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Evangelische Allianz fordert Krisengipfel Familienpolitik


19.05.10

Evangelische Allianz fordert "Krisengipfel Familienpolitik"

(MEDRUM) Die Nachricht des Statistischen Bundesamtes vom Dienstag über die vorläufigen Geburtenzahlen für das Jahr 2009 nahm die Deutsche Evangelische Allianz zum Anlaß, einen "Krisengipfel Familienpolitik" zu fordern.

Die Bundesregierung ist mit mehr Krisen konfrontiert, als ihr recht sein kann. Während auf die Finanzkrise und Eurokrise überfallartig reagiert werden mußte, um Zusammenbrüche im Finanz- und Wirtschaftssystem zu verhindern, ist dies mit der Familienkrise anders. Seit Jahrzehnten liegen Geburtenraten weit unterhalb der Schwelle des Generationenersatzes, der 2,2 Kinder pro Frau beträgt. Schon seit mehr als zwei Jahrzehnten liegt die Zahl der Kinder pro Frau im Bundesgebiet kontinuierlich unterhalb von nur 1,5 Kindern pro Frau. Ein Zusammenbruch kommt hier nicht überfallartig, sondern vollzieht sich schrittweise über Jahre hinweg, hat aber ebenfalls gravierende Auswirkungen. Dennoch war die Entwicklung zu immer weniger Kindern nie Schwerpunkt der deutschen Innen- und Gesellschaftspolitik.

Der Generalsekretär der Evangelischen Allianz, Harmut Steeb, hat dafür kein Verständnis. Er hält es für unabdingbar, daß sich dies nun ändert. "Wer sich vollzeitlich für Kinder Zeit nimmt, darf nicht mehr länger mitleidig begleitet, wirtschaftlich benachteiligt, als 'Heimchen am Herd' verspottet und sozialrechtlich diskriminiert werden.", so Steeb in einer MEDRUM vorliegenden Stellungnahme zu den Geburtenzahlen. Er plädiert für ein nachhaltig wirkendes Sofortprogramm, mit dem die Geburtenrate mindestens auf 2,1 erhöht wird, um die Talfahrt in wenigstens 20 bis 30 Jahren stoppen zu können. Alles andere helfe nicht. Steeb dazu: "Darum brauchen wir jetzt den Krisengipfel für eine neue Familienpolitik!"

Die Türkei nimmt die demographische Entwicklung ernster. Das Land am Bosporus verzeichnet neuerdings Geburtenraten, die unter die Schwelle des Generationenersatzes gesunken sind. Wie MEDRUM berichtete, sprach sich der türkische Ministerpräsident deswegen jüngst für eine "Geburtenprämie" aus, um dem zu schwach ausgeprägten Kinderwunsch in der türkischen Bevölkerung wieder auf die Beine zu helfen.

In Deutschland sind derartige Programme noch nicht ins Auge gefasst worden, obwohl sie seit langer Zeit bestehen. Bisher glaubten Familienpolitiker aus allen Parteien, mit den Entscheidungen zum Ausbau der Krippenbetreuung und für Maßnahmen zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf werde auch der Kinderwunsch steigen. Ursula von der Leyen hatte dazu bereits Erfolgsprognosen abgegeben, die spätestens jetzt als Fata Morgana erscheinen. Die Deutschen wollten wieder mehr Kinder, Familie habe auch in der Krise Konjunktur, waren Äußerungen, an die von der Leyen wohl nur ungern erinnert wird.

Doch noch so starke Worte können die nüchterne Realität nicht ersetzen. Auch eine verändertes Rollenverhalten von Männern und Frauen, wie es vom Konzept des Gender Mainstreaming verlangt wird, kann hier keine Abhilfe schaffen. Babys wickeln und sie versorgen können Väter selbstverständlich als Aufgabe übernehmen. Doch Kinder zu gebären, bleibt auf absehbare Zeit trotz aller Umerziehungsprogramme noch den Frauen vorbehalten. Auch wenn Männer und potentielle Väter eine wichtige Rolle spielen, wird es letztlich entscheidend auf die Frauen ankommen und darauf, ob für sie als Leitbild nicht nur Erwerbstätigkeit und Karriere im Beruf, sondern vor allem auch die Aufgabe einer Mutter zählt, und ob ihnen mehr Mut zu Kindern und zur Familie gemacht werden kann.

Vorerst dürfte der Wunsch nach mehr Kindern in Deutschland wohl ein Traum bleiben. Er dürfte erst dann realere Bedeutung  erlangen können, wenn sich der Traum Hartmut Steebs erfüllt. Sein Traum ist, daß die Bundeskanzlerin zu einem Krisengipfel der Familienpolitik ins Kanzleramt einlädt und ein solches Treffen eine politische und gesellschaftliche Wende einleitet.


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