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Otto von Habsburg: "Ich stehe voll und ganz hinter dieser Erklärung!"


18.05.09

Otto von Habsburg: "Ich stehe voll und ganz hinter dieser  Erklärung!"

Der langjährige Europaparlamentarier unterstützt Erklärung "Für Freiheit und Selbstbestimmung"

Kurt J. Heinz im Gespräch mit dem Verfolgten der NS-Zeit und Zeitzeugen eines Jahrhunderts

(MEDRUM) Zum Kreis der Unterzeichner der Erklärung "Für Freiheit und Selbstbestimmung" anläßlich der Kontroverse um den Marburger Kongreß für "Psychotherapie und Seelsorge" in Marburg gehört auch eine Persönlichkeit von historischem Rang: Der langjährige Europaparlamentarier und ehemalige Kronprinz Österreichs, S.K.H. Erzherzog Dr. Otto von Habsburg.

Als Otto von Habsburg vor einigen Wochen von der Forderung hörte, einige Vortragende beim Kongreß nicht sprechen zu lassen, entschloß er sich spontan, das Anliegen der Erklärung "Für Freiheit und Selbstbestimmung" zu unterstützen. "Ich stehe voll und ganz hinter dieser  Erklärung! Nehmen Sie mich mit auf die Liste der Unterzeichner", so seine Worte als er mitteilte, daß diese Initiative vieler Bürger und Personen des öffentlichen Lebens auch seine Unterstützung findet.

Der langjährige Europaparlamentarier macht aus seiner christlichen und liberalen Überzeugung keinen Hehl: Sie sind für ihn Antriebsmotor. Er ist ein Mann des offenen Intellektes und freien Wortes, dem Intoleranz zuwider ist. Freie Rede, Diskussion und Gedankenaustausch sind für ihn unverzichtbare Wesenselemente eines demokratischen Gemeinwesens und jeder freiheitlichen Ordnung. Mit der Unterdrückung unliebsamer Meinungen fängt für ihn der Niedergang und Verlust von Freiheit an.

Image"Wer das offene Gespräch und die Diskussion nicht ertragen will, gerät in den Verdacht, seinen Willen anderen auferlegen und andere unterdrücken zu wollen. Die Unterdrückung des freien Wortes und der Zwang, die Meinung anderer vertreten zu müssen, sind stets Kennzeichen totalitärer Systeme, die Menschenrechte verletzen und den Frieden zwischen den Menschen und Völkern gefährden. Gott hat den Menschen als ein freies Wesen nach seinem Ebenbild geschaffen. Und diese Freiheit muß der Mensch dem Menschen lassen. Das ist Teil seiner Würde und verlangt zugleich, den Andersdenkenden und den Andersfühlenden in seiner Persönlichkeit zu achten, was auch Ausdruck christlicher Nächstenliebe ist ", so von Habsburg (Bild links).

Wer Otto von Habsburg kennt, weiß, daß er mit tiefer Überzeugung für den Appell eintritt, der hinter dieser Erklärung "Für Freiheit und Selbstbestimmung" steht. Die Gründe liegen auch in seinem Lebensweg, der lange Zeit ein Leidensweg war. Unfreiheit, Bedrohung und Einschüchterung hat er über viele Jahre am eignen Leibe während der NS-Zeit erfahren. Er gehörte zu denen, die sich dem Ruf Hitlers nicht beugten. Denn im Unterschied zu vielen anderen war er weder Gefolgsmann noch Mitläufer. Er war Oppositioneller und schlug die "Einladung" dieses Despoten aus. Als Hitler ihn zum Gespräch zu sich in Berlin bestellte, ließ Otto von Habsburg ihm übermitteln: "Ich bin nicht in Berlin um Politik zu machen, sondern um hier zu studieren".  Habsburg unterlag keiner Fehleinschätzung und widerstand in seiner Rechtschaffenheit jedem Versuch, sich von Hitler korrumpieren zu lassen. "Als ich dieses fürchterliche Buch 'Mein Kampf' gelesen hatte, wußte ich genug", so Otto von Habsburg bei einer persönlichen Begegnung in einer vertrauten Gesprächsrunde im August 2008.

Daß sich von Habsburg nicht von Hitler vereinnahmen ließ, kam ihn jedoch teuer zu stehen. Seine Absage war für Hitler der Startschuß einer schier unglaublichen Jagd nach dem Unbeugsamen. Verfolgung, Bedrohung und Flucht durch die Länder Europas und nach Amerika waren der Preis, den er zahlen mußte, um den gnadenlosen Fängen des Nazi-Regimes und seiner Gestapo entfliehen zu können. Nur Warnungen guter Freunde, in manchmal buchstäblich letzter Sekunde, retteten ihn vor dem Zugriff von Hitlers Schergen, erinnert er sich. Rassismus und Verbrechen an den Juden waren Otto von Habsburgs zutiefst zuwider. Seine Abscheu manifestierte sich in seiner Hilfe für Verfolgte. Von Habsburg konnte etwa 15.000 Juden und politisch bzw. rassisch Verfolgte vor dem Tode retten.

Nach dem Kriegsende stand er in einem geteilten Europa, das unter dem Joch der Ideologien zerbrochen war, wie es Valery Giscard d'Estaing, der ehemalige Staatspräsident Frankreichs, ausdrückte. Giscard d'Estaing nannte Otto von Habsburg ein anerkanntes Symbol der Toleranz, der Offenheit und der Überzeugung. Es ist eben diese Geisteshaltung, die Otto von Habsburg bewogen hat, die Erklärung "Für Freiheit und Selbstbestimmung" zu unterstützen. Sie ist für ihn ein christliches Bekenntnis gegen den totalitären Anspruch, das freie Wort und Gespräch zu unterbinden.

Zum Ende des Gespräches mit MEDRUM bemerkte Dr. Otto von Habsburg auf die Frage, woher er die Entschlossenheit nehme, sich auch im fortgeschrittenen Lebensalter einem unduldsamen Zeitgeist entgegenzustellen: "Für mich ist dies eine Frage des Prinzips und des Mutes, sich zu Werten zu bekennen und für sie einzutreten. Es fehlt zu oft am Mut zum Bekenntnis. Wenn man den Mut aufbringt, sich einem Despoten wie Hitler entgegenzustellen, braucht man keinen Mut, um sich auch heute dem Zeitgeist zu widersetzen."

Stationen von Prof. h.c. Dr. Dr. h.c. mult. Otto von Habsburg

  • Geb. am 20. November 1912
  • Kronprinz Österreichs am 21. November 1916 († Kaiser Franz Joseph I.)
  • Landesverweisung und Enteignung durch die Republik Österreich am 3. April 1919
  • Exil in der Schweiz vom 24. März 1919 bis zum 31. Januar 1922
  • Exil auf Madeira vom 2. Februar bis zum 19. Mai 1922
  • Exil bei Madrid vom 23. Mai bis zum Sommer 1922
  • Exil im Palacio Uribarren von Lequeitio (Baskenland) von Sommer 1922 bis Oktober 1929
  • Exil im Palais des Comte d´Ursel (Brüssel) von Oktober 1929 bis Januar 1930
  • Exil in Schloß Ham bei Steenockerzeel (Brüssel) von Januar 1930 bis zum 10. Mai 1940
  • Aufhebung der Landesverweisung unter Bundeskanzler Schuschnigg am 13. Juli 1935
  • Mitglied der Paneuropa-Union seit 1936
  • Steckbrief Hitlers gegen Otto am 20. April 1938
  • Erneuerung der Landesverweisung durch die Nationalsozialisten am 14. März 1939
  • Flucht nach Frankreich und Exil in Paris vom 14. Mai bis zum 10. Juni 1940
  • Flucht über Portugal in die USA und Exil in Washington D.C. vom 11. Juli 1940 bis zum 31. Oktober 1944
  • Exil in Paris und Clairefontaine vom 7. November 1944 bis zum 10. Mai 1954
  • Wechsel nach Pöcking am Starnberger See seit 10. Mai 1954
  • Präsident der Internationalen Paneuropa-Union seit 12. Mai 1973
  • Mitglied des Europa-Parlamentes für die CSU seit 10. Juni 1979 bis 13. Juni 1999
  • Ehrenmitglied der EVP-Fraktion im Europäischen Parlament seit 2002
  • seit 11. Dezember 2004 Ehrenpräsident der Internationalen Paneuropa-Union.

Bücher über und von Otto von Habsburg

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Otto von Habsburg. Die autorisierte Biografie.
von Eva Demmerle und Stephan Baier
Gebundene Ausgabe, Amalthea-Verlag; Auflage: 5 (16. Oktober 2007)
ISBN-10: 3850024865

Freunde und Mitarbeiter porträtieren den Staatsmann, Schriftsteller und Menschen Otto von Habsburg. Lebensbild eines Mannes, der unser Jahrhundert mitgeprägt hat. Vom kaiserlichköniglichen Hof in Wien über viele Jahre des Exils, quer durch Europa und die USA, bis zum Europäischen Parlament - dem er seit 1979 angehört - führt der Weg Otto von Habsburgs. Treu dem Erbe seiner Vorfahren, versteht er Politik als Dienst an den Menschen und Völkern. Dieses Buch gibt Einblicke in das Leben eines Politikers aus Berufung und Leidenschaft und wirft Schlaglichter auf eine ebenso historisch wie politisch bedeutende Persönlichkeit unserer Tage.

 

ImageUnsere Welt ist klein geworden
Die Globalisierung der Politik
erschienen Januar 2006
283 Seiten, Gebunden
Amalthea Verlag | ISBN: 385002539x

Otto von Habsburg, analysiert die Brennpunkte und künftigen Krisenherde unserer Welt . Seine jahrzehntelange politische Tätigkeit und die Erfahrungen vor Ort prädestinieren ihn dafür, eine neue, größere Perspektive der Politik aufzuzeigen. Als leidenschaftlichen Europäer interessieren ihn auch die Probleme vor unserer Haustür, die Entwicklung am Balkan ebenso wie die EU-Ambitionen der Türkei. Um ihre Stellung in der Welt zu behaupten, müssen die Europäer wissen, wie die Lage in der Welt aussieht.


Erklärung für "Freiheit und Selbstbestimmung" -> Online-Unterzeichnung


Leserbriefe

So sehr ich die Unterstützung von prominenter Seite begrüße, so sehr erschreckt mich aber auch die Tatsache, daß wir Selbstverständlichkeiten mit dem Präsentieren von öffentlichkeitswirksamen Persönlichkeiten erst noch Gewicht verschaffen müssen.- Es besteht das Recht auf freier Meinungsäußerung! Es besteht das Recht auf Versammlungsfreiheit! Wir leben in einer Demokratie! (Davon bin ich zumindest bisher ausgegangen!)- Niemand muß sich bezüglich der Durchführung einer Veranstaltung rechtfertigen, oder um Erlaubnis fragen! Nirgendwo gibt es ein verbrieftes Recht auf Repression, wenn Inhalte einer Veranstaltung nicht ungeteilte Zustimmung finden!- Niemand hat das Recht, "Maulkörbe" zu erlassen-Sprechverbote zu erteilen. "No Go Area´s" oder "befreite Zonen" waren bisher gesellschaftlich Tabu, -offensichtlich aber nur wenn die politische Richtung stimmt???- Ich mahne an, sich klaren Verstandes wieder auf die verbrieften Grundrechte zu besinnen, auch wenn diese Veranstaltung offenbar ein willkommener Aufhänger ist, sich von verschiedener Seite wahlkampfpolitisch oder persönlich in Szene zu setzen. Und sei es -wenn einem gar nichts anderes mehr einfällt- unter dem infantilen Vorwurf rechtslastiger Tendenzen.- Dieser Kongreß muß stattfinden (!) wenn Demokratie in unserem Land diesen Namen noch verdienen soll und der Veranstalter muß sich auf den Schutz und ungestörten Verlauf verlassen können.

Zuerst einmal herzlichen Dank an S.K.H. Otto von Habsburg. Wie gut, daß auch er und viele Prominente sich nicht mundtot machen lassen. Dem Brief von "Gast" gilt meine volle Zustimmung. Wir wollen weder in die Zeit der Naziherrschaft noch in die einer DDR-Diktatur zurück. Aber genau in diese Richtung tendieren die Leute vom Aktionsbündnis. Darum müssen wir Christen uns wehren - wenn auch mit ganz anderen Mitteln als mit irgend einer Gewalt. Mit Gebet und klarem Bekenntnis wollen wir aufrecht stehen. Es geht auch nicht nur um uns oder den Kongreß. Wenn diese Gegner durchkommen, werden sie mehr und mehr nur noch ihre Meinung durchkommen lassen. Dann hatten wir eine Demokratie. Es muß klar sein: wir brauchen nicht nur eine Meinung, aber Freiheit der Meinungsäußerung. Nur bei Volksverhetzung und Aufforderung zu Gewalt und dergleichen muß es eine Grenze geben. Aber sehen wir auch die positive Seite dieser massiven Gegnnerschaft gegen freie Meinungsäußerung: jeder kann jetzt sehen, wohin einige Leute unser Land lenken wollen. Möge Gott eine schützende Mauer um die Teilnehmer des Kongresses stellen.

lese ich eben, daß S.K.K.H. Dr. Otto von Habsburg den Marburger Kongreß unterstützt und sich einmal mehr auf die Seite der echten Werte, die es zu bewahren und zu fördern gilt, gestellt hat. Ich drücke S.K.K.H. Otto meinen von Herzen kommenden Dank und meine tiefste Verehrung aus. Ich weiß, daß ich im Namen aller Verehrer des Hauses Habsburg spreche, und ich werde in den kommenden Minuten auch meine monarchistischen Freunde in Österreich über dieses erneute großartige Einstehen S.K.K.H. Otto von Habsburgs für christliche Werte, Freiheit, Demokratie und den Frieden in Kenntnis setzen. Majestät, wir sind stolz auf Sie! Gott segne Sie!

http://sga.monarchisten.org/