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Die Entscheidung über den Tod - Selbstbestimmung statt Vorsehung Gottes?


25.07.14

Die Entscheidung über den Tod - Selbstbestimmung statt Vorsehung Gottes?

Brisante Erklärungen: Ehefrau des Ratsvorsitzenden der EKD will selbst über die Beendigung ihres Lebens entscheiden und Nikolaus Schneider will sie dabei unterstützen

(MEDRUM) Ein Interview über die aktive Beendigung des Lebens, das Nikolaus Schneider, Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche Deutschlands (EKD), und seine Ehefrau Anne Schneider in einigen Medien veröffentlicht haben, hat ein zwiespältiges Echo ausgelöst und Fragen aufgeworfen.

Die aktive Sterbehilfe: Ein legitimer Akt der "Rückgabe des Lebens" an Gott?

Die Ehefrau von Nikolaus Schneider ist krebskrank. Seit wenigen Wochen weiß sie, dass ihre Gesundheit und ihr Leben von einem aggressiven Brustkrebs bedroht sind. Jetzt hat Anne Schneider, die sich zur Zeit in ärztlicher Behandlung befindet und noch auf Heilung hoffen darf, öffentlich erklärt, dass sie zum gegebenen Zeitpunkt in die Schweiz fahren will, um ihrem Leben ein Ende zu setzen.

Anne Schneider zitierte im Interview, das in der ZEIT unter der Überschrift "Wir halten die Wahrheit aus" und im STERN veröffentlicht wurde, Psalm 90:12: "Lehre uns bedenken, daß wir sterben müssen, auf daß wir klug werden." Für sie bedeute diese biblische Bitte, dass sie ihr "Ende aktiv gestalten kann in der Verantwortung vor Gott". Zur Gottesebenbildlichkeit des Menschen gehöre für sie eine "Gestaltungsfreiheit von Anfang bis Ende" dazu. In diesem Verständnis definiert Anne Schneider das Eingreifen durch aktive Sterbehilfe als einen Akt der Rückgabe des Lebens an Gott. Schneider wörtlich: "So sehe ich es als Teil meiner Verantwortung, dass ich auch entscheiden darf: Jetzt gebe ich mein von Gott geschenktes Leben dankbar an ihn zurück."

Von ihrem Ehemann erwartet Anne Schneider, dass er sie bei ihrem selbstbestimmten Weg zum Ende des Lebens unterstützt. Dazu erklärte Nikolaus Schneider, er würde dies trotz anderer Überzeugung aus Liebe zu seiner Frau tun. Zuvor hatte er die Niederlegung seines Amtes als Ratsvorsitzender der EKD angekündigt und dies mit der Erkrankung seiner Frau begründet: "Die Begleitung meiner an Krebs erkrankten Frau macht diesen Schritt unerlässlich. Unserem gemeinsamen Weg will ich alle Zeit widmen."

Sind Ausnahmen aus privaten Gründen unbedenklich?

Die Haltung der beiden Eheleute und ihre dazu öffentlich abgegebenen Erklärungen des Interviews spiegeln sich auch im Pressecho wieder. Der Tagesspiegel schreibt: "EKD-Chef facht Debatte über Sterbehilfe an." Schneider bringe die EKD in eine schwierige Lage, so die Zeitung.

Auch die ZEIT weist auf die Diskrepanz hin, die zwischen der Erklärung Schneiders und der Position der EKD besteht, denn die EKD lehnt die aktive Sterbehilfe ab. Einen interviewbegleitenden Bericht stellte die ZEIT unter die Überschrift: "Nikolaus Schneider sichert seiner Frau Sterbehilfe zu."

Welche Brisanz in den Erklärungen des Ehepaars Schneider über ihre Haltung in einer zentralen Frage des Lebens und Glaubens für die EKD steckt, zeigt das Magazin STERN auf. Dort heißt es: "Die Evangelische Kirche Deutschland hält an der Ablehnung von Sterbehilfe fest. Auch wenn ihr Vorsitzender in einem stern-Interview sich aus privaten Gründen Ausnahmen zugesteht."

Es stellt sich die Frage: Wie hält die EKD die Wahrheiten der Schneiders aus? Wer sich an der  biblischen Wahrheit des ans Kreuz geschlagenen Christus orientieren will, wird sagen: Seine Wahrheit war eine andere: Er ging den für ihn bitteren Weg der Vorsehung Gottes bis zum Ende.


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Leserbriefe

Ich will hier nicht über Entscheidungen von Menschen urteilen. Aber der Vorsitzende der EKD kann und darf nicht so reden. Warum auch? Selbst wenn sich das Ehepaar privat so entscheidet, so ist das doch geradezu schizophren, wenn Herr Schneider als EKD-Vorsitzender gegen die akitve Sterbehilfe ist, für sich und seine Frau aber eine Ausnahme will. Warum reden sie überhaupt darüber, zumal er ja zurücktritt. Das finde ich zwar gut wegen der Krankheit seiner Frau. Aber nach all seinem hin und her ist das wohl kaum ein Verlust. Also: ich kann doch nicht sagen: grundsätzlich bin ich dagegen, aber für mich selbst mache ich eine Ausnahme. Herr Schneider schadet der EKD immer mehr. Und die Bibel so falsch zu zitieren - traurig. Wie gesagt: ich urteile nicht, aber verlange Vorbildfunktion von denen, die sich so gerne als Vorbilder sehen.

Wie in allem soll Jesus Christus unser Vorbild sein. ER jedenfalls hat am Kreuz keinen Selbstmord begangen. ER gab seinen GEIST in Gottes Hand.

Ein trauriger Anblick wie diese Kirche sich immer mehr in Widersprüchen verfängt und von der Welt, an die sie sich so anbiedert, demontiert wird. Wenn sich Kirche vom Evangelium entfernt und in der Verweltlichung ihr Heil sucht, dann fehlt der feste Stand, die Heilsgewissheit und letztendlich die Kraft auf Gottes Wege zu vertrauen. Und so werden die Stolpersteine immer mehr werden, bis Spott und Hohn über den Gläubigen zusammen bricht und Gottes Name offen verhöhnt wird. Die Sterbehilfe-Debatte kann zu einer Sterbehilfe für die ganze EKD werden wenn man nicht bereit ist umzukehren, auf breitester Front.

Wer nicht an Gott/Jesus glaubt, zerstört sich selbst, so steht es in der Bibel. Nur folgerichtig, dass das am Ende des Lebens für die Ungläubigen auch so ist. Ein selbstbestimmtes Leben hat es nie gegeben, das würde ja "Leben" bedeuten. Der Tod hat nichts mit Leben gemein. Am Ende eines fremdbestimmten Lebens steht die Selbstvernichtung. Das alles hatte Gott nie so gewollt. Der Mensch denkt und lenkt sein Leben selber bis in den Tod und in die Ewigkeit, die Himmel oder Hölle heißt.