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Rückschritt vom Toleranzdiktat in eine beliebige Zeitgeistethik


23.09.10

Rückschritt vom Toleranzdiktat in eine beliebige Zeitgeistethik

Theologe und Pfarrer Ulrich Rüß sieht in Auftritten von Polit-Promi-Homo-"Paaren" keinen Fortschritt, sondern Rückschritt für biblisch bekenntnisorientierte Ehe- und Familienethik

(MEDRUM) Nicht alles, was die säkulare Welt erlaubt, hält auch dem biblischen Ethos stand, wie eine Stellungnahme des evangelischen Theologen und Pfarrers Ulrich Rüß zeigt, der aus aktuellem Anlaß zur Frage Stellung nimmt, ob medienwirksame Auftritte von Polit-Promi-Homo-"Paaren" mit einer biblisch bekenntnisorientierten Vorbildfunktion für die Ehe- und Familienethik vereinbar sind.

Wie die Medien berichteten, trat Hamburgs Ex-Bürgermeister Ole von Beust (CDU, 55) von seinem Amt zurück, um mehr Zeit fürs Private zu haben, und zeigt sich seitdem vermehrt mit seinem 35 Jahre jüngeren, 19-jährigen Lebensgefährten.

Der evangelische Theologe und Pfarrer Ulrich Rüß, Präsident der Internationalen Konferenz Bekennender Gemeinschaften und Vorsitzender der Konferenz Bekennender Gemeinschaften in Deutschland, sieht in der Gegenwartsentwicklung und medienwirksamen Auftritten prominenter Politiker wie des Ole von Beust oder Guido Westerwelle keine positiven Signale, sondern wertet sie als Signal des Rückschritts vom Toleranzgebot zu beliebiger Zeitgeistethik. Im Wortlaut erklärte Rüß an MEDRUM:

Der Außenminister Guido Westerwelle (FDP) heiratet in Bonn seinen Lebensgefährten Michael Mronz. Der Exbürgermeister von Hamburg, Ole von Beust (CDU), stellt im Rahmen einer Armani-Modenschau seinen Partner vor, einen 19-jährigen Medizinstudenten, mit dem er zusammenlebt. Noch vor nicht langer Zeit war das unvorstellbar, gerade bei Menschen mit gewisser ethischer Vorbildfunktion, dazu noch, wenn sie einer „christlichen" Partei angehören.

Mögen das die politischen Parteien und deren Vorsitzende und auch kirchenleitende Personen und Gremien in der evangelischen Kirche als Fortschritt einer liberal-aufgeklärten Gesellschaft gutheißen und preisen, mag die Mainstream-Mehrheit kein ethisches Problem dabei empfinden, für Menschen, die sich in ihrer Ethik an das Zeugnis der Bibel gebunden wissen, ist das ein negatives Signal, ein Rückschritt in eine beliebige, vom allgemeinen Toleranzdiktat bestimmte Zeitgeistethik. Ist es nicht bezeichnend, dass medienbeflissene Kirchenleiter, die sich oft und gerne gesellschaftspolitisch äußern, hier schweigen? Wir Christen sind aufgefordert, auch als Minderheit uns für eine biblisch-bekenntnisorientierte Ehe-und Familienethik einzusetzen.

Pastor Ulrich Rüß steht seit 2009 an der Spitze der Internationalen Konferenz Bekennende Gemeinschaften (IKBG). Er hat das Präsidentenamt von Professor Peter Beyerhaus, Leiter des Instituts Diakrisis, übernommen, der fast 30 Jahre die Geschicke der IKBG lenkte. Die IKBG versteht sich als eine Bewegung glaubenstreuer Christen, die sich gegen eine als "bedrohlich empfundene geistlich-theologische Verflachung, ideologische Politisierung und Synkretisierung" des Glaubens aussprechen.

Rüß und die IKBG wenden sich mit ihrem Selbstverständnis gegen jene kirchlichen Entwicklungen, wie sie von der Evangelischen Landeskirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz propagiert werden. Wie MEDRUM berichtete, schreibt die Pröbstin Frederike von Kirchbach in einem Faltblatt, mit dem die EKBO lesbische und schwule Pärchen zum Gottesdienst für die kirchliche Segnung einlädt: "Es ist gut, wenn die Stadt Berlin durch die Farben des Regenbogens bereichert wird." Für die EKBO ist dies ein Grund zum Feiern, wie sie weiter im Faltblatt erklärt: "Für Christinnen und Christen, die der Evangelischen Kirche angehören, besteht in Berlin und Brandenburg sowie in der Region Görlitz die Möglichkeit, einen Gottesdienst zur Segnung einer eingetragenen Lebenspartnerschaft zu feiern." Das Jesus-Wort zur Ehe, daß der Mensch nicht scheiden dürfe, was Gott zusammengeführt habe, wird kurzerhand für homosexuelle Kirchenmitglieder und ihre anders gearteten Lebensvorstellungen umgedeutet. Bei der EKBO dürfte sich Ole von Beust mit seinem jungen Freund daher gut aufgehoben fühlen. Dort wird das Wort Jesu so verwendet, wie es in die Zeitgeistethik passt. Die biblisch-bekenntnisorientierte Ehe- und Familienethik muß hinter diesen Zeitgeist zurücktreten.


19.09.10 MEDRUM Von Beust hat jetzt mehr Zeit für seinen noch taufrischen Lebensgefährten
18.09.10 Hamburger Abendblatt Ole von Beust und Lukas Förster: "Wir leben zusammen"
18.09.10 FOCUS Hamburgs Ex-Bürgermeister wird Unternehmensberater
17.09.10 Spiegel FDP-Chef: Westerwelle heiratet seinen Lebensgefährten

 

Leserbriefe

kommt keine Gute Frucht.

und für mich überhaupt nicht nachvollziehbar, dass die Leute offenbar ihren gesunden Menschenverstand verlieren. Wie soll das enden?

Es fehlt jetzt nur noch, dass diese "Paare" eine künstliche Befruchtung für sich einfordern. Hier wäre der Steuerzahler mal wieder gefragt. Sie wollen vielleicht die "normale" Bevölkerung nicht allein als Pool für den eigenen Nachwuchs gebrauchen!

Ob jemand homo- oder heterosexuell ist, ist keine Frage von Gehorsam, Ungehorsam oder Zeitgeist. Homosexuell geprägte Menchen gab es zu allen Zeiten und wird es zu allen Zeiten geben. Was es nicht zu allen Zeiten gab, ist das Wissen darum, dass homosexuelle Menschen nicht von vornherein triebgesteuerte und sexbesessene Wesen sind, so wie der Apostel Paulus es damals annahm. Wie Menschen ihr Leben führen und welche Werte sie für sich anerkennen, ist unabhängig von ihrer sexuellen Prägung.

In einer EKD-Stellungnahme vom 22. Februar 2000 zu gleichgeschlechtlichen Partnerschaften und zur besonderen Bedeutung der Ehe ("Verlässlichkeit und Verantwortung stärken") heißt es, dass gleichgeschlechtliche Lebensgemeinschaften für die beteiligten Partner oder Partnerinnen Orte der Bewährung und Einübung mitmenschlichen Beistandes sein können und dass gesellschaftliche Anerkennung und rechtlicher Schutz hierfür verbesserte Voraussetzungen schaffen würden. Es ginge nicht um eine Alternative zur Ehe, sondern um die Stützung des Willens zum verantwortlichen Umgang miteinander in einer vom gesellschaftlichen Regelfall zu unterscheidenden konkreten Situation, nämlich dort, wo die Lebensform der Ehe nicht gewählt werden könne.