Anhang | Größe |
---|---|
Ringvorlesung Schiller.pdf | 326.24 KB |
08.12.09
Universität Köln: Ein ambivalenter Schauplatz
Homo-Spektakel um Philosophin Edith Düsing bei Vorlesung über Schillers Konzept des "Höheren Selbst"
(MEDRUM) Die Vorlesung der Philosophin Edith Düsing über Schiller an der Universität Köln konnte am Montag erst nach erheblichem, langanhaltendem Protest von Lesben und Schwulen beginnen.
Edith Düsing war bereits am Vortag ihrer Schiller-Vorlesung auf eine Protestaktion gegen ihre Person gefasst. Daß sie aber erst 45 Minuten später als geplant beginnen konnte, hatte sie nicht erwartet. Grund waren Störaktionen aus dem Kreis von Lesben und Schwulen, deren Interessen vom "Autonomen Lesben- und Schwulenreferat Köln (LuSK)" beim AStA vertreten werden. "Campus: grün Köln" hatte am 6. Dezember öffentlich aufgerufen, die Plätze im Vorlesungssaal für einen Protest gegen die Professorin zu "besetzen".
Düsing sollte attackiert werden, weil sie die Erklärung "Für Freiheit und Selbstbestimmung" zum Marburger Kongreß im Mai dieses Jahres unterzeichnet hatte. Aus der Sicht des "Autonomen Lesben- und Schwulenreferates Köln (LuSK)" war dies eine diskriminierende und homophobe Handlung. Nachdem sich Düsing nicht bereit fand, sich von der Erklärung zu distanzieren und sich deswegen auch nicht an einen "Runden Tisch" in der Universität zitieren ließ, war die Protestaktion beschlossene Sache. Damit war für reichlich Turbulenz gesorgt.
Die vielfachen Versuche, mit der Vorlesung zu beginnen, erstickten im lärmenden Getöse. Eine stattliche Anzahl interessierter Hörer verließ den Hörsaal, nachdem die Störaktionen auch eine Viertel Stunde nach geplantem Beginn noch anhielten. Erst nach der Intervention der Koordinatorin der Schiller-Vorlesungsreihe, Dr. Regine R., begannen die Protestteilnehmer ein Einsehen zu zeigen und verließen den Raum der Veranstaltung, um sich außerhalb des Hörsaals zu versammeln. Vor ihrem Abgang bedienten sie sich an einer bereitliegenden schriftlichen Verlautbarung, in der die Professorin zum Geschehen Stellung genommen hat. Einen Auszug aus dieser Stellungnahme wird MEDRUM veröffentlichen.
Bedauert hatte Edith Düsing, daß dem Protestgeschehen kaum Einhalt geboten wurde. Der Prodekan der Philosophischen Fakultät, Professor Walter Pape, war zwar anwesend, aber nach dem Eindruck mehrerer Teilnehmer schien er sich eher mit der Protesttruppe solidarisieren zu wollen, als für einen störungsfreien Vorlesungsbetrieb zu sorgen. "Ich stehe auf der Seite der Lesben und Schwulen und ich dulde keine diskriminierenden Äußerungen", hatte er erklärt. Einige Zuhörer verstanden die Bekundungen des Prodekans als Solidaritätsadresse an die Störer einerseits und als Warnung an Edith Düsing andrerseits. Seine einige Male geäußerte Bitte an das lärmende Auditorium, Frau Düsing sprechen zu lassen, wurde dennoch nicht erhört. Er selbst wählte dann auch die vielsagende Bezeichnung "suboptimal" für den Verlauf der Veranstaltung.
Es wird keine Polizei geben, hatte der Rektor der Universität offenbar bereits zuvor versichert. Das Hausverbot könne nicht Frau Düsing, sondern nur der Rektor erteilen. Dies stand auf einer Regieanweisung (Auszug), die an die zusammengetrommelten Lesben und Schwulen verteilt worden war. „Transparente, Fahnen, Küss-Flashmobs sitzend oder stehend, Aufstehen und den Rücken zu ihr stehen" ... , Klatschen, Klopfen, Rufen, „möglichst alle Plätze im Hörsaal belegen" - dies alles gehörte zur vorbedachten Protestaktion, die die Szenerie im Hörsaal XIII beherrschte. Es war eine Art Gegenkonzept zu Schillers "Höherem Selbst". Es lähmte eine Veranstaltung, die doch dazu gedacht war, Studenten und Hörer zum 250. Geburtstag von Friedrich Schiller geistig zu beflügeln.
Als enttäuschend bezeichnete ein Beobachter das Geschehen und das Agieren des Prodekans. 45 von 90 für die Vorlesungsveranstaltung vorgesehenen Minuten fiel der Störaktion zum Opfer. Eine Diskussion über das Schiller-Thema musste daher entfallen. Dennoch wurde die Vorlesung ein Gewinn für die Hörer, wie die Reaktion einer jungen Studentin nach Ende der Veranstaltung zeigte. Sie hatte sich zuvor am lärmenden Protest beteiligt, gestand aber, daß es ihr nach der Vorlesung leid getan habe. "Ich habe aus Ihrer Vorlesung gewonnen", sagte sie zu Edith Düsing, die nach Ende der Veranstaltung das Spalier einer Gruppe von Störern vor dem Hörsaal unter deren Buhrufen passieren mußte.
Es liegt wohl jenseits der Imaginationskraft der meisten Zeitgenossen sich vorzustellen, was passieren würde, falls versucht werden würde, gegen eine Person aus dem Kreis von Lesben- und Schwulen in ähnlicher Weise vorzugehen, wie es Edith Düsing widerfahren ist. Erinnerungen an üble Zeiten werden wach.
-> "Campus: grün" ruft zur Protestaktion gegen Edith Düsing an der Uni Köln auf
-> "Wir unternehmen nichts gegen die Vorlesung" von Edith Düsing
-> Auszug aus Erklaerung von Edith Düsing