Sie sind hier

Welche Werte müssen Vorfahrt haben?


24.11.09

Welche Werte müssen Vorfahrt haben?

Vortrag von Hartmut Steeb über Werte beim Werte-Award 2009 der Neues-Leben-Stiftung

(MEDRUM) Werte sind Gegenstand ständiger, oft widerstreitender Diskussion: in der Politik, in der Wirtschaft und Arbeitswelt, in den Kirchen, in den Medien und in den unterschiedlichsten Bereichen von Staat und Gesellschaft. Werte waren auch Thema des Festvortrages beim Werte-Award 2009 der Neues-Leben-Stiftung (Altenkirchen) am Sonntag im Forum des Schönblick in Schwäbisch Gmünd.

Verlässliche Wertordnungen und Grundwerte statt Umdeutung von Werten

Der Generalsekretär der Deutschen Evangelischen Allianz, Hartmut Steeb (Stuttgart), hielt den Festvortrag der Veranstaltung und sprach zum Thema "Akzente setzen - Werte leben". Steeb blieb dem Thema seines  Vortrages treu und setzte seinerseits Akzente. Die wichtigen Werte seien nicht materielle Dinge, sondern von ideeller Natur, stellte Steeb heraus. Im ersten Teil seiner Überlegungen widmete er sich vor allem dem Wert des Rechtes auf Leben sowie dem Wert von Ehe und Familie. Diese Werte seien heute oft nicht mehr klar, weil schon mit Begriffen wie der Ehe häufig nicht mehr das bezeichnet werde, was früher unter Ehe zu verstehen gewesen sei, nämlich keine Lebensgemeinschaft auf Zeit, sondern eine lebenslange Treuegemeinschaft zwischen Mann und Frau. Gleichermaßen laufe auch das Verständnis des Begriffes Familie Gefahr, seine klaren Konturen zu verlieren, wenn unter Familie bald nur noch eine Stelle verstanden werde, an der sich Kinder aufhielten, einerlei ob dort auch Vater und Mutter seien. Steeb betonte, dass es für die Gesellschaft um Werteordnungen und die damit verbundenen Grundwerte gehe, weil gerade eine Gesellschaft, die atemberaubend schnellen Veränderungsprozessen ausgesetzt sei, verlässliche Werteordnungen und Grundwerte brauche.

Pro Familia: Verantwortung vor Gott "ist christlicher Fundamentalismus in Reinform"

Nach Auffassung Steebs sind zwei Akzente für die Zukunft unserer Gesellschaft entscheidend: Die biblische Werteordnung und die verfassungsmäßige Grundordnung. Die christlichen Werte aus der biblischen Grundordnung würden jedoch heutzutage vielfach bestritten, wie die Äußerung der Vorsitzenden von Pro Familia, Gisela Notz, bei ihrem Widerspruch gegen den Marsch für das Leben am 26. September 2009 in Berlin gezeigt habe, als sie feststellte: "Die Entrechtung steht hinter der Kampagne der Lebensschützer. Als bestimmende Autorität setzen die Lebensschützer stattdessen auf Gott. Das ist christlicher Fundamentalismus in Reinform." Steeb stellte diesem Fundamentalismusvorwurf der ProFamilia-Vorsitzenden die leitenden Vorstellungen der Verfassungsgeber des Grundgesetzes gegenüber, die sich nach der menschenverachtenden Diktatur des Dritten Reiches von der Verantwortung vor Gott leiten ließen und aus dieser Erfahrung und Verantwortung heraus die Würde des Menschen an die oberste Stelle aller Werte setzten, und die - den für das Leben des Menschen und die Zukunft der Gesellschaft so wichtigen Wert - "Ehe und Familie" als Grundwert unter besonderen Schutz des Staates stellten. Über das Verständnis der damit verbundenen Wertvorstellungen bestehe heute kein Konsens mehr. Notwendig sei es aber, auch künftig dem Grundwert und der Funktion von "Ehe und Familie" als lebenslanger Treuegemeinschaft zwischen Mann und Frau und Schutzraum für Kinder Vorrang zu gewähren.

Die guten Wertsetzungen zum Leuchten bringen

Im letzten Teil seines Vortrages präsentierte Steeb seine Überlegungen zur Frage, welchen Werte Vorfahrt gewährt werden muß. Steeb dazu: "Unsere Gesellschaft setzt Werte und lebt Werte! Aber welche? 'Arbeit hat Vorfahrt' sagen die Politiker und sie meinen es dabei sicherlich gut. Aber 'Arbeit war sein Leben' ist die zutreffende Grabinschrift für ein fleißiges Pferd. 'Werte haben Vorfahrt' müssten wir stattdessen sagen: Die Grundwerte für jeden gezeugten Menschen! 'Mütter haben Vorfahrt' müssten wir sagen, weil sie die wichtigste Säule in einer zukunftsträchtigen Gesellschaft darstellen. Sie müssten gefördert werden. Ihre vollzeitliche Tätigkeit müsste endlich die notwendige Anerkennung bekommen. 'Karriere hat Vorfahrt' sagen viele und denken wahrscheinlich noch viel mehr. Aber wir müssen deutlich machen: Die größte Karriere ist die Leistung, weit über den Tag hinaus zu denken und die Menschen der Zukunft zu gebären, für sie Zeit und Kraft einzusetzen. Vollzeitliche Familientätigkeit ist Karriere. Werte brauchen Vorfahrt! Biblische Werte brauchen Vorfahrt. Lasst uns nicht neue Werte suchen sondern die guten Wertsetzungen Gottes und unsere Väter und Mütter dankbar bejahen und als Schätze neu ausgraben, polieren, zum Leuchten bringen."

Preisträger des Werte-Award

Beim Werte-Award der Neues-Leben-Stiftung werden Personen für couragiertes Handeln, für innovative und strukturverändernde Projekte sowie für ein herausragendes Lebenswerk ausgezeichnet. Für couragiertes Handeln wurde Gertrud Dosch aus Kreuzwertheim ausgezeichnet, die Zeichen gegen die Vereinsamung von Menschen setzte. Michael Stahl aus Bopfingen im Ostalbkreis erhielt den ersten Preis für Projekte und Initiativen.  Er ist als Fachlehrer für Selbstverteidigung in Schulen, Kindergärten, Internate und Vereinen unterwegs. Für ihr Lebenswerk wurden Gerhard und Rosemarie Jalowski aus Greiz in Thüringen prämiert. Sie haben als Hauseltern einer diakonischen Einrichtung ihre Spuren hinterlassen. Das Vorstandsmitglied der Neues-Leben-Stiftung, Gerda Steenblock, erklärte zur Preisverleihung: "Mit dieser Auszeichnung möchte die Stiftung Neues Leben 'Glaube, Liebe, Hoffnung', eben Werten, die bleiben, eine große Bühne geben."

________________________________________________

Weitere Information: Werte-Award der Neues Leben Stiftung