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Terrorangriff gegen Kobane: "Der Westen schaut zu"


08.10.14

Terrorangriff gegen Kobane: "Der Westen schaut zu"

Hilferufe der kurdischen Bevölkerung in Nordsyrien scheinen im Dickicht unterschiedlicher Interessen von Europäern, Amerikanern und Türken unterzugehen

(MEDRUM) Die Menschen in Nordsyrien fliehen zu Tausenden vor den Milizen des sogenannten Islamischen Staates (IS). Die Stadt Kobane steht vor dem Fall. Die Kurden rufen vergebens um Hilfe und protestieren gegen die Gewalttaten.

ImageKurden massakriert und enthauptet

"Der Westen schaut zu", lautet die Überschrift der Nachrichten im Nachrichtensender ntv über den Angriff der Milizen des IS auf die Stadt Kobane in Nordsyrien. In der Meldung des Nachrichtensenders heißt es:

"Es ist davon auszugehen, dass nach der Einnahme durch die IS-Milizen grässliche Massaker an den Menschen folgen werden. Bereits in den vergangenen Tagen hatte der IS rund um Kobane Kurden massakriert und enthauptet." (Bildausschnitt links)

"Kraftvolle Luftschläge sehen anders aus"

Die Kurden kämpfen einen verzweifelten Kampf, bei dem selbst kurdische Frauen als bewaffnete Kämpferinnen ihr Leben einsetzen, gegen einen offenbar übermächtigen Gegner und rufen nach Hilfe. So fordern sie mehr Luftschläge durch die Alliierten, schwere Waffen und Munition.

Doch die Hilferufe der Kurden sind bisher vergebens. Die erflehte militärische Unterstützung bleibt aus. "Kraftvolle Luftschläge", so eine Korrespondentin der ARD, "sehen in der Tat anders aus". Am Boden fehlten die Verbündeten.

 

Gepanzerte türkische Verbände entlang der Grenze

Stattdessen beobachten türkische Panzerverbände das Geschehen aus sicherer Entfernung entlang der türkisch-syrischen Grenze (Bildausschnitt aus ARD-Brennpunkt unten). 300.000 Menschen seien aus der Stadt und den umliegenden Dörfern bisher geflüchtet, so der ARD-Brennpunkt am Dienstagabend.

ImageMangelhafte Unterstützung

Was tun die USA? Diese Frage stellt die Tagesschau der ARD angesichts des unaufhaltsam scheinenden Vorrückens des IS. Aus den Berichten der Tagesthemen geht unter anderem hervor, dass es den USA  offenbar wegen mangelnder Unterstützung durch die türkische Regierung nicht möglich gewesen sein soll, eine Basis in der Türkei für ihre Luftfahrzeuge zu nutzen. Die türkische Regierung soll ihre Unterstützung im Kampf gegen den IS an Bedingungen geknüpft haben. Schwer durchschaubar sei der NATO-Bündnispartner Türkei, so der Kommentator im ARD-Brennpunkt.

Kurden protestieren

In der Türkei protestieren mittlerweile die Kurden gegen die türkische Regierung, weil sie ihnen nicht dabei hilft, sich gegen die IS zu verteidigen. Unter den Kurden wachse die Wut (ARD-Brennpunkt). Mindestens vierzehn Tote soll es bei diesen Protesten gegeben haben (Stern). Auch in Deutschland gehen Kurden auf die Straße, um auf die verzweifelte Lage in Kobane aufmerksam zu machen (FAZ).

Militärisches Eingreifen gefordert

Auch Deutsche protestieren zunehmend gegen die terroristische Gewalt und fordern ein militärisches Eingreifen. So forderten beispielsweise die Bezirksverbände des Evangelischen Arbeitskreises der CSU München und Oberfranken am 2. Oktober 2014 ein militärisches Engagement Deutschlands im Kampf gegen IS-Terroristen und eine kompromisslose Haltung gegenüber Islamisten in Deutschland (Erklärung im Anhang). Die katholischen Bischöfe in Deutschlands haben bereits Ende August gefordert, der militärischen Gewalt des IS entschieden entgegenzutreten (MEDRUM berichtete).

Syrische Christen enthauptet

Welches Ausmaß von Terror und Barbarei von islamistischen Rebellen in Syrien ausgeht, ist schon seit längerer Zeit erkennbar. Im Sommer 2013 enthaupteten sie zwei syrische Christen vor laufenden Kameras, darunter den syrisch-katholischen Mönch François Mourad (Dieser Mann wurde geköpft, weil er Christ war). Doch die westliche Staatenwelt nahm dies im letzten Jahr hin, ohne dem Terror militärisch entgegenzutreten. Erst seitdem der Terror auf den Nordirak übergegriffen hat und Amerikaner und Briten enthauptet wurden, sagten die Regierungen der USA und Großbritanniens den Islamisten den Kampf an.

ARD-Brennpunkt-Video

12-minütiges Video des ARD-Brennpunktes vom 07.10.14: IS-Terror: Kurdenhochburg vor dem Fall

ImageGebet für die Verfolgten

Zum Gebet für die Freiheit gegen die Verfolgung von Christen und anderer Minderheiten, ruft eine Facebook-Initiative am Freitag, 18.00 Uhr, auf.

Im Facebook Aufruf von Tobias Schöll, der zum Leitungsteam des Christus-Treff Berlin gehört, heißt es: "Komm und sei dabei, wenn wir um 18 Uhr vor dem Brandenburger Tor für die beten, die von den IS-Terroristen verfolgt werden.

Gebetsliturgie ist im Anhang beigefügt.

Weitere Information in: www.facebook.com/groups/freitagsfuerdiefreiheit/


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Leserbriefe

Politik ist ein schmutziges Geschäft. In der Politik gibt es keine Freunde, sondern nur gemeinsame Interessen. Von daher ist das Verhalten der Türkei nicht ungewöhnlich und nicht verwunderlich.

Ich erinnere mich an den Aufstand der polnischen Heimatarmee gegen die deutsche Besatzung. Die Rote Armee stand vor Warschau und die Polen rechneten damit, dass die Russen zur Hilfe eilen würden. Aber nichts geschah. Die polnische Heimatarmee wurde ebenso wie Warschau platt gemacht und danach kamen die Russen. Vermutlich sah man in der polnischen Heimatarmee eine unerwünschte Konkurrenz, die der Übernahme Polens in das "sozialistische Lager" entgegengestanden wäre. Solche Beispiele ließen sich fortsetzen.

Was lernt man daraus: Man muss selbst stark genug sein, um sich wehren zu können. Das gilt im Kleinen, wie im Großen. Wer sich auf die Hilfe anderer verlässt, ist verlassen. Wenn ich da an unsere schwächelnde Bundeswehr denke, könnte einem Angst werden.

Erst waren es wenige, die durch ihre Angriffe Staaten und Gesellschaften in Schrecken versetzten, (11.September). Mittlerweile haben wir es mit ganzen Armeen von Terroristen in Afrika zu tun, die scheinbar keiner so recht aufhalten kann. Der Begriff des Terrorismus erfährt somit eine gewisse Inflation, zumal sich IS von anderen Rebellen nur durch deren Verbreitung in den öffentlichen Medien und im Internet unterscheidet. Die Gräueltaten sind nicht so einzigartig wenn wir an Kambodscha denken oder an die Judenvernichtung. Gräueltaten gab es bisher zu allen Zeiten, auch in der europäischen Geschichte. Das Wehklagen um den Terrorismus ist meines Erachtens mehr eine Schutzzuweisung, um sich nicht weiter mit den Ursachen auseinander setzen zu müssen. Würde man es tun, dann wäre man sehr schnell mitten in Europa und bei seinem heiligsten Heiligtum der Wirtschaft.

Was aber können wir unter diesen Umständen mit den Hilferufen aus dem Nahen Osten anfangen, vor allem angesichts der dahin geschlachteten Christen im Irak? Was uns Christen in Deutschland anbelangt, so scheint es mir manchmal, dass viele von ihnen nicht realisieren wollen, dass die Welt um uns herum ein Kampfplatz ist. Man nimmt den Wohlstands-Frieden Gottes gerne in Anspruch für sein persönliches Dasein, aber ignoriert, wie sehr andere Christen in der Welt ganz andere Erfahrungen mit ihrem Glauben machen und in direkter Auseinandersetzung und Konfrontation mit ihrem Umfeld leben. Hier verwundert es mich immer wieder, dass man sich als Christ gerne politisch äußert und politisches Fehlverhalten anprangert. Das mag in Einzelfällen vielleicht sogar geboten sein,m aber genau so wenig wie Gott ein Politiker ist, der an Mehrheitsentscheidungen arbeitet, genau so wenig sollte ein Christ sich auf menschliche Möglichkeiten und Kräfte berufen. Das, was die Welt verändern kann, war und ist und bleibt doch das Bekenntnis zum Dreieinen Gott, der die Friedensmacht hätte….. wenn wir es zulassen wollten und uns dazu bekennen würden. Siehe oben, Gebet für die Verfolgten.

Wer steckt wirklich hinter dem ganzen Schlamassel? Es waren die US-amerikanischen "Missionare" mit ihrem Drang zum Demokratie-Kreuzzug, die mit dem Sturz Saddams das Höllentor aufstießen. Ohne einen Hauch von Verstand haben die Gutmeinenden (mehr oder weniger gedrängt) den Krieg begonnen, nicht bedenkend, daß die islamische Welt ein Pulverfaß des Hasses ist. Sunniten und Schiiten sind sich spinnefeind. Es ist leider nicht auszuschließen, daß Mächte im Hintergrund die eigentlichen Akteure sind und die Präsidenten irgendwie manipuliert werden. Unter Obama, dem Heilsbringer geht es munter weiter. Lybien, Ägypten, Syrien ...