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Pfarrer der evangelischen Kirche: "SPD müsste Leute wie Hans Apel aus der Partei ausschließen"


02.06.09

Pfarrer der evangelischen Kirche greift Unterzeichnerkreis der Erklärung "Für Freiheit und Selbstbestimmung" an

Hans Christoph Stoodt: "SPD müsste Leute wie Hans Apel aus der Partei ausschließen"

(MEDRUM) Die "junge Welt" interviewte für ihre Ausgabe vom 02.06.2009 den evangelischen Pfarrer und Sprecher der Anti-Nazi-Koordination Dr. Hans Christoph Stoodt aus Frankfurt am Main über seine Auseinandersetzung mit dem ehemaligen Bundesverteidigungs- und Finanzminister der SPD, Prof. Dr. Hans Apel. Hans Apel zog kurz vor der Verhandlung vor dem Landgericht seine Beleidungsklage gegen Christoph Stoodt zurück, der den ehemaligen Spitzenpolitiker der SPD im Interview mit "junge Welt" am 1. Juli 2008 als Teil des rechtsnationalen Milieus bezeichnete.

Stoodt führte eine Reihe von Argumenten an, weshalb er sich legitimiert fühlt, den langjährigen Minister aus der Ära Helmut Schmidt dem rechtsnationalen Spektrum zuordnen zu dürfen. Unter anderem merkte Stoodt an, Hans Apel habe einen Leserbrief an die JUNGE FREIHEIT geschrieben und darin Eva Herman verteidigt, die durch "rechte Sprüche aufgefallen" sei. Apel verkehre seit Jahren mit einem rechten Filz, den er als rechtsnational bezeichne, meinte Stoodt.

Auf den Hinweis, dass Apel zum Unterzeichnerkreis für den soeben in Marburg abgehaltenen evangelikalen »6. Internationalen Kongreß für Psychotherapie und Seelsorge« gehöre, antwortete der evangelische Pfarrer:

"Es ist nicht lange her, daß Homosexualität in Deutschland strafbar war - im Faschismus konnte sie den Tod bedeuten. Wer jetzt wieder in diese Richtung zielt, trägt dazu bei, den Boden für erneute Diskriminierung zu bereiten."

Auf die Anschlußfrage, "Was sagt es über die Sozialdemokratie aus, wenn eine ihrer ehemaligen Spitzenkräfte sich auf diese Weise hervortut?", antwortete Stoodt:

"Ich bin kein Sozialdemokrat und kann nur von außen sagen: Eine sozialdemokratische Partei, die sich ernst nimmt, kann meines Erachtens weder Hans Apel noch Wolfgang Clement in ihren Reihen dulden. Sie müßte solche Leute aus der Partei ausschließen."

Mit dieser Auffassung greift Pfarrer Stoodt eine Person aus dem Kreis vieler namhaften Unterzeichner heraus, die die Erklärung "Für Freiheit und Selbstbestimmung" unterstützt haben. Zusammen mit diesen Personenen und mehreren tausend Bürgern hielt es Hans Apel für notwendig, sich für die Freiheit der Rede und der Wissenschaft beim „6. Internationalen Kongreß für Psychotherapie und Seelsorge" vom 20. bis 24. Mai 2009 in Marburg einzusetzen, damit den Teilnehmern des Kongresses ein uneingeschränkter fachlicher Dialog ermöglicht wird. Zu den prominenten Unterzeichnern gehören neben Hans Apel unter anderen

  • der Philosoph Prof. Dr. habil. Robert Spaemann
  • der Staats- und Verfassungsrechtler Prof. Dr. em. Martin Kriele,
  • die Religionsphilosophin Prof. Dr. habil. Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz,
  • der Direktor des Internationalen Instituts für Religionsfreiheit, Prof. Dr. phil. Dr. theol. Thomas Schirrmacher,
  • die Philosophin Prof. Dr. Edith Düsing,
  • die Professoren Wolfgang Ockenfels, Manfred Spieker und Peter Beyerhaus,
  • der Weihbischof von Salzburg, Prof. Dr. Andreas Laun
  • die Bundesvorsitzende der Christdemokraten für das Leben, Mechthild Löhr,
  • der Direktor des österreichischen Institutes für Ehe und Familie Prof. Günter Danhel,
  • der evangelische Theologe und ehemalige Landesbischof der württembergischen Landeskirche Dr. Theo Sorg,
  • die Publizistin und Soziologin Gabriele Kuby,
  • die Bundestagsabgeordneten der CDU/CSU-Fraktion, Hans-Joachim Fuchtel und Norbert Geis
  • und der langjährige Europarlamentarier und Ehrenvorsitzender der EVP des Europaparlamentes, Prof. Dr. Otto von Habsburg.

Ein Marburger Aktionsbündnis hatte Anfang April erklärt, diesen Kongreß verhindern zu wollen und führte am 21. Mai eine Protestdemonstration durch, bei dem Teile der Demonstranten den christlichen Kongreß und den christlichen Glauben heftig attackiert hatten.  Sie trugen Transparente mit Aufschriften wie "Wir sind hier, um eure religiösen Gefühle zu verletzen", "Religion ist heilbar" oder "Vögel deinen Nächsten wie dich selbst." Zehn Tage zuvor waren in Marburg christliche Einrichtungen und Häuser mit antichristlichen Parolen beschmiert und beschädigt worden.

Prof. Dr. Hans Apel hatte lange Jahre in höchsten Staatsämtern der Bundesrepublik Deutschland gedient ( 1974 - 1982 als Minister im Kabinett von Bundeskanzler Helmut Schmidt). Nach seiner politischen Laufbahn war er unter anderem als Professor an der Universität Rostock tätig. Vor diesem Hintergrund erklärt sich auch sein Engagement für die Freiheit der Rede und der Wissenschaft.  Dieses Engagement würde für Apel das unfreiwillige Aus als Mitglied in der SPD bedeuten, wenn die SPD dem Vorschlag von Pfarrer Stoodt zum Parteiausschluß folgen würde.

Hans Apel gehörte stets zu den kirchlich aktiven evangelischen Christen, der mehrere Jahre auch Kirchenvorsteher einer evangelischen Kirchengemeinde war. 2004 war der engagierte Christ erster Preisträger des Walter-Künneth-Preises der Kirchlichen Sammlung um Bibel und Bekenntnis in Bayern (KSBB).

Dr. Hans Christoph Stoodt ist evangelischer Schulpfarrer an der Frankfurter Schule für Bautechnik. Seit ihrer Gründung im Jahr 2001 ist er einer von drei SprecherInnen der Frankfurter Anti-Nazi-Koordination. Stoodt hatte zuvor bis Juli 2006 die Pfarrstelle für Stadtkirchenarbeit inne und war Stadtkirchenpfarrer an der evangelischen Sankt Katharinenkirche Frankfurt.


Artikel in "junge Welt" -> Hans Apel verkehrt im rechtsnationalen Filz«


 

Leserbriefe

Wer lesen kann ist klar im Vorteil. Es steht nirgendwo, dass jemand Homosexualität wieder unter Strafe stellen möchte. Es geht um die Möglichkeit einer Behandlung, wenn der Betreffende das wünscht. Wie kann ein Mann der Kirche solche Leute unterstützen, die nur provozieren wollen und Gendermain unter allen Umständen durchdrücken wollen? Es geht um Toleranz und Redefreiheit und nicht um Polemik. Schade, dass auch Menschen, wie Herr Stoodt - sogar als Pfarrer, nicht weiß woher er seine Werte bekommt. Man muß sich nicht wundern, wenn Christen immer unglaubwürdiger werden, mit solchen Vertretern. Nur gut, dass Gott auch andere Leute von anderem Kaliber zu seinen Fans zählt. Eine Eva Hermann ist da nicht die Schlechteste! Merkt den jemand wie Herr Stoodt wirklich nicht, welche Absichten unter den ganzen Unterstellungen stehen? Wir kämpfen nicht gegen Fleisch und Blut - deshalb sollten solche Leute verstärkt durch Gebet unterstützt werden, damit der Heilige Geist wieder mal Gehör findet und "klar Schiff" macht! Letztendlich wird es der letzte Sturkopf merken worum es wirklich geht - bleibt nur zu wünschen, dass es nicht allzu lange dauert und die Umkehr stattfindet. Umkehr = Buße und Verleumdung=Sünde! Eigentlich ganz einfach das Thema! Der Teufel läßt sich nichts Neues einfallen, nur wir fallen immer wieder auf olle Kamellen rein.

Ich distanziere mich als Unterzeichnerin ganz klar von der Diskriminierung der Homosexuellen, will aber auch nicht dass Christen der Mund verboten wird, wenn sie Buße und Umkehr predigen. Dem nachzugeben hieße letzlich die Predigt zu verbieten und die Bibel umzuschreiben. Die Bibel erteilt ganz klar den Auftrag die Menschen zur Buße aufzufordern. Sie hält JEDEM den Spiegel vor. Mir genauso wie jedem anderen Menschen. Und es ist grade AUFTRAG eines PFARRERS zu predigen und zur Buße aufzurufen. Daher irritiert es mich besonders dass grade ein Pfarrer solche Dinge fordert. Dass jemand der Meinungsfreiheit vertritt, aus einer Partei ausgeschlossen wird, ist wohl völlig daneben. Ich sehe eine starke Einseitigkeit in den Forderungen! Ich möchte auch als Mutter , dass meine Kinder nach christlichen Grundsätzen erzogen werden und daher will ich nicht, dass die Meinungsfreiheit von Christen eingeschränkt wird. Das Grundgesetz sichert auch uns Christen Glaubensfreiheit zu. Daher ist es auch nicht einzusehen, dass Evangelikale kuschen sollen, denn sie tun nur das Selbe, was andere sich auch zugestehen, nämlich fordern! Es kann wohl nicht sein, dass Menschen, die sich für Homosexualität entscheiden, fordern, dass wir unsere Kinder so erziehen. Und mal ehrlich homophob machen mich erst Wörter wie "Kampflesben" oder "Arschtransen"!

Herr Stoodt sollte sich lieber an die Gebote halten: Du sollst nicht falsch Zeugnis reden. Ich schäme mich solcher Pfarrer in der Kirche. Wieviel Leute sind sonntags bei ihm in der Kirche? Eigentlich setze ich voraus, daß ein Pfarrer gut lesen und auch genau lesen kann. Dann hätte er merken müssen, daß es doch nicht darum geht, Homosexuelle oder wen auch immer zu diskriminieren. Leider schieben auch linke Pfarrer jeden Andersdenkenden oder Andersmeinenden in die rechte Ecke. Will er zur Abwechslung solche Menschen diskriminieren oder gar verfolgen? Ich gehöre nicht zur SPD (zu keiner Partei), unterstütze aber in dieser Hinsicht Herrn Apel. Pfarrer sollten der Partei keine Anweisungen geben, wen die "rausschmeißen" sollen. Nach meiner Erfahrung wird dieser Herr Pfarrer kaum Einsehen haben.

Hr. Stoodt ist kein nahmhafter Kirchenmann. Was ihn zu der fragwürdigen Aussage bewogen hat, bleibt Spekulation (siehe Überschrift).- Das Thema fundiert und sachlich zu beleuchten, war Anliegen des Kongresses. Das konnte jeder, der es ernsthaft wollte, auch vor Ort zur Kenntnis nehmen. - Sich vor den Karren bestimmter Interessengruppen spannen zu lassen, ist die freie Entscheidung jedes Einzelnen. Glaubwürdigkeit und Ernsthaftigkeit im Argumenteaustausch kann ich bei den durchsichtigen, zurechtgebogenen allgemein bekannten Zweckargumenten nicht erkennen. Das Totschlagargument politischer Rechtslastigkeitist ist inzwischen so abgekaut, das man es als hilflosen Versuch, sich zwanghaft Gehör verschaffen zu wollen, getrost vernachlässigen kann. Selbstdarstellern sollte man nicht so viel Aufmerksamkeit schenken, ignorieren ist manchmal sinnvoller!!!- Politische Agitation = Thema verfehlt!!!

Angesichts der Äußerungen von Kollege Stoodt und angesichts des gerade gefeierten 75-jahrigen Jubiläums der "Barmer Theologischen Erklärung" muss sich jetzt die Frage stellen: Steht die Kirchenleitung der EKHN nicht dringend theologisch in der Pflicht, um ihm die Würde und den Inhalt seines kirchlichen Amtes in Erinnerung zu rufen?! Zeigte sich vielleicht im Laufe der Jahre, dass Kollege Stoodt vielleicht seine Berufswahl verfehlt hat?

Wer sich geistig und politisch derart ambitiös vergalloppiert wie Kollege Stoodt, der sollte um seiner eigenen Glaubwürdigkeit willen wie auch zum Schutz des kirchlichen Amtes und der Kirche seinen Arbeitgeber wechseln und ehrlicherweise in die "Linke" eintreten. Denn: Kirchliche Gehaltsbezüge in Anspruch zu nehmen und gleichzeitig den selbstgerechten Großinquisitor in politicis zu spielen, das ist nur noch bei dreister Doppelbödigkeit durchzuhalten. Noch immer gilt das prophetische Wort:
"Auf beiden Seiten hinken" geht nicht! Seine "Aussetzer" in der theologisch-geistlichen Selbstkritik und im politisch differenzierten Urteil sind bei ihm zu augenfällig, als dass er sich noch länger mit dem Titel eines "christlichen Hirten" glaubwürdig schmücken dürfte. Bleibt die Frage: Werden er selbst und die Kirchenleitung in Darmstadt die innere Kraft und Autorität haben, um lauter und klar die fälligen Konsequenzen zu ziehen?

R.-A. Thieke

+++++Bleibt die Frage: Werden er selbst und die Kirchenleitung in Darmstadt die innere Kraft und Autorität haben, um lauter und klar die fälligen Konsequenzen zu ziehen?+++++ Sehr richtig, Herr Thieke! Genau dieselbe Frage habe ich mir spontan auch gestellt, schon bevor ich Ihre Zeilen gelesen habe. Ich habe hierzu einen Leserbrief verfasst, in dem ich diese Frage nicht nur mir selbst, sondern auch anderen stelle (siehe ebendort)

Viele Grüße aus dem Wienerwald Maly Prohaska

http://www.donaustadtverlag.at

Herrn Prof. Dr. Apels wertkonservative Standpunkte in Bezug auf den Themenkreis Ehe, Familie, Sexualität widersprechen in keinem Punkt einem sozialdemokratischen Geist, einer Ur-Sozialdemokratie also, wie sie von deren Gründervätern angedacht war. Damals durfte ein Sozialdemokrat sogar noch ein deutscher Patriot sein, ohne in die Naziecke gestellt zu werden. Bei den heutzutage absurd und grotesk verschobenen Paradigmen, was "Rinks" und "Lechts" betrifft, erheben Leute wie Dr. Stoodt scheinbar Karl Marxens ´Kapital´ oder das ´Kommunistische Manifest´ oder die Dogmen eines Wilhelm Reich und einer Simone de Beauvoir zum Gradmesser dafür, was mit der Sozialdemokratie vereinbar ist. Wie wärs bsp.weise mit dem ´Godesberger Programm´, das als Checkliste für die Authentizitätsprüfung eines SPD-Mannes gewiss eine validere Grundlage bietet als irgendein hausgebackenes diffuses und daher nicht festzumachendes d.h. ungreifbares Linksbeliebigkeitskonstrukt? Was also ist unsozialdemokratisch an Prof. Apel? Was für die Sozialdemokraten das Godesberger Programm ist, könnte für einen evangelischen Kirchenmann eine Lutherbibel sein, nicht wahr? Bei Herrn Dr. Stoodt lassen sich locker ein Dutzend Standpunkte finden, die der Heiligen Schrift auch bei modernster Exegese diametral widersprechen! Zitate gefällig? Ich frage: Warum fordert niemand (außer mir?), daß Dr. Stoodt aus der Evangelischen Kirche Deutschlands (EKD) ausgeschlossen wird?

http://www.donaustadtverlag.ch

dieser evangelische Pfarrer, der sich über Frau Herman gegenteilig äußert.., der gegen eine Anprangerung von Homosexualität bzw eine Liberalisierung dergleichen unterschwellig einfordert, hat, wie dreiviertel seiner sog. Namenschristengemeinden in der BRD, den gänzlichen Bezug zu dem Wort des Unfehlbaren willentlich verloren. Ein Greuel ist es dem HERRN, wenn ein Mann bei einem Manne liegt. Einer Körperschaft des öffentl. Rechts ist es scheinbar egal geworden, aus welcher widergöttlichen Masse sie Gemeinde rekrutieren will. Weg mit diesem Stoodt- und seinesgleichen, die anderen den Weg zur Ewigkeit verwehren. Berufstheologen ohne Anbindung an die Quelle des lebendigen Wassers