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Auf dem Weg zur „sozialen Elternschaft"


14.01.10

Auf dem Weg zur „sozialen Elternschaft"

von Stefan Fuchs

(MEDRUM/iDAF) Auch Gesetze, die nur wenige Bürger direkt betreffen, können für die Gesellschaft weitreichende Folgen haben. Das Vorhaben, eingetragenen gleichgeschlechtlichen Lebenspartnern die gemeinsame Adoption von Kindern zu ermöglichen, ist hierfür beispielhaft. Es soll einerseits eingetragenen Lebenspartnern dieselben Rechte zusprechen wie Ehegatten und andererseits die „Regenbogenfamilie (gleichgeschlechtliche Partner mit Kindern) als neue Familienform aufwerten.

Nun sind Regenbogenfamilien äußerst selten: Ihr Anteil an allen Familien ist verschwindend gering. Er liegt, wie die Bamberger Familienforscherin Marina Rupp feststellt, „im Bereich von einer Promille". Nach ihren Berechnungen wuchsen 2007 in eingetragenen Lebenspartnerschaften schätzungsweise 2000 und in „Regenbogenfamilien" insgesamt auch nur etwa 7000 Kinder auf. Dass Regenbogenfamilien eine seltene Randerscheinung sind, hat einen einfachen Grund: Es gibt nur relativ wenige gleichgeschlechtliche Paare. Nur etwa ein Prozent der (mindestens drei Monate dauernden) Partnerschaften sind dem „Generations and Gender Survey" 2005/06 zufolge homosexuelle Beziehungen. Mit einem Partner gleichen Geschlechts im Haushalt leben nur 0,3-0,5% der Erwachsenen. Lediglich etwa 15.000 dieser Lebensgemeinschaften sind durch die „eingetragene Lebenspartnerschaft institutionalisiert.

Das (volle) Adoptionsrecht für gleichgeschlechtliche Paare nun würde an der Seltenheit von „Regenbogenfamilien" kaum etwas ändern. Dafür wäre es aber ein weiterer Meilenstein auf dem Weg zu einem neuen Familienrecht nach dem Leitbild der „sozialen Elternschaft". Demnach sind nicht mehr Ehe und leibliche Abstammung maßgeblich für die Beziehungen zwischen Eltern und Kindern, sondern der Wille von Erwachsenen, sich als Eltern zu definieren. Dies ist bisher kaum beachtet nicht nur ein rechtspolitischer, sondern auch ein anthropologischer Paradigmenwechsel. Er erinnert an den neuen Menschen in den Zukunftsvisionen von George Orwell (1984), Aldous Huxley (Schöne neue Welt) oder marxistisch-leninistischer Ideologen. Ist diese Zukunft ausgerechnet jetzt Jahre nach dem Zusammenbruch des einstigen „Ostblocks" im vereinigten Europa angekommen?

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Stefan Fuchs ist wissenschaftlicher Mitarbeiter des Instituts für Demographie, Allgemeinwohl und Familie e.V. (iDAF). Sein Beitrag wurde vom iDAF als Blickpunkt 1-2010 veröffentlicht und wird hier mit freundlicher Genehmigung des iDAF abgedruckt.

Weitere Information: Institut für Demographie, Allgemeinwohl und Familie e.V. (iDAF)


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