22.01.14
Gästekreis für Homo-Thema im Nachtcafé des SWR ist ausgewählt
Den Vertretern homosexuell empfindender Menschen und ihren Interessen wird breitestmöglicher Raum gegeben
(MEDRUM) Wieland Backes und der SWR haben den Kreis von Gästen für die Nachtcafé-Sendung am 24.01.14 zum Thema "Schwul, lesbisch, hetero - wirklich selbstverständlich?" ausgewählt. Im Verlauf des gestrigen Abends enthüllte die Internetseite der SWR-Sendung, wer als Gesprächsgast geladen ist.
Das Verhältnis von 2 zu 6
Nach der Methode, mit der Wieland Backes seine Sendungen moderiert, ist damit zu rechnen, dass etwa während 75 Prozent der Gesprächszeit Stimmen zu Wort kommen werden, die sich wohl dafür aussprechen, der Akzeptanz sexueller Vielfalt in der schulischen Erziehung den von der grün-roten Landesregierung angestrebten Raum zu geben. Nur 25 Prozent der Zeit dürften hingegen für Gäste zur Verfügung stehen, die Bedenken gegen eine staatlich gelenkte Erziehung zur sexuellen Vielfalt in die Kontroverse einbringen. Denn 6 von 8 Gästen, so ist es der Ankündigung des SWR zu entnehmen, sind dem Kreis der Befürworter der grün-roten Erziehungspläne zuzuordnen und 2 Personen, unterstützen die Petition "Kein Bildungsplan 2015 unter der Ideologie des Regenbogens".
Wer sind die Gäste?
- Andreas Stoch (SPD), Kultusminister Baden-Württemberg, wird zitiert mit der Aussage: „Schulen sollen Orte der Toleranz und des Miteinanders sein, nicht Orte der Ausgrenzung.“ Seine Partei stärkte ihm den Rücken bei der Verfolgung seiner Erziehungspläne. Die SPD verurteilte die von mittlerweile mehr als 150.000 Bürgern unterstützte Petition. In einer Resolution stellte die SPD fest: Die in der Petition „Kein Bildungsplan unter der Ideologie des Regenbogens“ aufgestellten Behauptungen sind falsch und diskriminierend. ... Die teilweise homo- und transphoben Äußerungen im Zusammenhang mit der Petition erschüttern uns. ... Im Hinblick auf die Kritik der Kirchen bleibt festzuhalten, dass sich der Bildungsplan selbstverständlich am christlichen Menschenbild in Landesverfassung und Schulgesetz orientiert. Entsprechend werden die Aspekte Familie, Eltern und Ehe in den neuen Bildungsplänen wie bisher auch verankert." Die Petition zeichne Zerrbilder und versuche, Ängste zu schüren, heißt es in der Resolution weiter.
- Gabriel Stängle, Realschullehrer, Initiator der Online-Petition gegen den neuen Bildungsplan. Er ist gegen Diskriminierung von homosexuell empfindenden Menschen, meint aber, dass die Landesregierungmit ihren Erziehungsplänen über das Ziel hinausschießt. Stängle geriet massiv unter Druck und legte darauhin sein Amt als Referatsleiter im Realschullehrerverband, der sich von der Petition scharf distanzierte, nieder.
- Stephan Schmidpeters, dessen Sohn sich mit 17 Jahren in einen Jungen aus seiner Clique verliebte.
- Hartmut Steeb, Generalsekretär der Deutschen Evangelischen Allianz, Unterzeichner der Petition, laut Nachtcafé sieht er die Ehe in Gefahr und wird mit der Aussage zitiert: „Ich empfinde andere sexuelle Orientierungen als die heterosexuelle als nicht schöpfungsgemäß.“ Im Interview mit dem Nordwestradio sagte Steeb, die Landesregierung müsse das Recht der Eltern zur Erziehung ihrer Kinder und die Verfassung beachten. Priorität vor sexueller Vielfalt müsse Ehe und Familie haben. Nicht jede Lebensform sei für die Gesellschaft von gleichwertiger Bedeutung. Diese Position müsse man vertreten dürfen, ohne diskreditiert oder diskriminiert zu werden.
- Ines Pohl, Chefredakteurin der taz, laut Nachtcafé mit einer Frau "verheiratet. Sie ist Gegnerin der Petition und hält eine Bildungsreform laut SWR für längst überfällig. Sie wird mit der Aussage zitiert: „Es gibt auch noch etwas anderes als die schwäbische Mutti und den schwäbischen Papi, die dann auch noch ein schwäbisches Baby bekommen.“ Die Chefredakteurin geriet vergangenes Jahr in die Schlagzeilen, als es um den Umgang der Grünen mit der Pädophiliedebatte ging. In den Medien wurde ihr vorgeworfen, sie habe die Veröffentlichung eines Artikels über das Verhältnis der Grünen zur Pädophilie von Christian Füller aus "grünen" Motiven heraus untersagt oder verhindert.
- Bent Vansbotter, der mit einem Partner zusammenlebt
- Traudl Fuchs, Kirchengemeinderätin und Mutter einer Tochter, die sich als lesbisch "outete"
- Jan Küpperbusch, an der Bar, homosexuell, gründete den Verein für mehr Aufklärung über Homosexualität in Schulen. Die geplante Bildungs- und Erziehungsreform in Baden-Württemberg begrüßt er, denn so zitiert ihn der SWR: „Ein so schlimmes Outing, wie ich es hatte, möchte ich anderen gern ersparen.“
Aufklärung durch Experten?
Wer erhofft hatte, dass auch einschlägige Experten zu Wort kommen, wird enttäuscht sein. Denn Experten, die sich zum Beispiel humanwissenschaftlich mit Aspekten der Homosexualität auseinandersetzen, sind ebenso wenig unter den Gästen wie Experten mit einschlägiger psychiatrischer, psychotherapeutischer oder auch sozialpädagogischer Erfahrung. Informativ wäre es auch gewesen, wenn in der Runde von Wieland Backes ein Gesprächsgast anwesend wäre, bei dem sich die sexuelle Orientierung von homosexuell in heterosexuell verändert hat. Interessenten der Sendung sollten ihre Erwartungen an den aufklärenden Wert der Sendung also nicht zu hoch schrauben.
zur Internetseite des Nachtcafés: http://www.swr.de/nachtcafe/-/id=200198/sdpgid=886438/axg97f/index.html
Wiederholungssendungen
Die Sendung, die am Freitagabend um 22.00 Uhr ausgestrahlt wird, hat zwei Wiederholungstermine:
- am 25.01.2014, 01.45 Uhr im SWR Fernsehen
- am 25.01.2014, 11.35 Uhr im SWR Fernsehen
Die Sendung wird am Vortag aufgezeichnet. Die Vorbereitung der Aufzeichnung beginnt um etwa 17.00 Uhr.
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