28.07.09
Beratungsschein nicht die einzig mögliche und für alle Zeit geltende Lösung
Büro des Ratsvorsitzenden der EKD weist kompromißlose Verurteilungen und Nazi-Vergleich zurück
(MEDRUM) Das Büro des Ratsvorsitzenden der EKD weist die Verurteilung und den Vergleich der Praxis evangelischer Schwangerschaftsberatungsstellen mit dem Vorgehen der Nationalsozialisten durch den Diplom-Chemiker Hans Penner zurück. Die derzeitige Situation und Position in der EKD werde jedoch nicht als einzig mögliche und für alle Zeit geltende Lösung angesehen, heißt es in einer Entgegnung an an Penner.
In einem Antwortbrief an Hans Penner vom 22.07.09, der von der Oberkirchenrätin Dr. Uta Andrée im Auftrag von Bischof Wolfgang Huber unterzeichnet wurde, weist die Oberkirchenrätin die kompromißlose Verurteilung evangelischer Beratungsstellen zurück, sie erteile Lizenzen zum Töten. Sie weist ebenso den Vergleich von Penner zurück, die Praxis der Evangelischen Kirche entspreche dem Vorgehen der Nationalsozialisten gegen behinderte Menschen. Gerade die Position der EKD in der Frage der Spätabtreibung habe Penner bei seinem Vergleich nicht vor Augen gehabt, so Andrée.
Der Umgang mit konfliktreichen ethischen Fragen führe nie zu der einen wahren Lösung. "Das macht gerade die Unerlöstheit unserer Welt aus, dass wir immer wieder in Situationen geraten und vor Entscheidungen gestellt sind, die sich nicht mit dem Fallbeil einer einzig wahren ethischen Antwort lösen lassen", stellt Andrée weiter fest. Die kompromißlose Position von Penner sei nicht die Position innerhalb der Evangelischen Kirche in Deutschland, betont die Oberkirchenrätin, die EKD behaupte aber nicht, dass die Position, die sich die EKD aufgrund differenzierter Beratungsprozesse in der derzeitigen gesellschaftlichen Situation zu eigen gemacht habe, die einzig mögliche und für alle Zeit geltende Lösung sei.
In einem erneuten Schreiben an Bischof Huber gibt sich Penner mit der Antwort nicht zufrieden. Die Beratungsscheine sind für Penner ein Beleg dafür, daß sich die Evangelische Kirche nicht an der Bibel, sondern am Zeitgeist orientiere. Zu dieser Bewertung kam bereits der evangelische Theologe und Professor für Systematische Theologie, Rainer Mayer, in seiner Analyse „Die ethische Problematik der Schwangerschaftskonfliktberatung“. Sie ist die theologisch-ethische Grundlage für den Gemeindehilfsbund und 27 weitere Organisationen, die sich für einen Aufruf an die Synode und den Rat einsetzen, das System der Schwangerschaftskonfliktberatung in der EKD neu auszurichten. Dazu wurde eine Unterschriftenaktion "Kinder sind eine Gabe Gottes" gestartet, die von MEDRUM unterstützt und publizistisch begleitet wird.
Auch der Generalsekretär der Deutschen Evangelischen Allianz, Hartmut Steeb hat diese Initiative evangelischer Christen begrüßt. Beim Orientierungstag der evangelischen Kirchengemeinde in Winterlingen bezeichnet er die Abtreibungszahlen in Deutschland als "skandalös". In seiner Funktion als Vorsitzender des Treffens Christlicher Lebens-Recht Gruppen" gehört auch Steeb zu den Unterzeichnern der Initiative.