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Geist in der EKBO vom Mehltau befallen


01.07.11

Geist in der EKBO vom Mehltau befallen

Ein Zwischenruf zur Verantwortung von Seelsorgern und Hirten

von Rolf-Alexander Thieke

(MEDRUM) Dieter Schimmelpfennig hat mit seinem Appell an den Superintendenten des Kirchenkreises Berlin-Stadtmitte, sich mit ihm zusammen den Nöten im Homosexuellen-Milieu zuzuwenden, ein biographisch und menschlich bewegendes Zeugnis abgelegt. Umso schlimmer dann die kaltschnäuzige Verweigerung von Superintendent Höcker mit seiner Erwiderung, das Jüngste Gericht abzuwarten (MEDRUM, 28.06.11).

Bertold Höcker gehört in Berlin zu den führenden Repräsentanten der „kirchlichen" Schwulen-Lobby, was Dieter Schimmelpfennig vielleicht nicht wusste. Mit seiner Antwort illustriert Superintendent Höcker, wie man theologisches Instrumentarium benutzen und missbrauchen kann, um vor unangenehmen Einsichten zu fliehen und sich einer persönlichen Begegnung zu entziehen. Die intensive persönliche Konfrontation mit der Wahrheit wäre für ihn wohl schmerzhaft, unter Umständen aber auch sehr heilsam geworden.

Superintendent Höcker zeigt sich hier nicht als Seelsorger und Hirte, sondern - wie auch andere bekannte Vertreter seinesgleichen in Berlin - als intransigenter und dogmatisierender Rechthaber, der um jeden Preis seiner Lobby und der eigenen schwulenpolitischen Arbeit mit pseudo-theologischen Mitteln treu bleiben will.

Man darf sich fragen, wie lange seine Kirchenleitung da noch mitmachen und die eigene irdische Verantwortung dem Urteil des Jüngsten Gerichts überlassen will. Beobachtern und Kennern der EKBO*) drängt sich allerdings schon seit Jahren der Eindruck auf, dass hier gegenüber dieser aufdringlichen Lobby ein hohes Maß an Befangenheit, Ängstlichkeit und Unfreiheit wirksam ist, die sich - wie Mehltau - auf das Denken mancher Verantwortungsträger gelegt haben.

*) EKBO: Evangelische Kirche in Berlin-Brandenburg schlesische Oberlausitz

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Rolf-Alexander Thieke ist Theologe, Pfarrer und Religionslehrer im Ruhestand. Geboren in Cottbus, studierte er Theologie in Neuendettelsau, Heidelberg und Göttingen. Nach Aufenthalten in der Schweiz, in Frankreich und in Großbritannien war er ab 1973 im Dienstauftrag in der Badischen Landeskirche für den gymnasialen Religionsunterricht tätig. Ab 1984 war er theologischer Studienleiter am „Seminar für Biblische Seelsorge" der Offensive Junger Christen in Reichelsheim und ab 1987 Schulpfarrer am Internat Schule Schloss Salem sowie an weiteren Schulen am Bodensee. Seit 2005  begleitet er pädagogische Projekte in Kinshasa/Kongo. Thieke ist Mitglied des Initiativkreises Evang. Kirchenprofil.


Der bundesweit orientierte „Initiativkreis Evangelisches Kirchenprofil" trat Mitte Januar 2011 an die Öffentlichkeit und wendet sich dagegen, homosexuelle Partnerschaften der Ehe gleichzustellen und ihnen generell den Zugang zum Pfarrdienst in der EKD zu ermöglichen.

Weitere Information: → «Initiativkreis Evang. Kirchenprofil»

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Leserbriefe

Lieber Herr Thieke,

Sie schreiben "dass hier gegenüber dieser aufdringlichen Lobby ein hohes Maß an Befangenheit, Ängstlichkeit und Unfreiheit wirksam ist". Ich frage mich woher diese Befangenheit kommt. Hat die Kirchenleitung, auch meiner bayrischen Kirche, ein schlechtes Gewissen gegenüber der Schwulenbewegung, was ist sie ihr schuldig? Warum diese Hörigkeit, und warum lassen diese Theologen Menschen im Stich, die ihre Homosexualität verstehen wollen, die sie nicht mehr hinnehmen wollen, weil sie ganz sein wollen und frei.

Ich möchte es gerne verstehen, denn ich habe so eine Wut auf meine Kirchenleitung, dass sie Menschen um die Vergebung unseres Herrn betrügt. Ich möchte es gerne verstehen, aber aufrichtige Gespräche scheinen wegen dieser Befangenheit nicht möglich zu sein. Können Sie mir Verständnishilfen geben?

Freundlicher Gruß,
Dietmar Ströbel

Lieber Herr Ströbel,

es ist kaum zu glauben, aber erst in diesen Minuten stoße ich erstmals auf Ihre Zeilen mit Ihrer berechtigen Frage! Die Antwort kann nur komplex ausfallen und hier nur sehr verkürzt: Sie haben treffend auf hohe Versäumnisse und das pastorale Versagen der Kirchen in der Vergangenheit hingewiesen. Die Not der betroffenen Menschen wurde oft nicht ernstgenommen und noch viel weniger wirklich verstanden. Die internationale Schwulenbewegung hat dafür gesorgt, dass sich Ersteres seit den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts verändert hat, aber die Verantwortungsträger in vielen Kirchenleitungen haben sich leider bis heute geweigert, ein tieferes, auch humanwissenschaftlich solides Verständnis zu erwerben.

Die kirchlichen Reaktionen in der EKD sind meistens pastoral oberflächlich; in vielen Fällen sind sie emotional bis sentimental gesteuert, ohne dass eine überzeugende biblisch-theologische Klärung des Liebes-Begriffs erfolgt wäre. Statt den Phänomenen Homo- und Bi-sexualität wissenschaftlich auf den Grund zu gehen, wird allerlei biblisch-theologische Willkür im Umgang mit Texten des Alten und des Neuen Testaments betrieben, um den Wünschen der politischen Schwulenbewegung entgegenkommen zu können. Diese trägt zur Verwirrung bei, indem sich mit allerlei fantasievollen sprachlichen Manipulationen und demagogischen Mitteln auftritt, z.B. solide kritische Problemanzeigen als Ausdruck von angeblicher "Homophobie" brandmarkt usw. Davon lassen sich viele auch in den Kirchen beeindrucken, blenden und einschüchtern.

Nicht wenige Kirchenleitungen sind inzwischen von den Lobbyisten der Schwulen- und Lesbenbewegung unterwandert. Sie zeigen sich immer wieder als beratungsresistent und vermeiden jede tiefere Ursachenklärung von Homo- und Bi-Sexualität. Eine solide Urteilsbildung und tieferes Verständnis in humanwissenschaftlicher und theologischer Hinsicht wird auf diese Weise doppelt und dreifach wirksam verhindert. Kenner der Personalsituation in vielen Landeskirchen sagen: Viele Verantwortungsträger sind meist emotional korrumpiert und theologisch unzuverlässig. Dies als ganz, ganz kurze Antwort, die sich um ein x-faches ergänzen ließe.