09.08.11
Präses Schneider nicht bei Jürgen Flieges Wörishofener "Heiler-Tagen"
Pastor Ulrich Rüß: "Esoterik und Esoterik-Business sind mit dem Pastorenamt unvereinbar"
(MEDRUM) Beim fünftägigen Kongress "Wörishofener Herbst", einer Veranstaltung, die Jürgen Fliege als Heiler-Tage anpreist, soll Präses Nikolaus Schneier dem Vernehmen nach - entgegen Flieges Ankündigung - nun doch nicht zusammen mit Geistheilern als Mitwirkender auftreten. Flieges Aktivitäten sind erheblich in die Kritik geraten. "Esoterik und Esoterik-Business sind mit dem Pastorenamt unvereinbar", erklärte dazu die Internationale Konferenz Bekennender Gemeinschaften .
210 Euro müssen Teilnehmer der "Heiler-Tage" vom 28. Oktober bis 1. November 2011 in Bad Wörishofen bezahlen, um am fünftägigen "spirituellen Woodstock" von Jürgen Fliege teilnehmen zu können. So nennt der Fernsehpfarrer seinen Wörishofener Herbst. Auch der Ratsvorsitzende der EKD war als Mitwirkender angekündigt. Präses Nikolaus Schneider werde mit Jürgen Fliege darüber reden, „warum das Christentum eine therapeutische Religion ist, die sich der Ehrfurcht vor dem Leben verpflichtet weiß", heißt es es in der Ankündigung.
Zwischenzeitlich ist erhebliche Kritik an Jürgen Flieges Aktivitäten laut geworden. Fliege mache Geschäfte mit pseudoreligiösen Produkten, meint die Hamburger Sektenexpertin Ursula Caberta in ihrem "Schwarzbuch Esoterik", wie das "Hamburger Abendblatt" berichtete. Ein Blick in Jürgen Flieges Webseite fördert ein einprägsames Beispiel zutage: Flieges Essenz. 1 Flasche à 95 ml kostet 39,95 €. Hinzu kommen in Deutschland Versandkosten in Höhe von 5,95 €. Über seine Essenz sagt Fliege: "Spirituelle Informationen vereint mit lebendigen biologischen Trägern! So habe ich nun meine Essenz herstellen lassen. Ich habe über sie gebetet wie über Weihwasser. Ich habe immer wieder meine Hände aufgelegt, um den Trost und die Kraft in die Essenz zu senden. Sie soll ein Segen sein." Die "Fliege-Essenz" kann über Jürgen Flieges Homepage bestellt werden.
Dem Vorwurf, sich an Flieges Geschäften zu beteiligen, will sich Präses Schneider offenbar nicht aussetzen. Er soll seine Teilnahme an den Heiler-Tagen dementiert haben. Jürgen Fliege wird demnach auf die Mitwirkung des Ratsvorsitzenden der EKD, den er einen Freund aus frühen Tagen nennt, verzichten müssen. Für Pfarrer Ulrich Rüß ist dies unabdingbar. Das "Pastorenamt ist mit Esoterik und Esoterik-Business unvereinbar", erklärt Rüß zum Fall Fliege und distanziert sich von esoterischen Praktiken. In einer Pressemitteilung vom Montag heißt es dazu:
"Die Konferenz Bekennender Gemeinschaften in den Landeskirchen Deutschlands (KBG) hält die esoterischen Praktiken und Denkweisen, sowie die dubiose damit einhergehende Esoterik-Business-Praxis von Pastor Jürgen Fliege nicht vereinbar mit dem Amt eines Evangelischen Pastors, das sich nach der Ordination an Bibel und Bekenntnis gebunden weiß. Es gilt, die Christen vor Neuheidentum und quasireligiösen Scharlatanen zu warnen. Wer sich der Esoterik verschreibt, kann nicht evangelischer Pastor sein."
Völlig unverständlich wäre es für Rüß gewesen, wenn der Ratsvorsitzende der EKD mit einem Erscheinen den von Jürgen Fliege unterstützten Esoterikkongress in Wörishofen auch noch aufwerten würde. Inzwischen sei jedoch klar, dass Präses Schneider nicht teilnehme, sondern lediglich von Fliege dazu eingeladen gewesen sei, so Rüß.
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Pastor Ulrich Rüß ist Vorsitzender der Konferenz Bekennender Gemeinschaften und gehört dem Initiativkreis Evang. Kirchenprofil an.
Information über Heiler-Tage: http://www.fliege.de/woerishofener_herbst/
08.08.11 | Hamburger Abendblatt | Pfarrer Fliege macht Reibach im Esoterik-Business |