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Thomas Schirrmacher: Warum die Manhattan Erklärung recht hat


06.12.09

Thomas Schirrmacher: Warum die Manhattan Erklärung recht hat

Kulturkampf gegen christlichen Glauben und Kirchen

(MEDRUM) Thomas Schirrmacher hat in einer Stellungnahme zur Manhattan Erklärung für das Institut "Ethik und Werte" herausgearbeitet, warum die Unterzeichner der Manhattan Erklärung recht haben.

ImageWie MEDRUM berichtete (-> Ein Ruf des christlichen Gewissen), sprechen sich in der "Erklärung von Manhattan" hochrangige Vertreter christlicher Kirchen und Glaubensgemeinschaften in den USA dafür aus, dem Ruf des christlichen Gewissens zu folgen und sich politischen Zwangsmaßnahmen zu widersetzen, die von ihnen Verstöße gegen zentrale Gebote Gottes erzwingen. 125 leitende Persönlichkeiten christlicher Gemeinschaften, die der Orthodoxen, Katholischen und Evangelischen Kirche angehören, - darunter 15 katholische Bischöfe - kündigen dem Präsidenten der USA, Barack Obama, ihren Widerstand an.

Für das Institut Ethik und Werte hat der Theologe und Soziologe, Prof. Dr. phil. Dr. theol. Thomas Schirrmacher, zu dieser Erklärung unter der Überschrift "Kulturkampf 2.0" Stellung genommen und kommt zu dem Schluß: Die Erklärung hat recht.

Thomas Schirrmacher sieht in den USA die letzten 30 Jahre im Widerstreit eines schleichenden Kulturkampfes stehen, der schließlich jetzt zur Manhattan Erklärung geführt habe. Schirrmacher schildert in seiner Stellungnahme, was in Deutschland in den letzten beiden Jahrhunderten Kulturkampf bedeutet hat. Immer weiter sei versucht worden, den Einfluß der Kirchen zu beschränken und ihnen immer mehr staatliche Spielregeln vorzugeben.

Auch in Europa ist für Schirrmacher ein erneuter Kulturkampf aufgeflammt, besonders deutlich in Großbritannien. "Dort zahlen Bischöfe der Kirche von England bereits horrende Strafen für Predigten zum Thema Sexualität und müssen zwangsweise Antidiskriminierungsseminare besuchen. Alle katholischen Adoptionsstellen wurden geschlossen, weil man gezwungen wurde, auch an gleichgeschlechtliche Paare Kinder zu vermitteln, und immer öfter werden Christen aus dem Staatsdienst entlassen, etwa weil sie ein Kreuz tragen", schildert Schirrmacher. Die Liste der Themen werde immer länger, bei denen man die Kirchen zwingen wolle, so zu denken und handeln, wie die „veröffentlichte" Meinung: Abtreibung, Bioethik, Sexualität, Ehe, Familie und Gender Mainstream führt Schirrmacher als Beispiele an. Deutlich werde das etwa bei der religiösen Kindererziehung; Schirrmacher: "Die Stadt Berlin macht vor, dass es nicht darum geht, den Religionsunterricht abzuschaffen, sondern alle Kinder zwangsweise in den staatlichen Weltanschauungsunterricht namens ‚Ethik' zu schicken."

Diese Auseinandersetzung in Deutschland hält Schirrmacher ebenso wie in Europa so "überflüssig wie ein Kropf." Für sozialen Unfrieden oder Diskriminierung und Gewalt gegen andere sieht er die Ursache nicht bei den Kirchen. Aber statt ihre gewaltigen Aufgaben zu lösen, statt Arbeitslosigkeit und Rassismus zu bekämpfen, grase die Europäische Union die Gesetzgebung ab, wo Kirchen als Religionsgemeinschaft vermeintliche Sonderrechte hätten, weil bestimmte politische Kräfte in der EU die christlichen Kirchen in die Knie zwingen wollten, kritisiert Schirrmacher. Nach seiner Auffassung erzwingt der Staat dadruch zunehmend den Widerstand von Christen "gegen einen Staat, den sie eigentlich befürworten, ja oft lieben." Deswegen sendet Schirrmacher Appelle an Politiker, Richter, Medien, Kirchen und Gemeinschaften aus. Schirrmacher:

"Mein Appell geht an die Politiker: Beteiligt euch nicht an dem aufkommenden Kulturkampf 2.0! Wendet euch den wirklichen Problemen zu!

Mein Appell geht an die Richter: Bremst den ausufernden Kulturkampf 2.0 im Rahmen eurer rechtlichen Möglichkeiten durch Augenmaß und friedliche Lösungen.

Mein Appell geht an die Medien: Beteiligt euch nicht an Hetze, die sozialen Unfrieden heraufbeschwört, sondern berichtet versöhnlich, demokratisch und fair über religiöse Fragen und über Minderheiten aller Art. Und lasst die Betroffenen selbst zu Wort kommen, statt sie zu ächten.

Mein Appell geht an die Kirchen, Freikirchen und Gemeinschaften: Setzt euch nüchtern mit den kommenden Entwicklungen auseinander und erhebt eure Stimme. Lasst euch nicht auseinander dividieren, weil ihr in der einen oder anderen ethischen Fragen unterschiedliche Akzente setzt, sondern seht das Gesamtbild. Wer heute schweigt, wird morgen selbst Zielscheibe sein. Mit den Worten von Ulrich Parzany sage ich: „Steht auf, wenn ihr Christen seid!"

Mein Appell an alle ist: Einer friedlichen und demokratischen Gesellschaft zuliebe bitten wir euch, den aufkommenden Kulturkampf 2.0 zu beenden und nicht ständig an rechtlichen Stellschrauben zu drehen, die den Spielraum der Kirchen einengen sollen.

Schirrmacher zieht als Fazit, dass sich das westliche Christentum in weiten Teilen der westlichen Kultur bis kurz vor die Selbstaufgabe angepasst habe. Jetzt sei ein Punkt erreicht, wo dies nicht weiter möglich sei, ohne den christlichen Glauben selbst aufzugeben. Für Schirrmacher muß sich die Christenheit auch in Deutschland und Europa ganz neu fragen, was ihr der Glaube an Gott im Alltag bedeutet und wie viel er ihnen wert ist. Er identifiziert Parallelen der Entwicklungen in den USA und auf dem europäischen Kontinent. Die Manhattan Erklärung hat deswegen für Schirrmacher recht und verdient vorbehaltlose Solidarität.

In Abstimmung mit den Herausgebern der Manhattan Declaration wurde in MEDRUM die Möglichkeit eingerichtet, im Online-Verfahren die Solidarität mit den Unterzeichnern zu erklären.

Online-Erklärung der -> Solidarität mit den Unterzeichnern der Manhattan Declaration

Thomas Schirrmacher -> Stellungnahme "Kulturkampf 2.0