25.01.11
Acht Theologen im Mittelmaß
Ein Schnellschuß gegen acht Bischöfe in der ZEIT - ohne Erdung in Gottes Wort
Ein Kommentar von Pastor Dr. theol. Dieter Müller, Initiativkreis Evang. Kirchenprofil
(MEDRUM) Die nordelbische Bischofskanzlei wollte den acht Altbischöfen kein Forum bieten. Taktik statt Wahrheitssuche. Die Wochenzeitung „Die Zeit“ dagegen brachte rasch acht Theologie-Professoren und Professorinnen in Stellung. Ein Schnellschuß, allerdings mit Platzpatronen. Es hätte ein spannender Diskurs werden können, ein klärender Beitrag zur Frage nach der Wahrheit. Leider fand der Leser nichts Neues. Das meiste war abgedroschen.
Aussagen der Professoren theologisch erschreckend dürftig
Homosexuelle Partnerschaften seien in der Regel gemeindeverträglich. Die evangelische Kirche habe ein neues Leitbild entwickelt, das - dem „Gesamtklang des Evangeliums“ folgend - ein verantwortliches, verläßliches, liebevolles Miteinander fordere. Es sei eine Frage der ausgleichenden Gerechtigkeit, homosexuellen Partnerschaften die Pastorate zu öffnen, denn die Kirche habe sich jahrhundertelang im gesellschaftlichen Mainstream homophob infiziert. Homosexualität sei nicht widernatürlich, weil der homosexuell geneigte Mensch seine Neigung nicht erfinde, sondern vorfinde, und es entspreche der menschlichen Natur, daß der Mensch seine Sexualität gestalten und kultivieren müsse. Und schließlich auch noch billig diffamierend: Die „acht altbischöflichen Vorderen“ hätten „drei biblische Zitate kontextlos hintereinander“ gereiht, „um Schwule und Lesben zu diskreditieren“. Diese ehrenrührige Unterstellung fällt auf den Schreiber zurück, und der achtfache Widerspruch gegen die bibelzentrierte Bischofsposition ist allzu dürftig, selbst wenn man berücksichtigt, daß die Redaktion das Maß von Leserbriefen vorgegeben hatte.
Die Abbildung unten enthält einige wichtige Aussagen
der acht Theologen aus ihren Stellungnahmen als Auszug.
Gottloser Leichtsinn in Theologie und Kirche
Die acht Bischöfe haben hermeneutisch reflektiert, transparent und biblisch nachvollziehbar Homosexualität in der Abkehr vom wirklichen Gott verortet. Genital gelebte Homosexualität widerspricht dem Schöpferwillen Gottes. Denn Gott hat den Menschen bipolar auf Ergänzung angelegt als Mann und Frau geschaffen und befähigt, Leben weiter zu geben. Der genital gelebte homosexuelle Lebensstil ist theologisch gesprochen Sünde. Deshalb führt homosexuelle Praxis in welcher Konstellation auch immer ohne Umkehr und Vergebung zum Verlust des Heils. Kirche und Theologie, die in gottlosem Leichtsinn schwul oder lesbisch gelebte Sexualität theologisch rechtfertigen, verführen Menschen zur Sünde und trennen sie von Gott. Hier scheiden sich wahre und falsche Kirche. Dem alles entscheidenden Argument der Altbischöfe, eine Kirche, die homosexuell verpartnerte Pastorinnen und Pastoren ordiniere und wie Ehepaare in Pastoraten öffentlichkeitswirksam leben lasse, hebe das sola scriptura auf, entziehen sich diese Theologen bemerkenswert unbedacht. Haben die Bischöfe recht, und das dürfte so sein, dann verliert die evangelische Kirche das reformatorische Fundament und zugleich ihre Existenzberechtigung. Es ist unglaublich, wie leichtfertig Protestanten in Kirche und Theologie mit Gottes Wort ihre subjektiv postmodernen Spiele treiben.
Schöpferische Einheit: Keine Theologie ohne Anatomie
Robert Leicht, theologischer Ehrendoktor von Münster, formuliert provokant „Treibt Theologie und nicht Anatomie!“. Leicht will die ethischen Anforderungen des Neuen Testaments auf den biblischen Kern zurückführen, und das bedeute für Intimbeziehungen, in denen Menschen in sonst nicht gekanntem Maß verletzlich sind und von einander „existentielle Verläßlichkeit erwarten“, daß die ethischen Kriterien „von der Anatomie unabhängig“ seien. Die schwerste Sünde nach dem Neuen Testament , die Todsünde, sei die Pleonexia, die Habgier. Robert Leicht sieht leider nur auf dem linken Auge scharf. Der Habgier ist nämlich nach dem Verständnis des Neuen Testaments die andere Sünde gleich, die Porneia, die Unzucht. Unzucht aber, das ist die Überzeugung des Neuen Testaments, ist jede Form von Sexualität, die nicht im von Gott geschenkten Schutzraum der für Kinder offenen Ehe gelebt wird. Gott, der ein Freund des Lebens ist, will nicht nur schnelle Lust, sondern nachhaltig Leben. Zweifellos darf der Mensch Sexualität nicht kategorisch von der Weitergabe des Lebens trennen. Sie sind eine schöpferische Einheit. Aber dazu bedarf es des ganzen Menschen, auch seiner Anatomie.
Die seltsame Mißachtung des Leibes
Erstaunlich ist die Herabsetzung des Leibes und seiner geschöpflichen Anatomie durch die Homophilen unter den Theologen. Hier zeigt sich offenbar eine eigenartige Wiederkehr der platonischen oder gnostischen Leibmißachtung, die sich ganz und gar nicht mit dem ganzheitlichen Menschenbild der Bibel vereinigen läßt. Essentiell für dieses ist vielmehr die ganzheitliche Bipolarität von männlich und weiblich, die unübersehbar biologisch ausgeprägt ist. Und gerade auch dieser anatomisch gestaltete Leib ist – folgt man dem Neuen Testament - Empfänger der Heiligungsinitiative Gottes. Der Leib ist ein Tempel des Heiligen Geistes; wer Unzucht treibt, sündigt gegen seinen von Gott geschaffenen und zur Heiligung befähigten Leib.
Die Normativität des Faktischen
Zweifellos war es nicht die Bibelexegese, die aus dem Geist der Bibel eine Neubewertung der Homosexualität im Raum der Kirche erzwungen hat, sondern es war die sogenannte sexuelle Revolution. Diese öffnete Homosexuellen den weiten Raum in Kirche und Gesellschaft, und die hervorragend organisierte Schwulenbewegung hat ihn so intensiv genutzt, daß der bisexuelle Modemacher Joop von der Homosexualisierung der Gesellschaft sprechen konnte. Hier hat die Kirche sich wieder einmal dem Zeitgeist prostituiert. Sie ist inzwischen offenbar in Teilen so „aufgeklärt“ verblendet, daß sie sich nicht einmal durch die hochgeschätzte Barmer theologische Erklärung zur Ordnung rufen läßt, wo es unmißverständlich heißt: „Wir verwerfen die falsche Lehre, als dürfe die Kirche die Gestalt ihrer Botschaft und ihrer Ordnung ihrem Belieben oder dem Wechsel der jeweils herrschenden weltanschaulichen und politischen Überzeugungen überlassen.“
Faktenresistenz und Verlust der Wahrheit
Erschreckend ist nicht nur das theologische Mittelmaß des Widerspruchs gegen die acht Bischöfe, skandalös ist auch der selektive und faktenresistente Umgang mit den Ergebnissen der Humanwissenschaften. In Kirche und Gesellschaft herrscht das dogmatisch festgeschriebene, manipulativ durchgesetzte Idealbild homosexuellen Lebens. Kirche aber hat bei der Wahrheit zu bleiben, selbst wenn diese politisch unkorrekt ist. Zur Wahrheit zum Beispiel gehört, daß Promiskuität – folgt man selbst schwulen Sexualwissenschaftlern – essentielles Merkmal schwuler Sexualität ist. Es gehört zur Wahrheit auch, daß deswegen mehr als die Hälfte aller AIDS-Infektionen hier zu Lande immer noch promisk lebende Schwule trifft. Und – wie sich zunehmend deutlicher zeigt – längst nicht bei allen ist die homosexuelle Neigung unveränderlich. Kirche ohne die Neigung zur Wahrheit ist ein Widerspruch in sich selbst.
Der Mainstream-Kirchen-Protestantismus hat im Zuge der Aufklärung und dem damit einhergehenden Prozeß der Individualisierung und Subjektivierung seine Erdung in Gottes Wort verloren. Er hat jedoch im Unterschied zu Katholizismus und Orthodoxie nichts anderes als Gottes Wort. Dieses allerdings beschreibt die monogame, das ganze Leben währende Ehe von Mann und Frau als einen immensen Kulturgewinn, den Gott in der jüdisch-christlichen Glaubensgeschichte gestaltet hat. Diesen von Gott geschenkten humanisierenden Gewinn setzt der Protestantismus in der westlichen Welt gegenwärtig aufs Spiel. Der Einzug homosexueller Partnerschaften in die Pastorate ist keine Ordnungs-, er ist eine Glaubensfrage. Den acht Bischöfen ist für ihren Mut zu danken. Sie haben der Kirche gedient und ein beeindruckendes Beispiel wahrgenommener bischöflicher Verantwortung gesetzt.
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Pastor Dr. theol. Dieter Müller ist Vorstandsmitglied der Kirchlichen Sammlung um Bibel und Bekenntnis in der Nordelbischen Kirche. Er begann bereits vor 15 Jahren sich intensiv mit Fragen der Homosexualität und Kirche zu befassen. Er nahm auch in der Debatte um sexuellen Mißbrauch kritisch Stellung zum Umgang mit dieser Problematik in der EKD. Müller schreibt in einem Kommentar, der im Juli 2010 in "idea" und "kath.net" erschien. In seiner wissenschaftlichen Tätigkeit war er Assistent an den Universitäten Kiel und Bochum und promovierte mit einer Dissertation zum Neuen Testament über die Auferstehungstradition bei Paulus.
Dieter Müller engagierte sich als Unterzeichner der Aktion des Gemeindehilfsbundes und Gemeindenetzwerkes "Kinder eine Gabe Gottes" für ein uneingeschränktes Ja der EKD zum Leben. Er gehört zum Initiativkreis Evang. Kirchenprofil, zu dem neben dem Autor der idea-Dokumentation "Kirche, Homosexualität und Politik)", Oberkirchenrat i.R. Klaus Baschang, insbesondere gehören.
Wer die Absichten des Initiativkreises Evang. Kichenprofil unterstützen will, kann sich der Initiative anschließen und in die Unterschriftenliste des Unterstützerkreises «Die Chancen nutzen - Kirchenprofil schärfen» eintragen:
Eingabeformular → Unterstützerkreis Kirchenprofil , URL: http://www.medrum.de/node/7600.
Information über → «Initiativkreis Evang. Kirchenprofil»
Faltblatt des Initiativkreises → «Die Chancen nutzen»
Kontakt: Email: → info.kirchenprofil@medrum.de
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