Sie sind hier

Kleine Ursache, gezielte Wirkung?


05.11.09

Kleine Ursache, gezielte Wirkung?

Bild von Norbert Geis wurde im Internetportal von Sandra Maischberger durch ein unfreundliches Bild ersetzt

(MEDRUM) Durch Austausch eines freundlichen durch ein unfreundliches Bild kann eine stark unterschiedliche Wirkung von einer Person beim Betrachter erzeugt werden. Dies wurde auf der Seite von Sandra Maischberger über ihre Sendung "Schwule und Lesben an die Macht!" demonstriert.

Der CSU-Politiker Norbert Geis gehörte zu den Gästen von Sandra Maischberger in ihrer Sendung am Dienstagabend. Maischberger präsentierte ihn als Kontrast zu Klaus Wowereit (SPD) und anderen Personen, die eine homosexuelle Lebensweise führen oder geführt haben. Von den Gästen wurden bei Ankündigung der Sendung im sendungsbegleitenden Internetportal und nach der Sendung unterschiedliche Bilder gezeigt.

Bild von Norbert Geis vor der Sendung

ImageVor der Sendung wurde Norbert Geis wie die anderen Gäste mit einem freundlichen Bild dargestellt (siehe Bild links).

 

 

 

Bild von Norbert Geis nach der Sendung

ImageDas Bild von Norbert Geis wurde nach der Sendung ausgetauscht. Er wird nun mit einem Bild dargestellt, das ihn mit einem unfreundlich wirkenden Gesichtsausdruck präsentiert.

Die übrigen Gäste werden auch nach der Sendung nicht in einer mit Norbert Geis vergleichbaren Weise dargestellt.

 

 

War ein sympathisches Bild unerwünscht?

Hätte man dies gewollt, hätte man Norbert Geis auch nach der Sendung in einer ebenso sympathischen Weise darstellen können, wie das nachfolgende Bild zeigt.

ImageBei diesem Bild handelt sich um eine Momentaufnahme aus dem Dialog von Norbert Geis mit den beiden männlichen Gästen Ingmar Zöller und Thomas Welter, die in einer gleichgeschlechtlichen Partnerschaft leben.

Erschien Sandra Maischberger ein solches Bild zu sympathisch?

 

 

 

 

 


MEDRUM -> Reaktionäres Ehebild

MEDRUM -> Maischberger-Sendung: "Schwule und Lesben an die Macht!"


 

Leserbriefe

Worte zeichnen Bilder im Hörer. So kann eine Frage bereits einen Sachverhalt in die Vorstellung und damit in den Bereich des Vorstellbaren, ja Möglichen rücken. Siehe hier. Man muss sich also nach der Berechtigung fragen. Die Unterstützung der Einführung der Todesstrafe und der Tötung ohne Gerichtsverfahren durch COMECE und EKD oder mangelnde Erwähnung der NATO-Bombenanschläge auf italienische Bürger zeigen eine Verzerrung der Realität die weit über den Wirkungsbereich der Sendung von Frau Maischberger hinaus geht.

Muss ich das jetzt verstehen?

Entschuldigt bitte aber Ihr übertreibt!!! Klaus Wowereit und Maren Kroymann sehen auf den neuen Bildern auch nicht gerade freundlich aus.

Zwar habe ich die Sendung nicht gesehen, aber ich empfinde schon das asymmetrische Arrangement als problematisch: Mit Herrn Geis und Herrn Gerlach saßen offenbar nur zwei Personen, die zur Homosexualität eine kritische Einstellung haben, sechs Vertreterinnen und Vertretern der Homosexuellen-Lobby gegenüber. Ganz unabhängig von meiner persönlichen Einstellung zum Thema Homosexualität, halte ich schon dieses Setting für höchst problematisch, wenn nicht zu sagen: unfair. Wer selbst schon einmal in einem ähnlichen gruppendynamischen Setting seine Minderheitenmeinung vertreten musste, kann dies sicher nachvollziehen. Hut ab vor Herrn Geis und Herrn Gerlach, die bereit waren, in einer solchen "Löwengrube" aufzutreten. Von Frau Maischberger, die ich sonst durchaus als sachliche und faire Moderatorin schätze, hätte ich hier anderes erwartet. Schade...

Der Schreiber/die Schreiberin des Artikels beweist ein sehr sensibler Gespür für die Wirkung von Bildern. Norbert Geis wirkt auf dem Bild aggressiv und verbissen. So passt er gut ins Klischee eines Reaktionärs, der kämpferisch und hart für seine Position streitet und sich darin als lieblos und unbarmherzig erweist. Scherlich kann man sagen, dass das Bild zum daneben gestellten Zitat passt ("Die Homo-Ehe LEHNT der ENGAGIERTE Katholik AB.", Hervorhebungen von mir), aber gerade in dieser Kombination wirkt er auf viele, die seine Position nicht teilen, noch unsympathischer. Hätte man ein freundlicheres Bild gewählt, würde die unsympathische Wirkung seiner Position durch seinen freundlichen Gesichtsausdruck eher abgemildert. Im Vergleich zu anderen Bildern sticht das Bild von Geis doch deutlich heraus, was den Grad der unsympathischen Wirkung betrifft. Es stimmt, die meisten anderen Diskutanten der Sendung wirken auf den Bildern auch nicht über die Maßen gewinnend, aber niemand wirkt so unsympathisch kämpferisch wie Norbert Geis.