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Qualität der Erziehung, Verlässlichkeit des Zusammenlebens und Folgekosten für Sozialstaat


25.03.09

Qualität der Erziehung, Verlässlichkeit des Zusammenlebens und Folgekosten für Sozialstaat

Schwammiges Familienverständnis und Beliebigkeit von Partnerschaftsmodellen gefährden Sozialwachstum und gesellschaftliche Stabilität

(MEDRUM) In der Familienpolitik spielen die Erwerbstätigkeit der Eltern, die Gleichstellungspolitik des Gender Mainstreaming und die so genannte Wahlfreiheit eine dominierende Rolle. Der Erziehungswissenschaftler und Paartherapeut Albert Wunsch plädiert hingegen in seinem Beitrag "Familien heute, - traditionell, bunt oder modern?" dafür, die entscheidenden Qualitätskriterien für das Aufwachsen von Kindern und ihren Einfluss auf das "Sozialwachstum" der Gesellschaft in das Blickfeld der Politik zu rücken.

Ökonomische Faktoren sind de facto ein leitendes Kriterium für familienpolitische Konzepte und Programme. Die Erwerbsttätigkeitsquote von Frauen, ihre Karrierechancen und die Vereinbarkeit beruflicher Tätigkeiten von Eltern mit Aufgaben der Betreuung, Erziehung und Bildung ihrer Kinder sind die herausragenden Größen, die in familienpolitischen Debatten dominieren ( Bundesfrauengleichstellungsministerin sieht an der Zukunft vorbei ). Selbst in der evangelischen Kirche haben etwa Fragen der Geschlechtergerechtigkeit zwischen Frauen und Männern mitunter einen größeren Stellenwert als die Rolle der Familie und das Aufwachsen von Kindern ( Gender Mainstreaming im Programm der EKD ) und ähnliche Entwicklungen gibt es bei Katholiken ( Entgeltgleichheit zentrales gesellschafts- und frauenpolitisches Thema ). Dies führt zu einer Optimierung von Lebensverhältnissen, bei denen die Prosperität und Stabilität der Gesellschaft eine untergeordnete Rolle spielen. Die langfristige Prosperität und Stabilität einer Gesellschaft hängen nämlich weniger davon ab, in welchem Maße Eltern erwerbstätig sein können, ob sie sich frei für eine berufliche Tätigkeit entscheiden können, und ob Geschlechtergerechtigkeit in Erwerbsverhältnissen besteht, sondern vor allem davon, ob genügend Kinder und unter welchen Bedingungen Kinder aufwachsen.

Der Sozialpädagoge, Psychologe und Paartherapeut Albert Wunsch mißt den Bedingungen für das Aufwachsen von Kindern eine entscheidende Bedeutung für das "Sozialwachstum" einer Gesellschaft bei. Stabilität und Verläßlichkeit sind für ihn maßgebliche Qualitätskriterien. Wunsch verweist darauf, dass es auf das grundlegende Verständnis ankommt, was unter Familie verstanden wird, und dass der Einfluß, den die Partnerschaftsmodelle auf das Aufwachsen von Kindern haben, in politischen Leitvorstellungen berücksichtigt werden muß. Er fordert die Politik auf, die Bedingungen für das Aufwachsen von Kindern regelmäßig einer Bewertung zu unterziehen und dabei insbesondere die Qualität der Erziehung sowie die Verlässlichkeit des Zusammenlebens der Eltern als Familien zu berücksichtigen. Wenn dies nicht getan werde, seien nicht nur das Leid der Betroffenen - insbesondere der Kinder - noch größer, sondern die Folgekosten für den Sozialstaat gleichzeitig noch unbezahlbarer, so Wunsch.

Albert Wunsch versteht seinen Artikel in MEDRUM als Beitrag zur Diskussion der in der Politik propagierten Familien-Modelle. Er ist im Forum nachzulesen.

-> Albert Wunsch: Familien heute, - traditionell, bunt oder modern?