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Marburger Bürgermeister Kahle: "Frei erfundene Behauptungen"


08.05.09

Marburger Bürgermeister Kahle: "Frei erfundene Behauptungen"

Politiker der Grünen bestreitet Feststellungen in der CDU-Pressemitteilung

(MEDRUM) Bürgermeister Dr. Franz Kahle, Mitglieder der Marburger Grünen, hat die in der CDU-Pressemitteilung gegen ihn erhobenen Vorwürfe der Beleidigung dementiert. " Die zitierte Pressemitteilung enthalte frei erfundene Behauptungen, so Kahle gegenüber MEDRUM.

Wie MEDRUM aufgrund einer Pressemitteilung der Marburger CDU berichtete, soll Bürgermeister Kahle in der Sitzung des Marburger Sozialausschusses am 06.05.09 die Verfasser der Erklärung 'Für Freiheit und Selbstbestimmung - gegen totalitäre Bestrebungen der Lesben- und Schwulenverbände' als "Brandstifter, Asoziale und Hassprediger bezeichnet haben.

Kahle hat dies bestritten und erklärte dazu: "Die von Ihnen zitierte Presseerklärung der Marburger CDU enthält leider frei erfundene Behauptungen. Frau Röhrkohl, auf die sich offensichtlich Ihre Quelle bezieht, war bei der Sitzung gar nicht anwesend. Sie können das gerne in der örtlichen Presse nachvollziehen, die über die genannte Sitzung berichtet hat. Dort sind meine Ausführungen, die sehr moderat waren, mit keinem Wort erwähnt. Sicherlich hätte die Presse berichtet, wenn ich mich in der von Ihnen zitierten Art geäußert hätte."

Dr. Kahle teilte seine Sicht zu der Sitzung mit, die Dr. Kahle so wiedergegeben hat:

"Vorgefallen ist aber folgendes:

Der Marburger Fraktionsvorsitzende der CDU, Phillip Stompfe, hat die Erklärung "Für Freiheit und Selbstbestimmung - gegen totalitäre Bestrebungen der Lesben- und Schwulenverbände" unterschrieben. In dieser Erklärung heißt es u.a.:

"... Wie wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, birgt praktizierte Homosexualität ein erhebliches gesundheitliches und psychisches Risiko. Dazu zählen überdurchschnittliche Auffälligkeit für AIDS,Geschlechtskrankheiten, Depression, Ängste, Substanzenmissbrauch (Alkohol-, Medikamente und Drogen) und Suizidgefährdung. ..."

Diese gegenüber homosexuellen Menschen beleidigenden Sätze hat Herr Stompfe unterzeichnet. Ich habe darauf hingewiesen, dass ich eigentlich gehofft hätte, dass solche Meinungen nicht mehr vertreten würden und habe das Verhalten von Herrn Stompfe scharf kritisiert. Wir haben mit Politikerinnen und Politikern wie Karin Wolf (CDU), Ole von Beust (CDU), Guido Westerwelle (FDP) oder Klaus Wowereit (SPD) längst herausragende Persönlichkeiten in unserer Gesellschaft, die offen für ein selbstverständliches homosexuelles Leben stehen. Dieses Zitat - und leider finden sich in der Erklärung viele unverschämte Zitate gegen homosexuelle Menschen - habe ich angeprangert. Und in diesem Zusammenhang habe ich Herrn Stompfe gebeten, doch in der Erklärung den Passus "praktizierte Homosexualtität" einmal durch "praktiziertes Christentum" zu ersetzen. Dann könne auch er sich einmal fragen, ob diese Erklärung nicht bodenlose Unverschämtheiten enthält, die man schwulen und lesbischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern nicht zumuten muss. Jedenfalls muss man sie bei solchen ungeheuerlichen Angriffen nicht alleine stehen lassen, sondern kann diese Unverschämtheiten deutlich zurückweisen.

Ich denke, dass gegenseitiger Respekt und Achtung notwendig sind wenn es um Fragen der sexuellen Orientierung oder Fragen der Religion geht. Dies müssen wir auch unserer Jugend vermitteln. Dies erreichen wir aber nicht, wenn wir Homosexuelle wie in der Erklärung geschehen in die Nähe von AIDS, Geschlechtskrankheiten, Depression, Ängste, Substanzenmissbrauch (Alkohol-, Medikamente und Drogen) und Suizidgefährdung rücken.

Natürlich gibt es Meinungsfreiheit. Aber nicht nur für die von Ihnen unterstützte Meinung. In Marburg ist es ganz überwiegende Meinung, dass homosexuelle Menschen in Gesellschaft, Kirche und Politik genau so wie alle anderen respektiert und integriert sind. Und dabei soll es auch bleiben."


Artikel -> Eklat in Marburger Aussschußsitzung


Leserbriefe

zu: „Marburger Bürgermeister Kahle: ‚Frei erfundene Behauptungen’“ Bürgermeister Kahle nennt es „gegenüber homosexuellen Menschen beleidigende Sätze“, wenn die Erklärung „Für Freiheit und Selbstbestimmung – gegen totalitäre Bestrebungen...“ feststellt: „Wie wissenschaftliche Untersuchungen zeigen, birgt praktizierte Homosexualität ein erhebliches gesundheitliches und psychisches Risiko. Dazu zählen überdurchschnittliche Anfälligkeit für AIDS, Geschlechtskrankheiten, Depression, Ängste, Substanzenmussbrauch (Alkohol-, Medikamente und Drogen) Suizidgefährdung...“ Sogar von „bodenlosen Unverschämtheiten“ spricht Dr. Kahle. Hier muss jeder halbwegs zurechnungsfähige Mensch stutzig werden: Gibt es nicht auch andere Bevölkerungsgruppen mit erhöhtem Risiko: Bergarbeiter unter Tage, Spitzensportler, Polizeibeamte? Gibt es nicht genug Lebens-und Verhaltensweisen mit erhöhtem Risiko: Gebrauch von Alkohol, Nikotin etc? Gehört es nicht zur Fürsorgepflicht der Behörden – also auch eines Bürgermeisters - , darüber genaue Untersuchungen anzustellen und die Betroffenen darüber aufzuklären? Steht nicht auf jeder Zigarettenpackung eine eindringliche Warnung? Sind das auch „bodenlose Unverschämtheiten“?.

In der Verlautbarungen des DIJG wird nicht einfach etwas „behauptet“, oder irgendwelche bösen „Meinungen“ in die Welt gesetzt, es wird über internationale Forschungsergebnisse berichtet und dies mit konkreten Quellenangaben. Wer das alles so leichtfertig beiseite wischt, wie der Marburger Bürgermeister, muss sich fragen lassen, ob er eigentlich weiß, was er da tut. Müsste er nicht wenigstens die genannten Untersuchungen lesen. Und wenn Zweifel über deren Wert bestehen, muss auch das untersucht werden. Wenn die bloße Benennung von Risikofaktoren bei der homosexuellen Lebensweise schon eine unmoralische Handlung ist, ein Grund, Referenten in unerträglicher Weise zu schmähen, ja den ganzen Kongress zu verhindern, dann muss man schon fragen, was hier eigentlich dahintersteht. Geht es den „Aktionsgruppen“ um die Wahrheit – oder nur um die Macht? Geht es ihnen um die Menschen oder um die Interessen und die Ideologie einer Minorität von einer Minorität, die einen schon länger zu beobachtenden totalitären Gesinnungsterror ausübt und nun diesen ganzen Krakehl veranstaltet? Dann gilt es für alle demokratischen Bürger die Augen aufzumachen und zu fragen, woher heute die wirkliche Bedrohung unserer Freiheit kommt.

Hans Lachenmann

Sehr geehrte Damen und Herren,

irgendwie kann man sich als "normaler Bürger" nur noch an den Kopf greifen. Das Schwulen und Lesben mehr Rechte eingeräumt werden.... alles schön, gut und sinnvoll. Das man sich auch gegen ungerechtfertigte Angriffe wehren muss, auch richtig und gut. Es ist okay das Lesben und Schwule ihre Rechte haben und bekommen, dazu gehört auch das Recht auf freie Meinungsäusserung. Was ich jedoch zutiefst verurteile ist zum einen die Masche das gleiche Recht auf freie Meinungsäusserung anderen absprechen zu wollen, nur weil es nicht in mein kleines Weltbild passt. Wenn es Homophile Menschen gibt die eben ihre Homosexualität nicht ausleben, sondern wo- und somoglich (ver-)ändern möchten (und die scheint es nunmal zu geben), dann lasst sie dies bitte auch tun (es ist DEREN Sache!) und verunglimpft diejenigen nicht, die eben da helfen möchten! Zum anderen ist es schon SEHR MUTIG Nachts Schaukästen oder andere Sachen mutwillig zu beschädigen. DAS ist kein Zeichen von gelebter Freiheit, sondern vielmehr ein Zeichen von Dummheit, Feigheit, Schwachheit, Ignoranz und schlicht Angst! Liebe Lesben und Schwule, bitte distanziert euch von diesen Weicheiern und gebt einfach zu dass es zwischen eurem und dem Empfinden der Hetros auch noch was anderes geben kann! Ach ja, und die Masche einfach jeden der sich auf die Bibel beruft als Fundamentalisten zu beschreien, wohlwissend das diese Bezeichnung (die ja an sich nicht unbedingt falsch ist) die aber im umgangssprachlichen Gebrauch sehrwohl negativ belegt ist, dass ist eine totale Armut und zweigt dass diese "Marktschreier" sich mit vernünftigen Mitteln eben nicht zu wehren wissen.

Es grüßt aus Hessen - Peter