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Ganztagesbetreuung in Kinderkrippen in Schweden und Frankreich nicht zukunftsweisend


15.02.09

Ganztagesbetreuung in Kinderkrippen in Schweden und Frankreich nicht zukunftsweisend

(MEDRUM) Franziska Brüning berichtet in ihrem Artikel "Ihr Kinderlein kommet zurück" in der "Süddeutschen Zeitung" vom 14.02.09 über die Entwicklung der Betreuung von Kleinkindern in Schweden und Frankreich. Eine Ganztagesbetreuung in Kinderkrippen scheint dort nicht oder nicht mehr favorisiert zu werden.

Nach Zahlen einer neuen Studie werden 78 Prozent der französischen Kinder unter drei Jahren von ihren Eltern oder Verwandten und 13 Prozent von einer Tagesmutter betreut. Eine Krippe besuchen demnach nur 9% der Kleinkinder. Eine Vollzeitbeschäftigung beider Elternteile bei gleichzeitiger Ganztagesbetreuung wird den Bedürfnissen der Eltern in Frankreich nicht gerecht. Deswegen werden dort viele Maßnahmen ergriffen, um Eltern genügend Möglichkeiten zu geben, sich trotz Erwerbstätigkeit auch während der Arbeitswoche ihren Kindern widmen zu können. Spätestens beim zweiten Kind entscheiden sich die meisten Mütter für eine Teilzeitarbeit.

In Schweden erhalten Eltern, die ihre Kinder bis zum 3. Lebensjahr selbst zu Hause betreuen, ein monatliches Betreuungsgeld von 300 Euro und haben danach einen Anspruch auf Teilzeitarbeit. Politisch wird die Betreuung von Kleinkindern in Schweden also keineswegs - wie in Deutschland - auf Vollzeiterwerb bei gleichzeitiger Ganztagesbetreuung verengt, sondern setzt breiter und flexibler an.

Franziska Brüning kommt zu dem Schluß, dass die Neujustierung der Kinderbetreuung in Frankreich und Schweden auch in Deutschland beachtet werden sollte. Aus ihrer Sicht belegen gerade die Länder Frankreich und Schweden nicht, dass der Weg, den die deutsche Familienpolitik mit dem Kinderförderungsgesetz beschreiten will, der richtige Weg ist. Der französische und schwedische Ansatz stellt das Ganztagesbetreuungskonzept der Bundesregierung in Frage, so Brüning.

Eltern, die versuchen, ihre Kinder in den ersten Lebensjahren hauptsächlich in der Familie aufwachsen zu lassen, haben es in Deutschland schwer, Gehör und Unterstützung zu finden. Das wird auch aus den Erfahrungen des  Familiennetzwerkes deutlich. Die Vorstellungen der Familienpolitiker konzentrieren sich weitgehend darauf, die Betreuung von Kindern bereits in der frühkindlichen Entwicklungsphase in außerfamiliären Einrichtungen zu gewährleisten. Die Förderung und Unterstützung von Kindern, die in den ersten Lebensjahren in der Familie aufwachsen, wird demgegenüber stiefmütterlich behandelt, obwohl renommierte Experten immer wieder auf die Wichtigkeit der familiären Bindung von Kindern in der Frühphase ihrer Entwicklung hinweisen. Das Deutsche Familiennetzwerk hatte aus Sorge um die Kindesentwicklung letztes Jahr die Abgeordneten des Deutschen Bundestages in einem Offenen Brief aufgefordert, die gesetzlich geplanten Maßnahmen zum Krippenausbau zu stoppen. Ein Umdenken konnte dies bis heute nicht bewirken.

"Süddeutsche Zeitung" -> Ihr Kinderlein kommet zurück

MEDRUM-Artikel -> Das neue Dogma der Familienpolitik

MEDRUM-Artikel -> Familiennetzwerk fordert Stop des Krippenausbaus beim Deutschen Bundestag

Stop dem Krippenausbau