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Nicht heimlich, sondern offen "in Sünde" leben?


16.12.10

Nicht heimlich, sondern offen "in Sünde" leben?

Christine Untch, Sprecherin des Lesbisch-Schwulen Konvents, unterstützt die Beschlüsse in der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern zum Einzug homosexueller Partnerschaften in evangelische Pfarrhäuser

(MEDRUM) Wer in der Vergangenheit in der Evangelischen Kirche Pfarrerin sein und mit homosexuellen Partnern leben wollte, mußte dies heimlich tun. Denn homosexuelle Lebensweisen galten nach der Bibel bislang als Sünde. Die lesbische Pfarrerin Christine Untch (München) lehnt dies ab. Sie lebt seit mehreren Jahren mit ihrer Partnerin im Pfarrhaus und will, daß die homosexuellen Pfarrerinnen und Pfarrer künftig in aller Offenheit als Homosexuelle zusammenleben können.

Christine Untch ist Gemeindepfarrerin in der Evangelisch-Lutherischen Immanuelkirche München und Sprecherin des Lesbisch-Schwulen Konvents (LSK) in der bayerischen Landeskirche. In einem Artikel im Evangelischen Sonntagsblatt (12.12.10) sprach sie sich für ein "Leben ohne Heimlichkeiten" aus. Die Beschlüsse der Landessynode und des Landeskirchenrates, homosexuellen Lebensgemeinschaften künftig die Pforten der evangelischen Pfarrhäuser zu öffnen, sieht die Pfarrerin laut Sonntagsblatt als Erleichterung. Untch verheimlichte ihre Homosexualität lange Zeit. Während ihres Theologiestudiums habe sie ihre Partnerin kennengelernt. Es habe damals "keinen Wowereit, keinen Westerwelle, keine Anne Will" gegeben, wird sie zitiert. Erst vor fünf Jahren habe sie ihre homosexuelle Partnerschaft standesamtlich eintragen lassen und lebe seit sechs mit ihrer Partnerin im Pfarrhaus, so das Sonntagsblatt. Nun will sich die Sprecherin des LSK auch in die Gespräche einschalten, die demnächst in den Kirchenkreisen geführt werden sollen, um der Kritik an den Beschlüssen der leitenden Kirchengremien in der Landeskirche zu begegnen.

In den Gesprächen in den Kirchenkreisen werden zwei grundsätzlich unterschiedliche Auffassungen aufeinandertreffen. Die Auffassung des Landesbischofs Johannes Friedrich, der sich für eine neue Bibelinterpretation ausspricht und den Schriften des Apostels Paulus heute keine Bedeutung mehr beimißt, weil sie auf überholten Denkkategorien beruhen würden, und die Haltung seiner Kritiker, die in Friedrichs Votum eine Relativierung des Wortes Gottes sehen und dem Bischof eine dem Zeitgeist angepasste Irrlehre vorhalten. Für diese ist die Forderung nach einem "Leben ohne Heimlichkeiten" nichts anderes als der Wille, das Wort Gottes zu mißachten und offen ein Leben in Sünde - ein Sodom und Gomorrha - leben zu wollen, das Pfarrerinnen und Pfarrern aufgrund ihrer Vorbildfunktion in der Gemeinschaft der Kirche nicht gestattet werden dürfe. Wie MEDRUM berichtete, hat sich wegen der Entscheidung des Landeskirchenrates und des Beschlusses der Landessynode Protest gegen die Verordnung von oben erhoben, das Leben homosexueller Partnerschaften grundsätzlich in Pfarrhäusern zulassen zu wollen.

ImageDer Lesbisch-Schwule Konvent (LSK) ist nach dessen Angaben ein "Zusammenschluss gleichgeschlechtlich l(i)ebender Männer und Frauen, die haupt-, ehren- oder nebenamtlich in Verkündigung oder Lehre in der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern und ihrer Diakonie tätig sind" (Bild links: Ausschnitt aus der Internetseite des LSK). Der LSK vertritt die Interessen von Lesben und Schwulen und vermittelt seelsorgerische Begleitung von Lesben und Schwulen bis hin zur Segnung von Partnerschaften. Er sieht Verbindungen zum Konvent lesbischer Christinnen und schwuler Christen im Reformierten Bund, zum Konvent lesbischer Pfarrerinnen und schwuler Pfarrer in der Evangelischen Kirche von Westfalen, zum Lesbisch-Schwulen Konvent (LSK) in Württemberg und zu den Katholischen Schwulen Priestergruppen Deutschlands (KSPD)


12.12.10 Ev. Sonntagsblatt Leben ohne Heimlichkeiten
12.12.10 idea Bayern: Widerstand gegen Homosexuelle im Pfarrhaus

In MEDRUM:

 

Pfarrdienstgesetz

Leserbriefe

Ich finde, dass die im Ev. Sonntagsblatt abgebildete Pfarrerin eine nette Frau und der abgebildet Pfarrer ein netter Mensch ist. Wenn ich mir die beiden ansehe, würde es mir schwer fallen, sie hinsichtlich ihner persönlichen Neigungen zu beeinträchtigen. Sie tun mir von Herzen leid. Trotzdem wäre es ein Kardinalfehler, aus falsch verstandener Liebe, ihr Tun gutzuheißen. Und hier versündigt sich die Kirche, wenn sie Dinge, die verkehrt sind, gutheißt.

Solche Menschen müssen seelsorgerlich betreut werden. Sie müssen Brot anstelle von Steinen bekommen. Es war allerdings schon immer so, dass die Kirche in sich gespalten war und ein Teil dem jeweiligen Zeitgeist anhing und der andere Teil treu blieb. Das geht zurück bis in die Zeiten des AT, wo es den Götzendienst gab. Gott wird sich auch diesmal einen treuen Rest zurückbehalten. Deshalb ist es nicht notwendig aus der Kirche auszutreten. Notwendig ist es allerdings, Sünde beim Namen zu nennen und dem Übel zu widerstehen. Wir können nur beten, dass Gott vergibt und alles neu macht.

Wenigstens eines ist klar: Die Berechenbarkeit der EKD. Wer erwartet von den Entscheidungsträgern innerhalb der EKD etwas anderes? Mich wundert nur, dass sich Bündnisse innerhalb der EKD, die das Wort Gottes noch ernst nehmen, sich nicht von diesem Verein lossagen.

Wer einen anderen Menschen liebt, ist deswegen nicht automatisch seinen "Begierden ausgeliefert" - auch ein homosexueller Mensch nicht. Dies scheint vielen von denen, die hier ihre Meinung abgegeben haben, nicht klar zu sein. Die biblischen Autoren sprechen sich gegen eine ungezügelte Sexualität aus. Wer homosexuell ist, lebt deswegen nicht zügellos. Er ist auch nicht "ungehorsam". Vielmehr erlebt er die Liebe zu einem anderen Menschen nicht anders, als ein heterosexueller Mensch das auch tut. Den "Ratschlag" des Apostels Paulus, zu heiraten und damit seine Sexualität verantwortlich in das eigene Leben zu integrieren, kann nur heterosexuellen Menschen gelten. Ein homosexueller Mensch würde sich und seinen Partner/seine Partnerin damit unglücklich machen! (Ich kenne leider etliche solche Beispiele!) Ich freue mich darüber, dass Menschen, die aufgrund ihrer gleichgeschlechtlichen Prägung, in der sie sich vorfinden, akzeptiert werden und dass sie die Möglichkeit haben, sich zu ihrem Partner zu bekennen. Auch homosexuelle Menschen können durch die Art und Weise, wie sie ihr Leben und/oder ihre Partnerschaft führen, anderen Menschen - insbesondere anderen homosexuellen Menschen - ein Vorbild sein.

Auf dem Gemeindefest am 01.07.2012 lernte ich Frau Untch als liebenswürdigen, aufgeschlossenen Menschen kennen. Das sie lesbisch ist, stört mich nicht! Ich finde es einen enormen Fortschritt, daß unsere evengelische Kirche mittlerweise so offen, unkompliziert und natürlich mit diesem Thema umgeht. Gott hat schließlich mit jedem Manschen seinen Plan und liebt ihn so wie er ist - o h n e Kompromisse und Vorurteile. Ich auf jeden Fall freue mich sehr auf eine gute Zusammenarbeit und viele schöne Gottesdienste. Manuela Grabowski