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Bayern steigt ab


22.12.10

Bayern steigt ab

Nicht aus der Bundesliga, aber aus der Glaubensgemeinschaft der Christenheit

Ein Kommentar von Klaus Baschang

(MEDRUM) Karlsruhe, 21.12.2010 - Dr. Johannes Friedrich, der derzeitige Inhaber des Bischofsamts der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, hat in einem Interview mit seiner eigenen Pressestelle den Beschluss der Landessynode verteidigt, homosexuelle Partnerschaften in bayerischen Pfarrhäusern zuzulassen. Dabei hat er erklärt, homosexuelle Menschen müßten ihre Homosexualität „friedlich und fröhlich leben" können[1]. Damit ist auch ein neuer Standard für bayerische Pfarrhäuser gesetzt.

Missachtung der innerkirchlichen Demokratie

Mit dieser Erklärung düpiert und missachtet Friedrich erneut die innerkirchliche Demokratie. Die Landessynode hatte nämlich gerade beschlossen, dass in den nächsten Monaten Gespräche zu diesem Synodalbeschluss mit den Kritikern stattfinden sollen. Die Mitglieder der Kirchenleitung sollten sich daran beteiligen.

ImageWenn Friedrich das Ergebnis in einem zentralen Punkt schon jetzt von amtswegen verkündet, kann man auf diese Gespräche verzichten. Ob die Bayern dann die eingesparte Zeit zum Gebet für den Inhaber des Bischofsamts verwenden? Das wäre wohl ratsam. Denn der hatte schon zuvor die Landessynode missachtet. Eine Woche vor deren letzter Tagung gab er als Entscheidung des Landeskirchenrats bekannt, dass die Zulassung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften im Pfarramt möglich ist, wenn der Regionalbischof, der Dekan und die örtliche Gemeindeleitung darin übereinstimmen.[2]

Warum sollte dann die Landessynode überhaupt noch, wie geplant, das Thema behandeln? Er erwartete „Zustimmung" von ihr. Aber sie nahm den überraschenden Beschluss des Landeskirchenrats lediglich kommentierend „zur Kenntnis". Flugs hat dann die Pressestelle erklärt, die Landessynode habe diesen Beschluss „bestätigt". Da wird mit Worten foul gespielt.

Umstrittene Thesen zur Homosexualität

Ob man Homosexualität überhaupt „friedlich und fröhlich" leben kann, ist höchst umstritten - außer in der Lesben- und Schwulenlobby. Seelsorgerinnen und Seelsorger wissen es besser. „Schwulsein ist kein Spass", hatte der israelische Romanautor Benny Ziffer geschrieben.

Aber das alles scheint Friedrich nicht zu interessieren. Ihn interessiert auch nicht, wie man theologisch verantwortlich mit dem Umstand umgeht, dass - wie immer wieder in der Christentumsgeschichte geschehen - Streit über die Auslegung der Heiligen Schrift aufkommt. Es gibt die Bekenntnisschriften, auf die Pfarrer und Bischöfe verpflichtet sind und die der Kirche als Auslegungshilfen dienen.

Beim Thema Homosexualität dauert dieser Streit schon lange. Auch hier hätte aufmerksame Lektüre dem Inhaber des Bischofsamts oder seinen Beratern im Hintergrund helfen können: Werner Führer, Irregeleitete Kirche. Eine theologische Überprüfung der Synodalbeschlüsse der EKD zur Segnung homosexueller Partnerschaften, ideaDokumentation 3/2003.

Friedrich erteilt biblischen Zeugen Feldverweis

Aber Friedrich setzt die Heilige Schrift schlicht außer Kraft und behauptet, die Leute der Bibel hätten Homosexualität auf dem heute üblichen ethischen Niveau noch nicht gekannt. Ein Feldverweis für Paulus und die anderen biblischen Zeugen. Dr. Johannes Friedrich war einmal der Catholika-Beauftragte der Lutherischen Bischöfe in Deutschland. Damals hatte er angeregt, dem Papst ein Sprecheramt auch für die Protestanten anzutragen. Das hat er offenbar nicht mehr im Sinn. Denn seine neuesten Auslassungen sind ein brutaler Affront gegen die Römisch-Katholische Kirche und gegen die Orthodoxen Kirchen. Diese sind entschieden gegen die Priesterweihe homosexueller Männer.

Dr. Friedrich verabschiedet sich also aus der Gemeinschaft der Weltchristenheit. Und das geschah nun ausgerechnet bei einer Tagung der Landessynode, bei der die Ökumene eines der Schwerpunkthemen war. Die bayerische Kirchenspitze trennt sich aber auch von der überwiegenden Mehrheit der Menschen in Deutschland.

Bei den Diskussionen über die Missbrauchsfälle ist deutlich geworden: Ob die Menschen nun kirchenverbunden oder kirchenfern sind - sie haben gemeinsam das große Interesse, dass ihren Kindern Gutes geschieht, wenn sie diese der Kirche zur Jugendarbeit, zu Freizeiten und zum Unterricht in Gemeinden und Schulen anvertrauen. Es ist aber unbestreitbar, dass es gerade bei Kindern und Jugendlichen zu schlimmen Irritationen kommt, wenn ein Pfarrer einen Mann als seine Frau ausgibt.

Heuchlerische Wahrheiten

Die Präsidentin der Bayrischen Landessynode hat die Position des Landesbischofs ausdrücklich begrüßt. „Ende der Heuchelei" sagt sie.[3] Heuchelei haben aber die betrieben, die heimlich in die Landeskirche eingesickert sind, und die, die dabei schweigend zugesehen haben. Sie gibt damit - wohl unfreiwillig - den Menschen recht, die seit geraumer Zeit behaupten, die bayerische Kirchenleitung sei homosexuell unterwandert.

Dass Heuchelei in Bayern üblich geworden ist, hat die Präsidentin der Landessynode selbst vorgeführt. Bei der letzten Tagung hat sie das Ehrenamt in der Kirche in den höchsten Tönen gepriesen. „Unentgeltlich" ist es nach der Ordnung. Sie selbst erhält aber monatlich EUR 900,00 und dazu den selbstverständlichen Ersatz aller Unkosten.

Zweifel an den Bayern konnte man schon haben, als linke Aufklärer gefordert haben, die nach dem Theologen Hans Meiser benannte Meiserstraße, an der ihr Dienstgebäude liegt, umzubenennen. Frühe judenkritische Äußerungen des späteren bayerischen Landesbischofs der Jahre 1933-1955 wurden hochgezogen und wesentlich wichtiger genommen als sein späteres mannhaftes und gefährliches Bekennen gegen den NS-Staat, als Gemeindeglieder für ihn auf die Straße gegangen sind, weil ihn die Nazis in Hausarrest genommen hatten.

Die Kirchenleitung hat sich viel zu spät und zu zaghaft gewehrt. Sie kam nicht einmal auf die Idee, aus Paritätsgründen auch die Umbenennung aller Richard-Wagner-Straßen in Bayern zu fordern.

Abstieg durch Unterwühlung ethischer Standards

Wenn der FC Bayern aus der Bundesliga absteigen würde, würde deswegen das Spielniveau der übrigen Bundesligamannschaften nicht auf Kreisklasse absinken. Was die Bayerische Kirchenleitung aber den anderen Landeskirchen in Deutschland zumutet, hat schlimme Folgen. Es unterwühlt die ethischen Standards des deutschen Protestantismus.

Im eingangs erwähnten Interview kritisiert der Inhaber des bayerischen Bischofsamts die Gemeindeglieder, die ihre Mitgliedschaft in dieser Kirche beenden wollen. Die Synodalpräsidentin hat das inzwischen auch getan. Diese Gemeindeglieder nehmen offenbar mehr als die Kirchenleitenden die Aussagen über das Bischofsamt ernst, die im Artikel 28 des Augsburger Bekenntnisses steht. Es ist weltweit das grundlegende Bekenntnis aller lutherischen Kirchen.

In Bayern wird nun aber die Kirche von oben nach unten gespalten, die Auslegung der Heiligen Schrift wird willkürlich gehandhabt, andere Kirchen Jesu Christi werden ohne jede Not provoziert, das kostbare Vertrauen in ihre pädagogische Verlässlichkeit leichtfertig aufs Spiel gesetzt. Damit hat sich diese Kirche selbst bereits vom Bekenntnis gelöst, noch ehe ihre Mitglieder die Mitgliedschaft beenden.

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Copyright Klaus Baschang, www.medrum.de, 22.12.2010


Imageidea-Dokumentation von Klaus Baschang:

Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) plant eine einheitliche Regelung der Dienstverhältnisse der Pfarrerinnen und Pfarrer. Aus diesem Anlass wurde für Verantwortungsträger in den Kirchen, Synoden und Gemeinden diese idea-Dokumentation von Oberkirchenrat i. R. Klaus Baschang verfasst.

Preis: 4,00 EUR
idea-Art.Nr.: 201003

Weitere Information und Bestellung → "Kirche, Homosexualität und Politik"

 


 

Pfarrdienstgesetz

Leserbriefe

...ob Bischof Johannes Friedrich nicht Freimaurer ist. Die Verwässerung der christlichen Lehre, bei der die propagierte Lehre der Tolerierung der homosexuellen Sünde nur einer von mehreren Bausteinen ist, steht auf der Agenda der Freimaurer ziemlich weit oben.

Werter Herr Wolff, Ihre Vermutung ist richtig! Laut Wikipedia ist Friedrich "in einem breiten gesellschaftlichen Kontext engagiert als Angehöriger der Rotarier, im Kuratorium von Christival, im Kuratorium der Eugen-Biser-Stiftung und im Kuratorium des evangelikalen Vereins ProChrist. Catholica- Beauftragter der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschland. (http://de.wikipedia.org/wiki/Johannes_Friedrich)

Der Rotary Club gehört zu den freimaurerischen Vereinigungen, wie auch der Lions Club. Siehe auch: www.rotaryhistoryfellowship.org

MfG Gast X

Auszug aus einer Predigt nach Matthäus 24,1-4:

Die Zukunft der Gemeinde Weit schlimmer als die Katastrophen in dieser Welt, die von außen kommen, bewertet Jesus, dass in der Gemeinde selbst der Wurm nagt, dass also die tödlichen Geschwüre und Nöte von innen heraus wuchern: Die geschwisterliche Liebe erkaltet! Verrat am Evangelium wird betrieben. Die gute Botschaft wird verwässert, der Bibel misstraut, ihre Inhalte verdreht, nach eigenem Gutdünken zurechtgebogen, dem Zeitgeist angepasst. Gutgläubige Menschen werden verführt, mit abgestandenem Wasser vergiftet - statt mit dem Wasser des Lebens getränkt. Es wird so verführt, dass die Menschen wie im Rausch taumeln - und die Wahrheit nicht mehr erkennen.

Dies führt dazu, dass ein immer eisigerer Wind weht gegenüber den bekennenden Christen. Sie werden als altmodisch, unzeitgemäß, fundamentalistisch und gefährlich gebranntmarkt und gehasst. Sie werden angegriffen, weil sie die Toleranz nicht mitmachen, dass ein jeder seines eigenen Glückes Schmied sei, dass jeder nach seiner eigenen Facon selig werden soll.

Weiter sagt Jesus, dass seine Gemeinde verfolgt wird, weil sie den Zeitgeist als Ungeist entlarvt, weil sie die Gesetzlosigkeit nicht mitmacht, weil sie unbequem ist - und weil sie den spießbürgerlichen Scheinfrieden nicht gutheißt. Dann werden sich sogar die Christen untereinander verraten und gegenseitig ausliefern. Aber für Jesus steht unmissverständlich fest, dass der Druck von außen auf die Gemeinde nie so zermürbend wirkt wie die Verführung aus den eigenen Reihen. Das meinte Martin Niemöller, als er sagte, die Kirche gehe nicht am Druck von außen zu Grunde, sondern am Selbstmord! Es ist also ein Zeichen der Zeit: eine von außen bedrohte - und eine von innen verführte Gemeinde. Das gehört zum Wesen der Geschichte - und ist nichts Unerwartetes. Dies ist auch kein Grund, die Kirche zu verachten oder gar sie zu verlassen. Meinen wir doch ja nicht, die anderen Gemeinden, und seien sie noch so fromm, würden von diesen Gefahren verschont!

G. Henßler

Hoffentlich regt sich bundesweit breiter Widerstand gegenüber dem geplanten §39 des Pfarrdienstgesetz-Entwurfs und gegenüber der Zulassung homosexueller Beziehungen im Pfarrhaus! Abgesehen von den biblischen Zeugnissen im Ersten und Zweiten Testament: wie wollte sich eine solche Zulassung im oekumenischen Kontext gegegenüber der römischen Kirche wie gegenüber den orthodoxen Kirchen rechtfertigen lassen oder im christlich-jüdischen oder im christlich-muslimischen Dialog?