27.01.14
Zum SWR-Nachtcafe
Die nicht ganz herrschaftsfreie Kommunikation von Wieland Backes
(MEDRUM) Wieland Backes, der von vielen bisher geschätzte Moderator der SWR-Sendung Nachtcafé, wird massiv kritisiert. Eine sehr große Zahl von Zuschauern war nach der letzten Sendung vom 24. Januar enttäuscht und kritisiert besonders seine Moderationsführung.
MEDRUM dokumentiert einen Auszug aus dem Dialog von Wieland Backes mit Ines Pohl, Chefredakteurin der taz, und Hartmut Steeb, Generalsekretär der Deutschen Evangelischen Allianz, bei der Vorstellung der Gäste zu Beginn des Nachtcafés "Lesbisch, schwul, hetero - wirklich alles selbstverständlich?".
Wieland Backes bei der Vorstellung von Ines Pohl:
„Ines Pohl musste erst die schwäbische Provinz verlassen, bevor sie ihre Liebe zu Frauen offen leben konnte. Inzwischen hat die Chefredakteurin der taz die Frau ihres Lebens gefunden. Die Hochzeit war mindestens so schön und selbstverständlich, hört man, wie die von Meiers und Müllers von nebenan."
Wieland Backes bei der anschließenden Einblendung von Hartmut Steeb:
„So richtig normal kann Hartmut Steeb all das nicht finden. Er ist Generalsekretär der Evangelischen Allianz und meint zum Bildungsplan: Die klassische Liebes- und Treuegemeinschaft wird geopfert auf dem Altar sexueller Lust und Befriedigung."
Wieland Backes dann an Ines Pohl gewandt:
„Haben Sie das gehört Frau Pohl? Sie opfern mit Ihrer Beziehung, also ich wende es mal gleich auf Sie an, Liebe und Treue auf dem Altar sexueller Lust und Befriedigung."
Ines Pohl:
„Na, ich würde sagen: Ich lebe Liebe und Treue mit sexueller Befriedigung."
Wieland Backes:
„Herr Steeb, was sagen Sie dazu?"
Hartmut Steeb:
„Ich stehe zu dem, was ich gesagt habe, dass ich sage: Wir brauchen eigentlich eine nachhaltige Gesellschaft. Wir müssen schauen, dass wir künftig in unseren Schulen, in unseren Bildungseinrichtungen Mut machen zu Ehe und Familie. Wir brauchen positive Beispiele dafür, und ich vermisse in den letzten Jahren und Jahrzehnten ganz stark in der Schule genau dieses. Ich habe mich mit meinen Kindern jetzt darüber unterhalten in den letzten Tagen und stelle fest, das wurde ja bisher gar nicht richtig gelehrt. Das wurde gar nicht gesagt. Und ich glaube, wir brauchen das Leitbild von Ehe und Familie."
Wieland Backes:
„Nehmen wir mal ein Beispiel. Sie haben zehn Kinder. Also Sie sind bevölkerungspolitisch sehr aktiv."
Hartmut Steeb:
„Unter dem Gesichtspunkt habe ich das nicht getan, aber ich stehe dazu."
Abgesehen davon, dass Hartmut Steeb in seiner Entgegnung klarstellen musste, was er tatsächlich zum Bildungsplan zu sagen hatte, nämlich dass Schulen und Bildungseinrichtungen Mut zu Ehe und Familie machen sollten, verwendete Wieland Backes ein grob falsches Zitat und führte sowohl Studio als auch Zuschauer in die Irre. Dass - angeblich Hartmut Steeb zufolge - Liebe und Treue auf dem Altar sexueller Lust und Befriedigung geopfert werde und Steeb dies auch noch zum Bildungsplan gesagt haben soll, war ein komplette Fehlsteuerung, die von Wieland Backes erklärt werden muss (MEDRUM berichtete). Seiner fehlgesteuerten Kommunikation setzte Backes noch eine Krone auf, als er glaubte, die zehnfache Vaterschaft von Steeb mit einer schnoddrigen Bemerkung in die Kiste bevölkerungspolitischer Aktivitäten einsortieren zu dürfen. Das haben viele Zuschauer weder als willkommene Geste der Gastfreundschaft noch als Ausdruck des persönlichen Respekts empfunden. Steeb fand auch dazu eine überzeugende Antwort.
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Nach vorläufigen Erkenntnissen aus einer laufenden Umfrage von mehreren hundert Zuschauern sind nur etwas mehr als zwölf Prozent der Auffassung, dass Wieland Backes die Sendung ausgewogen moderiert hat und die Gesprächsgäste in angemessener Weise zu Wort kommen ließ. Dies spiegelt sich auch in einer Programmbeschwerde wider, in der es heißt: "Angefangen von der Ankündigung auf der Internetseite des SWR, über die Gästeauswahl, über die Auswahl des Publikums bis hin zur Gesprächsleitung von Herrn Backes: Tendenziös und manipulativ, ..."