19.01.15
Merkel zitierte Wulff - Oertel zitiert Merkel
Talk-Runde bei Günther Jauch diskutiert über PEDGIDA-Bewegung und meint: Im Gespräch bleiben
(MEDRUM) Günther Jauch präsentierte in seiner gestrigen Abendsendung die PEGIDA-Vertreterin Katrin Oertel, Mitglied im Organisationsteam der Protestbewegung. Oertel wagte sich in die TV-Runde und erklärte, weshalb PEGIDA entstanden ist. Dabei zitierte sie die Bundeskanzlerin Angela Merkel, die noch 2010 auf dem Deutschlandtag der Jungen Union erklärt hatte: "Und natürlich war der Ansatz, zu sagen, jetzt machen wir hier mal so Multi-Kulti und leben so nebeneinander her und freuen uns übereinander, dieser Ansatz ist gescheitert, absolut gescheitert." Oertel wollte mit dem Merkel-Zitat unterstreichen, dass die Unzufriedenheit der PEGIDA-Anhänger nicht so unbegründet und unzulässig sein kann, wie es mitunter dargestellt wird oder auch aus Merkels jüngsten Äußerungen, u.a. ihres Zitats des Ex-Bundespräsidenten Wulff, der Islam gehöre zu Deutschland, herausgelesen werden könnte.
Echo in den Medien
Im Medien-Echo nach der Sendung klang wenig Begeisterung über den Verlauf der Talk-Runde an. Jauch habe nicht genügend bei Oertel nachgebohrt, meinten einige Berichterstatter und Kommentatoren. Einige Medien vermissten eine Vertretung der Muslime. Durchweg übereinstimmende Meinungen gab es zum Auftritt von Katrin Oertel. Sie ließ sich nach Meinung der Medien nicht zu extremen Äußerungen hinreißen, blieb kühl, ließ sich nicht provozieren und weckte keinesfalls Ängste. Das Handelsblatt meinte sogar: "Sie machte dabei Punkte, herausgefordert wurde sie kaum." Allerdings, so hieß es in einigen Medienberichten ebenso , sei sie wenig konkret geworden, sondern eher diffus und allgemein geblieben, sprach beispielsweise vom "Problemstau in der Politik", von Tabuisierung und von mangelnder Beteiligung der Bürger durch die Politik. SPIEGEL-Online meinte dazu, sie habe es geschafft, ein "Durcheinander" anzurichten. Ein wirklicher Dialog zwischen ihr und den beiden Politikern Wolfgang Thierse und Jens Spahn, die sich demonstrativ für den Dialog aussprachen, kam in der Sendung jedoch kaum zustande.Der Nachrichtensender ntv meinte dementsprechend: "So richtig verstehen wollen sie Oertels Probleme aber nicht." Die FAZ kommt zu dem Urteil: "Kritische Analysen oder neue Erkenntnisse lieferte kaum einer der Anwesenden." Die Zeitung gab ihrer TV-Kritik demgemäß die Überschrift "Stuhlkreis statt Aufklärung".
Dialog zwischen Bürgern und Politik
Ein einhelliges Fazit über das Ergebnis der Sendung besteht, wenn überhaupt, am ehesten darin, dass sich in PEGIDA allgemein unzufriedene Stimmungen zusammengefunden hätten, über die geredet werden müsse. Die Welt fasste dies in dem Satz zusammen: "Dass ein neuer Dialog zwischen enttäuschten Bürgern und Politikern entstehen soll, darüber war sich die Runde am Ende dann aber doch einig."
Wie das allerdings geschehen könnte, blieb offen. Fest stand nur, dass die heutige Demonstration in Dresden aus Sicherheitsgründen nicht stattfinden wird. Wie es tatsächlich mit PEGIDA weitergehen wird, ließ auch Oertel offen. Sie versicherte lediglich, dass es weiterginge. Bei einer heutigen Pressekonferenz zur Absage der Demonstration in Dresden, meinte Oertel, PEGIDA lasse sich nicht mundtot machen. Oertel. "Das Recht auf Versammlungs- und Meinungsfreiheit wollen wir uns nicht nehmen lassen." Grundsätzlich habe Pegida aber „nicht vor, in nächster Zeit weiterhin jeden Monat durch Dresden zu ziehen“. Es sei „wünschenswert“, dass sich die Politik der Anliegen von PEGIDA annehme, so Oertel, Mutter von drei Kindern.
So berichteten die Medien:
Video der Sendung in der Mediathek: Politik trifft auf Protest - Pegida bei Günther Jauch (ardmediathek)
16.10.10 | Merkel: "Multikulti ist absolut gescheitert" | Süddeutsche Zeitung |