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Hier sind andere Götter beteiligt


22.10.11

Hier sind andere Götter beteiligt

Kritische Anfrage zur Einführung "Gottesdienstlicher Handlungen" für homosexuelle Partnerschaften in der Evangelischen Kirche in Berlin-Brandenburg - schlesische Oberlausitz (EKBO)

Ein Kommentar von Rolf-Alexander Thieke

(MEDRUM) Der Vorschlag der Kirchenleitung der EKBO an die Landessynode, künftig - parallel zur Gottesdienstfeier der Eheschließung - eine "Gottesdienstliche Handlung" für Lebenspartnerschaften vorzusehen, zeigt: Die EKBO-Kirchenleitung will sich die Relativierung und Zersetzung von Ehe und Familie von den Landessynodalen definitiv absegnen lassen. Die vitale Frage ist: Werden die Synodalen dies „einfach so" „durchwinken"?

Zahlreiche führende Mitarbeiter der EBKO sind - anders als an der Gemeinde-Basis - schon seit Jahren durch emotionale Vereinnahmungen, theologische Irreführungen, allerlei politische Dummheiten sowie mit Mitteln semantischer Demagogie so sehr auf einen schwulenpolitischen Kurs geeicht, eingeschüchtert und eingeseift worden, dass ein offener, freier und kontrovers-kritischer Diskurs heute kaum noch zustande kommt oder gar nicht mehr zugelassen wird. Die Autorität der Heiligen Schrift selbst ist als konsequente norma normans für Leben und Lehre durchlöchert und zersetzt worden. Es hat zu der anspruchsvollen und hoch komplexen Thematik für die EKBO-Synodalen weder kompetente Fachklausuren noch eine öffentliche profilierte Gesamtdiskussion noch interne Klausurtagungen gegeben wie in anderen Landeskirchen. Stattdessen kommen im Presseorgan „Die Kirche" schlichte diverse „Meinungen" und parteiische Positionen von HuK- und LuK-Aktivisten zur Sprache. Und vor allem wird immer wieder suggeriert und kolportiert: „In der EKBO ist ja alles längst geklärt und entschieden!" Jeder darf da mal mitreden, aber neue Einsichten werden nicht mehr reflektiert oder gar in das Denken integriert. „Geklärt" ist aber vieles gerade nicht, und „entschieden" wurde vorab auf Ebenen, auf denen es keine transparente und kritisch-kompetente Beteiligung gab. Und auch inhaltlich hinkt man „auf beiden Seiten" (vgl. das Elia-Wort 1.Kön.18,21): theologisch wie humanwissenschaftlich. Insgesamt haben wir hier ein Musterbeispiel für die "Führungskultur" einer machtvollen und machtbesessenen, ganz undemokratischen und un-evangelischen „Top down"-Strategie vor uns. Und dies mit dem Anspruch: Im Namen Jesu Christi!

Wo bleiben die klaren, lauten und kritischen Stimmen der immer noch guten, zum Teil ausgezeichneten Prediger, die es auch in dieser Landeskirche tatsächlich noch g i b t? Nicht wenige sind eingeschüchtert oder frustriert, und nicht wenige meinen, sich ein Stillschweigen leisten zu können. Sie gleichen Leuten auf „großer Fahrt", die meinen, es genüge, die eigene Kabine schön anzustreichen, während die Führungsmannschaft einen Titanic-Kurs steuert. Angesichts einer allzu menschlichen und hoch entwickelten Bereitschaft, sich selber viel in die Tasche zu lügen, macht man sich gerne viel vor. Die schlichte Wahrheit ist: nicht alles im klaren Denken und im Leben ist kompatibel, nicht alles kann unbedingt gewaltsam harmonisiert werden, nicht alles passt zu einander. Das biblische Denken stellt auch vor klare Entscheidungen. Jesus selbst fordert seine Jünger in der Bergpredigt auf: „Eure Rede sei Ja, Ja, Nein, Nein!". Auch Bischöfen sei dies gesagt: Es geht nicht an, dass Sie sich immer wieder einem „Ja-in, Ja-in" verpflichtet sehen wollen.

Die Stunde der Wahrheit wird kommen. Die Bischöfe und die theologisch Leitenden jeder Landeskirche seien gewarnt: Wenn die Entscheidung zu dem so umstrittenen Paragraphen „Ehe und Familie" nicht noch - aus bekannt guten Gründen! - kurzfristig ausgesetzt wird, so dürfte dies die sichere Garantie dafür sein, dass der vorgeschlagene Irrweg für die EKBO - wie auch anderswo - eine theologische, sozialethische und binnenkirchlich atmosphärische Brunnenvergiftung weiter vorantreibt. Wer soll dies für wünschenswert halten und etwa empfehlen, es auf einen Versuch ankommen zu lassen?

Bei der Ankündigung von schönen „gottesdienstlichen Handlungen" als Parallele zum „Gottesdienst anlässlich der Eheschließung" könnte man sich an das Bonhoeffer-Wort von den schönen Gregorianischen Gesängen erinnert fühlen. Die werden dann auch sicherlich eingesetzt, um verschiedenerlei sexuelle Orientierungen mit-zubefeiern. Hier sind andere Götter beim feierlichen Einzug in den Gottesdienst beteiligt. Nur haben es viele Gutmenschen noch nicht bemerkt. Sie könnten zu spät aufwachen. Vielleicht haben sie dann noch „etwas zu sagen", aber sie haben dann wohl „nichts mehr zu melden" ....!

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Rolf-Alexander Thieke ist Theologe, Pfarrer und Religionslehrer im Ruhestand. Geboren in Cottbus, studierte er Theologie in Neuendettelsau, Heidelberg und Göttingen. Nach Aufenthalten in der Schweiz, in Frankreich und in Großbritannien war er ab 1973 im Dienstauftrag in der Badischen Landeskirche für den gymnasialen Religionsunterricht tätig. Ab 1987 war er Schulpfarrer am Internat Schule Schloss Salem sowie an weiteren Schulen am Bodensee. Seit 2005  begleitet er pädagogische Projekte in Kinshasa/Kongo. Thieke ist Mitglied des Initiativkreises Evang. Kirchenprofil und Mitautor der Erklärung „Für die Freiheit des Glaubens und die Einheit der Kirche".


21.10.11 MEDRUM Kirchenleitung der EKBO will "Gottesdienstliche Handlung" für homosexuelle Partnerschaften

 

Leserbriefe

Furchtbar zu lesen wie unsere Theologen die Bibel und die Familie auseinanderdividieren. Bald werden wir nichts mehr glauben, sondern nur den Fortschritt rühmen. Vielleicht wenden sich einige auch deswegen dem Islam zu. Der hat Normen, von denen er nicht abläßt. Hoffe, dass sich unsere gläubigen Pfarrer durchsetzen und nicht die liberalen, die besser einen anderen Beruf gewählt hätten.

Die satanische Macht breitet sich weiter aus! Was sind das doch für „Theologen“? Solche Leute, welche das Wort Gottes leugnen und auch noch dagegen steuern, gehören aus einer christlichen Kirche ausgeschlossen. Sie dürften nicht mehr von der Basis bezahlt werden. Sie sind keine Christen!
Peter Krebs

... oder man zieht die Konsequenz und verlässt diesen "Verein" Kirche. Niemand zwingt einen, diesen Gräuel mitzumachen

Lieber Schreiber, ich leide mit Ihnen, aber Austritt darf nicht die Lösung für uns "bekennende Bibeltreue sein!" Wer ermahnt dann unsere Leitenden? Gehst Du in eine Freikirche, dann siehst Du auch bereits Tendenzen von Liberalismus bezüglich der Autorität zur Schrift. Gott will mit uns "Bleibenden" Geschichte in diesem WirrWarr schreiben - laßt uns betend dranbleiben! Das kann ein Boden für eine Geistlicher Eweckung innerhalb der Basiskirche werden! In Christi Liebe verbunden, Dietmar (Mitglied der Evangelischen Kirche seit Juli 2010)

Wollen wir, angesichts der massiven satanischen Angriffe, gemeinsam zu Gott schreien, so wie es Mose tat? (2.Mose 14,15) Martin Luther kommentierte diese Bibelstelle wie folgt:

„Ach, man soll einen Christen nicht so gering achten wie einen Türken, Heiden oder gottlosen Menschen. Er ist teurer vor Gott geachtet und sein Gebet ein allmächtig großes Ding; denn er ist mit Christi Blut geheiligt und mit dem Geiste Gottes gesalbt. Was er ernstlich bittet, sonderlich mit dem unaussprechlichen Seufzen seines Herzens, das ist ein groß unleidlich Geschrei vor Gottes Ohren; er muss es hören, wie er zu Mose spricht: Was schreist du zu mir? so doch Mose vor Sorgen und Zittern nicht wohl zischen konnte, als er in der höchsten Not war. Solch Seufzen seines Herzens zerriss auch das rote Meer, machte es trocken, führte die Kinder Israel durch, ersäufte Pharao mit aller seiner Macht. Das und noch viel mehr, kann tun und tut ein rechtes geistliches Seufzen (und Gebet)“.

Peter Krebs

Es sind die "Rotten" von denen Luther auch spricht, die losgelassen werden, damit die Christenheit aus ihrem Schlaf erwacht.

Vielen Dank für diesen ausserordentlich offenen und ehrlichen Beitrag. Er spricht alle wichtigen Missstände an: Die undemokratische und untransparente Entscheidungsfindung. Die verordnete top-down Revolution in der EKD-Führung, die in Wirklichkeit die unbequeme Auseinandersetzung scheut und im Wesentlichen ein windelweiches Anschmiegen an Zeitgeist und herrschende Political Correctness darstellt. Die mittlerweile ins Absurde abgleitende Entfernung der EKD-Führung von Bibel und Jesus' eigentlichem Vorbild. Die Idee, Ideen bzw. Ideologien "harmonisieren" zu wollen, die im Kern einander ausschliessen, wobei "harmonisieren" eigentlich für Gleichmacherei und Unterdrückung von Wort und Geist steht. Und die Tatsache, dass der Grossteil der Basis ein weitaus anderes Leben führt als es von der EKD-Führung vertreten wird. Über kurz oder lang zieht eine solche Kirche sich selbst den Boden weg - denn eine Kirche, die nicht mutig das Christentum und die Lehre Gottes vertritt, braucht letztendlich keiner.

Ich stimme Rolf-Alexander Thieke zu und werde mit "meinem" Synodalen das Gespräch dazu suchen. Ich bin es leid, dass die Kirche sich immer wieder von HuK und LSVD auf dieses Thema festlegen lässt. Eigentlich sollte das seelsorgerlich gelöst werden, denn alles Wesentliche dazu ist bekannt.

  • Jesus liebt die Sünder, daher möchten wir alle Homosexuellen in unseren Kirchen willkommen heißen. Schließlich sind auch wir nur Sünder und daher keinen Deut besser.
  • Homosexualität, eine homosexuelle "Identität" oder Neigung sind keine Sünde, sondern nur homosexuelle Praxis. Diese Praxis ist jedoch eindeutig Sünde. Sie darf nicht - auch nicht auf Umwegen - kirchenöffentlich gut geheißen werden.
  • So willkommen mir praktizierende Homosexuelle im Gottesdienst und bei kirchlichen Veranstaltungen sind, so wenig kann ich Ihnen ein Lehramt zugestehen. Ich sehe daher keinen Grund, sie aus der Gemeinde auszuschließen (wie das manch einer tut), solange Sie nicht in der Gemeinde öffentlich verkünden, ihre Lebensweise sei gut so. Sie können also an fast allen Teilen des Gemeindelebens teilnehmen, nur nicht an der Lehre.

Seelsorgerlich kann die Gemeinde nicht viel tun. Aber was sie kann, sollte sie nicht unterlassen.

  • Sie kann Flyer von Wüstenstrom und OJC auslegen. Diese beiden sind seit Jahren erfolgreich darin, homosexuell Fühlende, die sich ändern wollen, zu helfen, die Ursache ihrer Gefühle aufzudecken und sie auf einem neuen Weg zu begleiten. Es sollte allerdings auch nicht verschwiegen werden, dass in den meisten Fällen (circa 2/3) eine erfüllte Heterosexualität nicht mehr erreicht werden kann und nur noch Enthaltsamkeit als Ausweg bleibt. (Das hat Paulus schon angedeutet) Je früher solche Hilfe gesucht wird, desto größer sind ihre Chancen, da praktizierte Sexualität eine der stärksten Prägungen ist, die der Mensch kennt.
  • In den meisten Fällen (die meisten praktizierenden Homosexuellen sind männlich) spielt eine mangelnde Identifikation des Homosexuellen mit seinem Vater in der Zeit der Adoleszenz eine große Rolle. Wenn die Gemeinde dem Vater hilft, eine neue, vorurteilsfreie Beziehung zu seinem erwachsenen und homosexuellen Sohn aufzubauen, kann das ein wesentlicher Schritt, sein, Entwicklungsdefizite zu beseitigen.
  • Männliche Homosexuelle brauchen männliche christliche Freunde über 30, da diese nicht in das "Beuteschema" passen und ebenfalls die fehlende Vaterbeziehung ausgleichen können.
  • Gebet, Gebet, Gebet

Ein ausgezeichneter Kommentar ! ! ! A. Rau

http://www.DerLaie.com

Den Kommentar von Rolf-Alexander Thieke kann ich nur unterstützen! Aber: Es braucht viele Mitchristen mit einem geistlichen Rückgrat, die den Mut haben, sich zu positionieren und dem vermeintlichen "main-stream" zu trotzen! "Reformation" damals wie heute heißt doch wohl: zu den Wurzeln des christlichen Glaubens zurückzukehren und sich dazu zu bekennen. Das bisherige reformatorische Prinzip des "sola scriptura" gilt doch noch - oder etwa nicht??