Sie sind hier

Lesben, Schwule und Freiheit der Wissenschaft


28.03.09

Lesben, Schwule und Freiheit der Wissenschaft

Lesben- und Schwulenverband will Seminare an Marburger Universität unterdrücken

(MEDRUM) Gegen die Durchführung von Seminaren, die sich mit der geschlechtlichen Identität von Mann und Frau befassen, geht jetzt der Lesben- und Schwulenverband erneut vor. Er hat die Universität Marburg aufgefordert, sich von mehreren Seminaren zu distanzieren und sie abzusetzen, weil sie angeblich unwissenschaftlichen Duktus hätten.

Eine Universität soll nicht mehr frei sein, wissenschaftliche Veranstaltungen durchzuführen, wenn es nach dem Sprecher des Lesben- und Schwulenverbandes (LSVD), Manfred Bruns, geht. Was wissenschaftlich und was unwissenschaftlich ist, will der 75-jährige Altjurist und Lobbyist der Lesben und Schwulen in eigener Auslegungshoheit selbst festlegen. Bruns besteht darauf, dass Seminare mit dem Titel „Reifung in der Identität als Frau und als Mann" und „Weibliche Identitätsentwicklung und mögliche Probleme" von der Veranstaltungsliste des „6. Internationalen Kongresses für Psychotherapie und Seelsorge" vom 20.-24.05.2009 gestrichen werden. Mit der Behauptung, sie seien gegen homosexuelle Identitäten und Lebensweisen gerichtet, glaubt er Angebote an Universitäten unterdrücken zu können, die sich mit wissenschaftlichen Fragestellungen zur sexuellen Identität auseinandersetzen wollen. So behauptet Bruns schablonenhaft unwissenschaftlich

  • es handele sich um Seminare mit vermeintlich wissenschaftlichem Duktus
  • die Seminare machten homophobe und gefährliche Umpolungsangebote
  • die „Akademie für Psychotherapie und Seelsorge e.V." sei für antihomosexuelle Angebote bekannt
  • die Referenten seien eindeutig der Evangelikalen Richtung homophober Hetze zuzuordnen.

Die Methode Bruns ist von einfachem Strickmuster. Geistige Auseinandersetzungen, die dem Berater Volker Becks sowie dem Schwulen- und Lesbenverband nicht gelegen sind, werden als homophob, gefährlich und hetzerisch klassifiziert, um dann die Forderung zu erheben, solche Auseinandersetzungen zu verbieten. Einen wissenschaftlichen Nachweis für seine Behauptungen bleibt er freilich schuldig.  Stattdessen versucht er seinen Behauptungen politischen Nachdruck zu verleihen, indem er auf bisherige agitatorische Bestrebungen und auf eine Drucksache des Bundestages verweist. Bei dieser Drucksache handelt es sich nicht um eine wissenschaftliche Auseinandersetzung mit der Homosexualität, sondern lediglich um eine Anfrage von Volker Beck an die Bundesregierung, auf die die Bundesregierung mit Darlegung ihrer Auffassung geantwortet hat.

Die zitierte Auffassung der Bundesregierung hat den Charakter einer politischen Meinungsäußerung aus einem Ressort der Bundesregierung, die weder aus wissenschaftlicher noch aus sonstiger Sicht irgendeinen Anspruch auf Verbindlichkeit oder Richtigkeit erheben kann. Es handelt sich mithin lediglich um einen Beitrag für die politische Debatte, der an den parlamentarischen Raum gerichtet ist. Wie fehlerträchtig und kritikwürdig solche Einschätzungen aus Bundesressorts sind, erleben wir insbesondere in existenziellen Fragen der finanziellen und wirtschaftlichen Entwicklungen tagtäglich. Für die Fachwelt und Wissenschaft hat eine solche Auffassung zur Anfrage von Volker Beck jedenfalls nicht einmal den Stellenwert einer wissenschaftlichen Abhandung oder Untersuchung. Sie bietet daher für eine wissenschaftliche Auseinandersetzung und die Forderungen eines Lesben- und Schwulenverbandes ebenso wenig eine Grundlage wie der Artikel eines Journalisten, der in einem Wochenmagazin über Fragen der Homosexualität schreibt. Er mag eine mehr oder weniger interessante Lektüre darstellen, aber auch nicht mehr. Auch die Tatsache, dass es der Lobby der Lesben und Schwulen bereits in der Vergangenheit gelungen ist, für die Absetzung vergleichbarer Seminare zu sorgen, besitzt keinerlei wissenschaftliche Aussagekraft. Sie ist von nebensächlicher Bedeutung und unterstreicht allenfalls, welchem agitatorischen Druck Veranstalter bereits in der Vergangenheit gewichen sind.

Wenn Bruns glaubt, durch seinen Verweis auf die Kleine Anfrage von Volker Beck nun offenbar auch universitäre Stellen in Marburg politisch unter Druck setzen zu können, zeigt er, mit welch durchsichtigen Methoden er eine freie geistige und wissenschaftliche Auseinandersetzung verhindern will. Die Auffassung aus einem Ressort der Bundesregierung soll für die Interessen des Schwulen- und Lesbenverbandes politisch instrumentalisiert werden. Dabei scheut er sich nicht, die grundgesetzlich garantierte Freiheit der Wissenschaft und Forschung zu verletzen, für die er gerade als Jurist besonders eintreten müsste. Doch als Sprecher und Lobbyist des Lesben- und Schwulenverbandes setzt er diese hintan. Stattdessen versucht er, die Universität Marburg politisch einzuschüchtern, indem er den Oberbürgermeister der Stadt Marburg, den Präsidenten der Philipps-Universität Marburg und den Dekan des Fachbereichs Psychiatrie in einem Offenen Brief auffordert, die geplanten Veranstaltungen abzusetzen. Dass bei diesem Kongreß - dem Gebot der Wissenschaft folgend - selbstverständlich der Dialog kontroverser Auffassungen geführt werden soll, muss zwar auch von Bruns eingeräumt werden, doch hindert ihn dies nicht daran, unbeirrt seine Absetzungsforderungen zu erheben. Mit repressiven und geradezu absurden Methoden fordert er von der Marburg Wissenschaft, sich von dem zu distanzieren, was ihre Aufgabe ist: nämlich die wissenschaftliche Auseinandersetzung zu betreiben, und davon auch die kontroverse Behandlung von Themen wie der Homosexualität nicht auszuschließen.

Bruns zeigt durch seine Forderungen im Umgang mit der Freiheit der Wissenschaft die gleiche geistige Haltung, die Volker Beck beim Umgang mit Menschenrechten für evangelikale Christen erkennbar werden ließ: Er mißt mit zweierlei Maß. Freiheit der Wissenschaft gilt für ihn nur dann, wenn sie mit den Interessen der Lobby der Schwulen- und Lesben konform ist, aber offenkundig nicht dann, wenn sie sich mit Fragen und Befunden beschäftigen will, die diesen Interessen zuwider läuft. Diese selektierende Geisteshaltung spiegelt sich im Vorgehen eines Manfred Bruns und Volker Beck wider.

Wer diesem indoktrinären Druck nicht die Stirn bietet und sie als geistige Bücherverbrennung entlarvt, leistet denen Vorschub, die die Freiheit der Wissenschaft aus ideologischen Gründen auf eine opportune und "politisch korrekte" Linie einschränken wollen. Wer jedoch wie der LSVD von evangelikalen Christen erwartet, dass sie unsägliche Diffamierungen ertragen müssen und diese auch noch mit dem grundgesetzlichen garantierten Recht auf freie Meinungsäußerung rechtfertigen will, der muß es selbst erst recht ertragen, wenn sich eine Universität mit wissenschaftlichen Fragestellungen zur Homosexualität befassen will.

Bruns hat mit seiner Forderung erneut unter Beweis gestellt, welch bedenkliches Verständnis von freiheitlicher Demokratie im LSVD zu bestehen scheint. Das hohe Gut der Freiheit der Wissenschaft ist zu kostbar, als dass es den repressiven Forderungen eines Lobbyisten wie Bruns geopfert werden darf, weder in Marburg noch in irgendeiner anderen deutschen Stadt. Es ist das gute Recht von Manfred Bruns, sich nicht an den Veranstaltungen an der Universität Marburg zu beteiligen. Aber es ist das gute Recht und die Pflicht einer freiheitlichen Stätte der Wissenschaft, sich mit Fragen der geschlechtlichen Identität von Mann und Frau zu befassen, ob es Manfred Bruns und seinem LSVD nun gelegen ist oder nicht. Schon das Denkverbot bei der Agitation gegen das Seminar über Homosexualität beim Jugendkongress Christival 2008 war ein Denkverbot zu viel. Diesem Denkverbot dürfen keine weiteren Denkverbote folgen. Es bleibt abzuwarten, ob die Universität Marburg dem Denkverbot eines Manfred Bruns widerstehen oder sich diesem beugen und der Brunsschen Indizierung unterwerfen wird.

LSVD -> Offener Brief zum 6. Internationalen Kongress für Psychotherapie und Seelsorge

Der Offene Brief von Manfred Bruns ist im Anhang als pdf-Datei beigefügt.

Manfred Bruns ist als Sprecher des LSVD und als Berater des MdB Volker Beck von Bündnis 90 / Die Grünen tätig. Im letzten Jahr hat er es geschafft, in die Anhörung des Rechtsausschusses des Deutschen Bundestages als sogenannter Experte eingeschleust zu werden, um dort in einer Anhörung von Sachverständigen für die völlige Gleichstellung homosexueller Partnerschaften mit der Ehe votieren zu können ( Fundamentaler Sachverstand in Fragen zur Vario-Ehe mit Kind ). Manfred Bruns ist gelernter Jurist, dessen Kompetenz in Rechtsfragen als ehemaligem Bundesanwalt am Bundesgerichtshof vorausgesetzt werden kann, allerdings ist nicht bekannt, dass es ihm gelungen ist, auch auf sozialwissenschaftlichem Gebiet eine wissenschaftliche Qualifikation nachzuweisen.


MEDRUM-Folgeartikel -> Grüne betreiben Rufschädigung und geistige Entmündigung