08.01.13
Bis dass die Lust oder der Frust euch scheidet?
Eine Trennungsvereinbarung besiegelt des Ende einer einst glamourösen Patchwork-Beziehung zwischen Ex-First-Lady Bettina Wulff und Ex-Bundespräsident Christian Wulff
(MEDRUM) Bettina und Christian Wulff, die vor einem Jahr noch als "First Lady" und Staatsoberhaupt in Berlin residierten, haben ihre Trennung vereinbart. Dies berichten die Medien und berufen sich auf eine Trennungsvereinbarung, über die der Anwalt von Christian Wulff informierte.
Was wurde nicht alles geschrieben über das, was Bettina und Christian Wullff in das Bundespräsidentenamt mitbrachten. Von einem Traumpaar war die Rede, einem Paar, das eine moderne Gesellschaft repräsentiert. Modernität habe Einzug in Bellevue gehalten. Bettina Wulff bringe ihre junge Familie und die Erfahrungen einer alleinerziehenden Mutter mit nach Bellevue. Sie scheine fast zu perfekt zu sein, schrieb beispielsweise Sebastian Huld im Magazin STERN. Bettinas Glanz strahle auf Christian Wulff ab ("Miss Perfect will nach Bellevue"). Sie sei tätowiert und liebe das Scheinwerferlicht, Bettina Wulff gelte als "ungewöhnlichste First Lady aller Zeiten", stand in der WELT.
Das alles ist Schnee von gestern. Nichts strahlt mehr. Die Jubelpresse hat schon lange ausgejubelt - spätestens seitdem Bettina Wulff im letzten Jahr ihr Buch "Jenseits des Protokolls" in einer staunenden Öffentlichkeit platzieren wollte und ihren Mann nicht mehr erstrahlen ließ. Sie hatte ein Zeichen heftiger Irritation gesetzt und gewährte einen Einblick in die Psyche einer Frau, der nichts Gutes für die Zukunft des Patchwork-Ehepaares verheißen hatte. Auch therapeutische Hilfe sei in Anspruch genommen worden. Jetzt ist auch der letzte Glanz eines Patchwork-Glamours verblaßt, dem der Applaus der modernen Zeitgeister in Berlin fast anderthalb Jahre gehört hatte. Doch die Realität hielt nicht, was die Inszenierung scheinbar versprochen hatte. Das Sommerfest 2011 im Schloss Bellevue hatten Christian und Bettina Wulff noch unter das Motto „Zusammenhalt fördern“ gestellt. 600 Kinder waren geladen. Doch das, was sie fördern wollten, halten sie nun selbst nicht zusammen. Ernüchterung folgt auf dem Fuße.
Nach seiner ersten Ehe ist auch entzwei gegangen, was Wulff als Patchwork-Beziehung zusammenhalten wollte. Zwei Kinder von zwei Vätern, eine Frau, die den Vater ihres ersten Kindes nicht ehelichen wollte, und ein Mann, der sich von seiner ersten Ehefrau getrennt und sich mit einer 32 Jahre jungen PR-Frau zusammengetan hatte. Soll das alles, soll die menschliche Tragik der gebrochenen und brechenden menschlichen Beziehungen von der Kirche als modernes Lebensmodell gut geheißen werden und ihren Segen erhalten, wie es nicht wenige auch in der Kirche fordern, die meinen, die Kirche müsse alte Zöpfe abschneiden und sich modernisieren? Vor anderthalb Jahren hatte gerade der damalige Bundespräsident Christian Wulff vor dem Papstbesuch von Benedikt in Deutschland die Hoffnung geäußert, dass sich die Kirche im Verhältnis zu geschiedenen und wiederverheirateten Katholiken bewegt. "Die Millionen Menschen, die in konfessionsverschiedenen Ehen leben und die Millionen wiederverheirateten Katholiken, aber auch viele andere Gruppen erwarten befreiende Botschaften", hatte Wulff der Katholischen Nachrichtenagentur gesagt.
Was würde Wulff nun sagen? Soll der Papst es für gut heißen, dass Wulff sich von seiner ersten Ehefrau trennte, eine neue mit ins Bellevue nahm und sich nun auch von dieser Frau und den Kindern trennt? Freilich ist es die Privatsache von Christian Wulff, sein Verhältnis zur Ehe und Familie nach der Patchworkphilosophie zu leben, und keiner hat das Recht, einen Stein auf ihn zu werfen. Aber ist es nicht vor allem auch die Sache eines Papstes, vor solchen Not-Verhältnissen zu warnen anstatt sie als segensreich und gottgewollt anzupreisen? Wohl kaum gottgewollt. Das biblische Verständnis von der Ehe beruht eben nicht auf dem Prinzip "bis der Frust oder die Lust euch scheidet", sondern folgt der Maxime, was Gott zusammengeführt hat, soll der Mensch nicht scheiden (schon gar nicht mehrfach). Auch wenn manche Bischöfin, mancher Bischof oder manche Oberkirchenrätin diese Wahrheit nicht wahr haben will: Die betroffenen Kinder werden um eine Begründung dafür wohl nicht verlegen sein. Auch die der Wulffs nicht. Es hilft ihnen wenig, wenn ihre Eltern, wie der SPIEGEL unter der Überschrift "Modern bis zum Ende" schreibt, ein zeitgemäßes Lebensmodell verwirklicht haben. Sie alle werden jetzt, wo der Jubel fern ist, Trost und Zuspruch brauchen.
07.01.13 | Wie Bettina Wulff ihre Ehe demontierte | Süddeutsche Zeitung |
07.01.13 | Trennung der Wulffs: Modern bis zum Ende | Spiegel |
11.09.12 | Bettina Wulff macht ihrem Mann Vorwürfe | Westdeutsche Zeitung |
17.02.12 | Bettina und Christian Wulff fühlen sich durch Medien verletzt | MEDRUM |
18.12.11 | Das Staatsoberhaupt in der Wahrheits-Krise: Wulff wankt | Bild |
22.09.11 | Wulff wünscht sich mehr Verständnis vom Papst | WELT |
28.06.11 | 600 Kinder zu Gast beim Sommerfest im Schloss Bellevue | FOCUS |
04.01.11 | Christian Wulff + Bettina: Junges Deutschland | Gala |
02.07.10 | Bettina Wulff – die deutsche Carla Bruni? | Bild |
05.06.10 | Bettina Wulff: Die Piefkeflüsterin | Süddeutsche Zeitung |
11.06.06 | Eine Ehe, die zwei Menschen einsam machte | Bild |
06.06.06 | Ende einer Ehe: Christian und Christiane Wulff | FOCUS |