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Chemnitzer Bürger lehnen Darstellungen der Medien als unwahr ab


31.08.18

Chemnitzer Bürger lehnen Darstellungen der Medien als unwahr ab

(MEDRUM) Chemnitzer Bürgerinnen und Bürger haben beim Gespräch mit dem Ministerpräsidenten von Sachsen am Donnerstagabend die Darstellungen der Medien über den Chemnitzer Protest mit großem Nachdruck als unzutreffend zurückgewiesen.

Wie in den Live-Übertragungen des Nachrichtensenders ntv am Donnerstagabend mitverfolgt werden konnte, ist die Empörung Chemnitzer Bürger nach den Ereignissen vom Sonntag und den nachfolgenden Tagen sehr groß. Dies belegten viele Stimmen, die sich beim Gespräch von Bürgern aus Chemnitz mit Ministerpräsident Kretschmer am Donnerstagabend zu Wort meldeten. Im Zentrum der Kritik steht insbesondere die Kritik an den Medien, die nach Auffassung zahlreicher Chemnitzerinnen und Chemnitzer die Wirklichkeit nicht zutreffend dargestellt haben.

So wies ein Bürger die Mediendarstellungen über die Demonstrationen am Sonntag und Montag als Lüge zurück. Er meinte:

"Was am Sonntagabend im Fernsehen und in den Medien zu hören war, das war blanke Lüge. Ich muss das so sagen. Es gab am Rande von dieser unangemeldeten Demonstration, ich war kein Demonstrationsteilnehmer, sondern ich wollte zu den Firebirds mit vier bekannten und befreundeten Familien, es war eine unangemeldete Demonstration, aber es gab von der Seite der Demonstration keine Ausfälle, es gab meiner Ansicht nach auch keine Verletzten, es gab lediglich ein Video, wo ein dummer, schwarz gekleideter Mann einem ausländisch aussehenden Mann nachgerannt ist. Mehr war nicht.

Ihr Presse hört auf, über Chemnitz so schlecht zu sprechen. Wir sind stolz auf unsere Stadt. Und wir lassen uns das nicht gefallen. Und ich muss das so deutlich hier sagen. Und das zweite, was ich sagen muß: 2015 sind so viele Ausländer nach Deutschland gekommen. Da gab's schon einen ehemaligen Innenminister, der gesagt hat, hier werden so viele Fehler gemacht, wenn nicht mal die Personalien festgestellt werden. Warum ist das geschehen? Und dann: Wir schaffen das.

Und dann sind seit drei Jahren fortwährend in allen Städten der Bundesrepublik oder in vielen Städten der Bundesrepublik Straftaten  passiert, die niedergeredet werden. Wenn ein Araber von einem Nichtjuden mit seiner Kopfbedeckung provoziert wird und mit der Gürtelschnalle auf den zuschlagen will, dann sind die Medien stinkend voll davon. Aber wenn hier in Sachsen Leute ihrer Arbeit ordentlich nachgehen und abends nach dem Theater Angst haben nach Hause zu laufen, wenn sie nicht mal durch den Platz der Opfer des Faschismus gehen können, wenn man an die Rote-Turm-Passage geht, und man wird von oben bis unten gemustert, ob man vielleicht ein potentieller Rauschgiftkunde ist, das geht nicht mehr.

Und das lassen wir uns auch nicht mehr gefallen. Und ich bitte Sie darum, dass wir einfach klar sagen, wir brauchen Maßnahmen zur Integration. Aber diese Maßnahmen müssen so gesteuert werden, dass die auch unsere Kultur begreifen und vielleicht auch annehmen. Wenn ich in Dubai meine Frau küsse, dann gehe ich ein halbes Jahr ins Gefängnis. Und wenn die hier unsere Mädels anfassen, dann kriegen die nicht mal ein Du, Du. "

Auch eine Krankenschwester meldete sich zu Wort. Sie forderte von den Medien eine objektive Darstellung und von Politikern, mit den Halbwahrheiten aufzuhören:

"Ich war natürlich auch bei der Demonstration am Montag und bin mit meinem Mann reingelaufen, wurde gleich an dieser Gedenkstelle, wo der Mann zu Tode gekommen ist, von einem Team von Spiegel TV angesprochen und wollte einfach nur dort sagen, dass ich es leid bin, wenn man als Deutscher sagt, der hat 'ne Straftat begangen, und derjenige ist kein Deutscher, dass man dann sofort als Nazi oder als Rechter verurteilt wird. ...  Am Sonntag kommt 'ne kurze Meldung in Radio Chemnitz, der Kindergarten in Reichenhain wird geschlossen und wird nicht wieder aufgemacht. Wir haben eine Bürgerbewegung gemacht, wir haben über 700 Unterschriften gesammelt. Das ist einfach abgeschmettert worden. Wir haben uns getroffen mit Abgeordneten. Du kriegst keine Aussage. Ich hab' heute im Vorfeld ... noch mal angerufen. Gibt es eine definitive Aussage, wird der Kindergarten geschlossen? Ja, wahrscheinlich ja. Und dann kommt als nächstes die Nachricht, dass einer erstochen wurde. Und dann muss man auch die Leute verstehen, die kein Vertrauen mehr in die Stadt haben. Fleißige Menschen, die hier ihre Arbeit tun, die hier ihre Steuern zahlen, und davon leben wir alle. Sie alle leben von unseren Steuergeldern.

Und dann stellt sich der Herr Maas hin und sagt, die Milliarden, die für die Integration draufgehen, gehen nicht dem deutschen Volk verloren. Und im nächsten Moment fehlt es am Elementarsten, es fehlt an Schulen, es fehlt an Lehrern, es fehlt an Kindergärten, es gibt keine Horträume, es gibt gar nichts. Und dann müssen Sie die Leute verstehen, die auf die Straße gehen. Auch deswegen war ich am Montag zur Demonstration. Und was mich total erschüttert hat, ich hab' Tage nicht geschlafen, mein Mann sagt, beruhig' Dich jetzt erst mal wieder, ich stand mitten drin, es waren wirklich Leute wie Du und ich. Ich hab' ganz viele Bekannte getroffen, das sind Kindergärtner, das sind Ärzte, das sind Rechtsanwälte, das sind alles Menschen, die einer geregelten Arbeit nachgehen, denen Chemnitz am Herzen liegt, die sich sagen: Wir lassen uns unsere Stadt nicht wegnehmen. Wir wollen ohne Angst in die Stadt gehen. Und dann stellt sich ein SPD-Abgeordneter hin und: .... 'was wollen die denn da drüben? Die haben doch alle Arbeit. Die haben ein Datsche und fahren in Urlaub'. Das ist doch überhaupt nicht der Punkt. Wie kann man denn so eine Demonstration instrumentalisieren? Dass die rechten Gruppen dort sind, wollte sicher niemand von den Veranstaltern. Aber sagen Sie mir, wie man das hätte unterbinden können.

Und dann war ich entsetzt über diese Fotos, die da bundesweit, die da weltweit, ... das war nicht die Demonstration.... Ich bin bestimmt nicht der mutigste Mensch, aber ich hatte zu keinem Zeitpunkt Angst um mein Leben. Und ich muss wirklich mal sagen: Die Polizei war zu keiner Minute überfordert. Die Bilder, die jemand gesehen hat, der nicht dabei war, der hat gedacht, hier ist der Bürgerkrieg ausgebrochen. Man muss eine Sache, denke ich, als demokratischer Mensch immer von zwei Blickwinkeln sehen. Und das ist in diesem Fall überhaupt nicht der Fall gewesen. Und ich fand's schade, dass nicht einer die Lanze gebrochen hat und gesagt hat: Leute, der Großteil der Menschen waren friedliche Demonstranten. Und wir haben Videoaufnahmen, die diesen Zug zeigen durch Chemnitz, ...

Und dann möchte ich den Politikern noch einen Rat geben, wenn ich mir das erlauben darf: Hört auf mit Euren Halbwahrheiten. Ihr treibt die Leute in die falschen Lager. Und so lange nicht Ehrlichkeit auf der Tagesordnung steht, und wir eine Presse und Journalismus haben, der von Funke und Burda und ich weiß nicht von wem regiert wird, es ist keine objektive Berichterstattung."

Video 1 (ntv) über Gespräch von Chemnitzer Bürgern mit Ministerpräsident Kretschmer

Video 2 (ntv) über Gespräch von Chemnitzer Bürgern mit Ministerpräsident Kretschmer

Ergänzend ein Video, das die große Zahl von friedlich demonstrierenden Teilnehmern des Demonstationszuges vom Montagabend in Chemnitz vom 27.08.18 zeigt: Protestmarsch Chemnitz | 27.08.2018