und eine Online-Aktion Unterstützerkreis Kirchenprofil (URL: http://www.medrum.de/node/7600) eingerichtet hat, über die sich Leser als Unterstützer der Initiative eintragen können.
Weiterhin erschien im März das Buch "... und schuf sie als Mann und Frau" als Beitrag zum kritischen Diskurs der Problematik "Homosexelle Partnerschaften im Pfarrdienst" (MEDRUM, 13.03.11: → ... und schuf sie als Mann und Frau ). Darin enthalten sind unter anderem die Beiträge:
09.02.11 | MEDRUM | Zulassung von Homo-Partnerschaften im Pfarramt gefährdet Grundkonsens in Baden |
26.01.11 | MEDRUM | Pfarrämter der EKD könnten bald auch Queer-Center werden |