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Profil des Shooting-Stars Kristina Köhler


02.12.09

Profil des Shooting-Stars Kristina Köhler

(MEDRUM) Die frisch ernannte Bundesfamilienministerin, Kristina Köhler (CDU), sei noch wenig bekannt, schreiben die Medien. Manchen ist sie eher durch ihr Engagement gegen Extremismus oder für Homosexuelle als für Kinder und Familien im Gedächtnis. Dennoch sind die Erwartungen an die neue Ministerin in der Familienpolitik hochgesteckt.

Am 30.11.2009 wurde Kristina Köhler zu Bundesministerin ernannt. Wie MEDRUM berichtete, hat der Arbeitskreis Engagierter Katholiken (AEK) in der CDU nach dem Ministerinnenwechsel einen "mutigen Perspektivewechsel" gefordert. Kinder und ihre Bedürfnisse dürften nicht länger einer "Frauenerwerbsförderpolitik untergeordnet werden", hatte der AEK-Sprecher Martin Lohmann erklärt. Lohmann merkte an, die neue Ministerin Köhler habe sich selbst "weder politisch noch persönlich mit Ehe und Familie befasst".

Der Werdegang von Kristina Köhler weist aus:

  • Geboren 1977 in Wiesbaden
  • 1994 Eintritt in die CDU, seit 1995 Mitglied des Bezirksvorstands der CDU Westhessen
  • 1997 bis 2002 Studium der Soziologie, Geschichte, Philosophie und Politik an der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz
  • 2000 Hospitanz bei der Frankfurter Allgemeinen Zeitung
  • 2000 bis 2001 Stadtverordnete der Landeshauptstadt Wiesbaden
  • 2002 Abschluss als Diplomsoziologin. Neben dem Studium Tätigkeit als Mitarbeiterin einer hessischen Landtagsabgeordneten und als wissenschaftliche Hilfskraft der Universität Mainz
  • seit 2002 Mitglied des Landesvorstands der CDU Hessen
  • seit 2002 Mitglied im Deutschen Bundestag aus dem Wahlkreis Wiesbaden
  • 2009 Promotion zum Dr. phil. am Institut für Politikwissenschaft, Universität Mainz.

Kristina Köhler gehört der evangelisch-lutherischen Kirche an und ist noch ledig.

Wer das Engagement von Kristina Köhler in der Vergangenheit betrachtet, findet die Einschätzung von Martin Lohmann bestätigt. Die Jungpolitikerin, die mit 32 Jahren jetzt zum Shooting-Star im Merkel-Kabinett avancierte, hat bisher noch kein Profil durch ein familienpolitisches Engagement für Kinder, Ehe und Familie erworben. Unter ihren vielfältigen Aktivitäten ist ihr Engagement als Botschafterin des "HERZENSWÄRME e.V. - Ein Lächeln für Kinder" und als Schirrmherrin der August-Hermann-Francke-Schule, einer Förderschule für Lernhilfe in Wiesbaden, eher untypisch und nicht gerade von bundespolitischer Bedeutung.

Schärfere Konturen prägte hingegen ihr Einsatz gegen Extremismus und Rassismus. Sie ist Mitglied des Kuratoriums für die Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn, und Mitglied des Bündnisses für Demokratie und Toleranz - gegen Extremismus und Gewalt, Berlin. Sie war außerdem Mitglied des Innenausschusses des Bundestages und gehörte dem BND-Untersuchungsausschuß zur Aufklärung der Rolle des Bundesnachrichtendienstes (BND) im Irak-Krieg an. Auch durch ihren Einsatz für Homosexuelle und gegen Homophobie hat sie - zumindest bei den Lesben und Schwulen in der Union und in Hessen - aufhorchen lassen. "Grundsätzlich halte ich jede Kampagne gegen Homophobie für unterstützenswert", hatte sie dem LSVD-Hessen vor der Bundestagswahl 2009 geantwortet.

Familienpolitik war also bisher für Kristina Köhler allenfalls ein Randthema. Warum sie dennoch Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend geworden ist, mag Teil eines Geheimnisses zwischen Angela Merkel und Roland Koch sein, das vermutlich nicht völlig gelüftet werden wird. Es dürfte für ihren künftigen Erfolg in einer Politik für die deutsche Familie auch nicht ausschlaggebend sein.

Was für Kristina Köhler Familie persönlich bedeutet, erklärte sie im Interview mit Bild am Sonntag mit den Worten: "Dass ich durch meine Eltern und meinen Bruder, seitdem ich lebe und erst recht in den letzten anstrengenden Jahren, so viel Rückhalt erfahre, ist ein riesiges Glück und hat mich zu dem gemacht, was ich bin."

Es wird abzuwarten sein, ob die engagierte, junge Politikerin und promovierte Soziologin trotz fehlender Erfahrung in Staatsämtern, geringer Lebenserfahrung und noch fehlender Fachkompetenz in Fragen der Familienpolitik dem schwierigen Ministeramt gewachsen sein wird. Zu wünschen ist es ihr ohnehin, schon im Interesse von Kindern und Eltern.


-> Perspektivewechsel in der Familienpolitik