Sie sind hier

idea fragt: "Was hat Präses Göring-Eckardt zu verbergen?"


30.08.13

idea fragt: "Was hat Präses Göring-Eckardt zu verbergen?"

Meldung von BILD verschwunden - Kirchenfrau wendet sich dagegen, Informationen über ihre Lebensführung preiszugeben und öffentlich zu machen

(MEDRUM) In der neuesten Ausgabe des idea-Magazins SPEKTRUM fragt der Kommentator Wolfgang Polzer: "Was hat Präses Göring-Eckardt zu verbergen?"


Umstrittene BILD-Meldung

Image

Die Frage des Kommentators der evangelischen Nachrichtenagentur idea wurde offenbar ausgelöst durch eine Anfrage von idea zum "Lebenswandel" von Katrin Göring-Eckardt. Polzer bezieht sich dabei auf eine vorausgegangene Meldung von BILD, die sich auf nicht genannte "Eingeweihte" berufen hatte. Darin ging es laut Polzer um eine vermeintliche Trennung der Präses der Evangelischen Kirche Deutschlands (EKD) von ihrem Ehemann (Überschrift in BILD: "Getuschel um die Ehe der grünen Kirchenfrau"). Die Meldung der Tageszeitung wurde von mehreren Medien aufgegriffen, so auch von der Münchner Abendzeitung. Dort wurde eine Kurzmeldung über Katrin Göring-Eckardt unter der Rubrik "Beileid" gebracht. Auch Wikipedia nahm die Meldung von Bild unter "Privates" auf und hat diese dokumentiert (Einzelnachweis 24). 

Polzers Frage erhält einen besonderen Stellenwert durch die Tatsache, dass nach Beobachtung von MEDRUM nicht nur BILD, sondern auch das katholisch orientierte Internetportal kath.net und die vielfach als rechtsstehend geltende, konservative Wochenzeitung Junge Freiheit ("Gerüchte über Ehe-Aus von Göring-Eckardt") die ursprünglich in ihrem Online-Angebot veröffentlichten Artikel ohne Angabe von Gründen wieder entfernt haben. Die Vorgänge um die BILD-Meldung und ihr Verschwinden war auch für MEDRUM Anlass, von einer entsprechenden Meldung Abstand zu nehmen. Ähnliches dürfte vermutlich auch in Wikipedia bevorstehen. Denn Wikipedia sagt über seine Verfahrensweise:"eventuelle strittige Angaben, die nicht durch verlässliche Belege belegt sind, müssen unverzüglich entfernt werden". Und verlässliche Aussagen oder Belege gibt es offenkundig nicht.

Privatleben nicht tabu?

idea nahm das Geschehen zum Anlass nachzufragen. Die Nachrichtenagentur hatte in der Sache nachgehakt und vermerkt dazu in Ausgabe 35/2013 von SPEKTRUM: „Wer dieser Tage nach dem Lebenswandel von Katrin Göring-Eckardt fragt, bekommt von ihrer Büroleiterin zu hören: ‚Sie erwarten doch wohl nicht, dass sie sich öffentlich zu ihrem Privatleben äußert?’ ". Doch, das erwarte er, meint Wolfgang Polzer in seinem Kommentar und begründet, weshalb das Privatleben der „Spitzenfrau der Grünen und EKD nicht tabu sein dürfte”. Es handele sich hier um die Spitzenkandidatin einer Partei, die in sein Privatleben hineinregieren und vor­schreiben wolle, dass er donnerstags in der Kantine kein Fleisch zu essen habe. Zum anderen erwartet Polzer Information, weil es sich um die zweithöchste Repräsentantin der EKD handele. 

Polzer stellt klar, dass es ihm nicht darum geht, den Stab über die Kirchenfrau und Politikerin zu brechen. Aber es könne von ihr erwartet werden, sich zu Schwächen, Fehlern und Fehltritten zu bekennen. Dies sei für Christen keine Schande, sondern zeuge von Mut und Aufrichtigkeit. Kritisch seien jedoch Heuchler zu betrachten, die das „Gefäß ihres Lebens nur außen auf Hochglanz polieren”, hebt der Kommentator unter Bezug auf die Bibel hervor.

Persönlichkeitsrechte versus öffentliches Interesse

Leser und Internetnutzer dürfen letzlich rätseln, ob die Information über eine vermeintliche Trennung auf falschen oder zutreffenden Gerüchten beruhte. Eine aufklärende Antwort gibt es derzeit nicht. "Warum bringt Göring­- Eckardt nicht Klarheit in die Sache?", bringt es Polzer auf den Punkt. Die Antwort der Kirchenfrau, sie äußere sich nicht über ihr Privatleben, lässt zumindest die Deutung zu, dass ihre private Lebensführung die Öffentlichkeit ihrer Ansicht nach nichts angeht, und dass sie ihren Persönlichkeitsrechten höheren Rang beimessen darf als dem Informationsinteresse, das die Öffentlichkeit an einer Person des Öffentlichen Lebens haben mag, auch wenn diese in ein kirchenleitendes Spitzenamt gewählt wurde. Für Transparenz in eigener Sache sorgt sie damit nicht.

Image

Wer Polzers Kommentar nachlesen will, muss idea-Spektrum abonnieren. Den die Spektrum-Ausgaben gehören nicht zum allgemein zugänglichen Online-Angebot von idea, sondern ist den Abonennten des Magazins vorbehalten (Monatsabo für Privatpersonen 6,80.- EUR). Weitere Information: www.idea.de/abonnements/voll-abo-ideaspektrum.html.

Offener Umgang von Bundespräsident Gauck

Wesentlich offener geht Bundespräsident Joachim Gauck mit Fragen nach seiner Ehe um. Auf die Frage einer Schülerin bei einer Begegnung mit Jugendlichen am 29.08.13 antwortete Gauck laut idea, es wäre ihm lieber gewesen, wenn es mit dem Eheglück geklappt hätte. Dies sei ihm nicht gelungen. idea zitiert den Bundespräsidenten mit den Worten: „Ich bin darauf nicht stolz, aber es ist wie es ist.

__________________

Katrin Göring-Eckardt ist Spitzenkandidatin der Partei Bündnis 90 / Die Grünen für den Bundestagswahlkampf 2013. Die Politikerin hat sich 2009 auch zur Präses der EKD wählen lassen und übernahm damit die Aufgabe, die Arbeit der EKD-Synode, die als Kirchenparlament fungiert, zu leiten. Nach ihrer Wahl zur Spitzenkandidatin entschied sich Göring-Eckardt, ihr Kirchenamt für die Dauer des Wahlkampfes ruhen zu lassen. Die "grüne Kirchenfrau" (BILD) setzt sich insbesondere für die Einführung der "richtigen Homo-Ehe" (Göring-Eckardt) und die Abschaffung des Betreuungsgeldes ein. Vor ihrer Parteikarriere bei den Grünen hatte Göring-Eckardt ein Theologiestudium begonnen, das sie laut Wikipedia ohne akademischen Abschluss beendete.


30.08.13 Joachim Gauck bedauert Scheitern seiner Ehe idea
28.08.13 Was hat Präses Göring-Eckardt zu verbergen? idea
10.09.12 Passt Wahlkampf und Kirchenamt zusammen? idea