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Wahlen in Schleswig-Holstein - Wahlbeteiligung sank unter 50 Prozent

Wahlen in Schleswig-Holstein - Wahlbeteiligung sank unter 50 Prozent

Vertrauenskrise in der Gesellschaft?

(MEDRUM) Nicht einmal die Hälfte der Wählerinnen und Wähler gingen zur Wahl. Nur noch 49,5 % der Wähler gaben den Angaben des Statistischen Landesamtes zufolge ihre Stimme ab. Das sind noch einmal 5 Prozent weniger als bei der letzten Kommunalwahl im Jahr 2003.

Das ist - abgesehen von den Ergebnissen der jeweiligen Parteien - ein wichtiges Ergebnis der Kommunalwahlen, mit dem sich die Politiker aller demokratischen Parteien befassen sollten. Es sollte die Freude derjenigen Parteien in Grenzen halten, die sich über einen Zugewinn von Stimmenanteilen freuen wollen, und es sollte denjenigen Parteien, die zum Teil sehr herbe Stimmenverluste erlitten haben, noch mehr zu denken geben. Motivierte Bürger, die Vertrauen in die Politik haben und in ihrer Stimmabgabe einen Sinn sehen, werden von ihrem Wahlrecht auch durch die Abgabe ihrer Stimme auch von ihrem demokratischen Recht Gebrauch machen.

Wird an diesem Wahlergebnis deutlich, wovor Landesbischof Wolfgang Huber vor einigen Wochen warnte, als er seine Sorge über einen Vertrauensverlust in unserer Gesellschaft zum politischen System ausdrückte? (-> MEDRUM-Bericht v.12.03.08). Gilt das, was Huber vor allem in Ostdeutschland beobachtete, also auch für das nördlichste Bundesland? Ein Wahldebakel für CDU und SPD, nannte es die Süddeutsche Zeitung in ihrem Bericht vom 25.05.08. Nein, möchte man da sagen, diese Betrachtung scheint zu kurz gegriffen zu sein. Es ist mehr, es ist ein Wahldebakel für das Vertrauen in die politischen Parteien schlechthin, zumindest in Schleswig-Holstein. Darüber kann sich niemand freuen.

Das vorläufige Wahlergebnis der Kommunalwahlen in Schleswig-Holstein:

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Als nächste Wahl findet die Kommunalwahl am 8. Juni 2008 in Sachsen statt.

 

Leserbriefe

Meine Eltern wohnen in Lübeck.
Mein Vater ist pensionierter Gymnasiallehrer, meine Mutter war vor den Kindern Grundschullehrerin.
Sie haben sich mit der Wahl sehr schwergetan wegen der Schulpolitik.
In S-H sind sich alle Parteien einig, dass es richtig sei, das dreigliedrige Schulsystem zu zerschlagen.
Meine Eltern finden das fürchterlich. Meine Mutter hat nicht gewählt, nur an den Wahlzettel einen Kommentar angehängt, dass sie keine Partei für wählbar halte. Wie mein Vater gehandelt hat, weiß ich nicht, tut aber auch nichts zur Sache.
Ich habe die Wahlkampfthemen dort nicht verfolgt, kann mir aber denken, dass diese Schul- Thematik auch für andere Bürger ein Grund zur Nichtwahl gewesen sein könnte.
Im Übrigen habe ich mir gerade selbst darüber Gedanken gemacht, wen ich im Moment wählen würde: Ich bin letztlich auch zum Ergebnis gekommen, am besten gar nicht zu wählen.
Die derzeitige Demokratie und Politik wird mehr und mehr zur Farce und zu einem riesigen Geldgrab.
Es geht nur noch um parteitaktische Überlegungen - Vernunft zählt irgendwie nicht mehr.
Almut Rosebrock, Wachtberg bei Bonn