Sie sind hier

Die Chancen nutzen

10.02.11


 

Die Chancen nutzen

Der Auftrag der Kirche muss das Profil des Pfarramts bestimmen

vom "Initiativkreis Evang. Kirchenprofil"

In den nächsten Monaten werden die Synoden der Landeskirchen über ein einheitliches Pfarrdienstrecht innerhalb der EKD abstimmen. Dieses Vorhaben ist sehr wichtig und verdient die volle Unterstützung der Basis. Es ist aber an einem zentralen Punkt auch schwer belastet: Es gibt Tendenzen, Bewerbern, die eine homosexuelle Neigung praktizieren, den Zugang zum Pfarramt nun auch amtlich zu ermöglichen. Bisher wird das zum Teil abgelehnt oder stillschweigend geduldet oder sogar erlaubt. In den Synoden wird für die jeweilige Landeskirche entschieden. Darum sollten die Gemeindeglieder mit den Landessynodalen in ernsthafte Gespräche eintreten. Es geht um die künftige Gestalt der Evangelischen Kirche.

Wenn sich dabei zeigt, dass eine bereits geübte Praxis korrigiert werden muss, ist das nicht schlimm. Schlimmer wäre es, wenn diese einfach bequem weitergeführt würde. Die Kirche hat oft genug Parteien und Wirtschaftsverbände zur Umkehr aufgefordert. Sie gewinnt an Ansehen, wenn sie das jetzt auch bei sich selbst tut. Dafür können sich die Gemeindeglieder einsetzen und sie sollten das auch tun.

Verträglichkeitskriterien

Mit diesem Stichwort sind Gesichtspunkte gemeint, an denen geprüft werden muss, ob homosexuelle Praxis und Pfarramt miteinander vereinbar sind. Es sind im Wesentlichen vier Gesichtspunkte, die sich gegenseitig ergänzen. Sie können für einzelne Menschen unterschiedliches Gewicht haben. Aber sie müssen gemeinsam beachtet und in die Gespräche mit den Mitgliedern der Landessynoden einbezogen werden. Darin bewährt sich das Prinzip des Allgemeinen Priestertums unserer Evangelischen Kirche. So nehmen Gemeindeglieder Verantwortung für die Zukunft der Kirche wahr.

Gesichtspunkte der Bibel

Schon 1996 hat die EKD gesagt, dass es keine biblischen Aussagen gibt, die Homo­sexualität in eine positive Beziehung zum Willen Gottes setzen – im Gegenteil (Mit Spannungen leben, S. 21). Manche halten dagegen, die Bibel kenne nur homosexuelle Ausschweifungen, aber nicht die vielfach ver­antwortlich gelebte heutige Homosexu­alität. Das ist kühn behauptet und keines­wegs bewiesen. Woher wollen Heutige wissen, was die biblischen Zeugen damals  angeblich nicht wussten? Zudem gibt es  weitere wichtige Gesichtspunkte, die von der Kirche ebenfalls sorgfältig zu beachten sind.

Die Zukunft der Ökumene

Die Römisch-Katholische Kirche und die Orthodoxen Kirchen lehnen die Priester­weihe homosexueller Männer entschieden ab. In der Anglikanischen Kirche hat diese Frage zu Spaltungen geführt. Die zweit­größte Lutherische Kirche der Welt, nämlich die in Tansania, will ihre Beziehungen zu allen Kirchen abbrechen, die solche Tendenzen verfolgen. Wer also weiterhin praktizierte Homosexualität im Pfarramt zulässt, trennt sich von der Gemeinschaft der Welt­christenheit und verführt die Kirche auf einen Weg zur Sekte. Die Evangelische Kirche kann dann erst recht nicht mehr kritisieren, dass ihr die Römisch-Katholische Kirche die Anerken­nung als Kirche weiterhin versagt.

Das Vertrauen in die Kirche

Die Missbrauchsskandale in Deutschland haben gezeigt: Die Menschen haben hohe Erwartungen an die Kirche, wenn sie ihr Kinder und Jugendliche im Unterricht, in der Jugendarbeit und bei Freizeiten anvertrauen. Pfarrerinnen und Pfarrer in gleichgeschlechtlichen Lebenspartnerschaften repräsentieren aber eine sexuelle Minderheitensituation. Sie führt Heranwachsende in unnötige Verwirrungen in einer Lebensphase, in der die Sexualität noch sehr formbar ist. Vor dieser ideologischen Verführung müssen Jugendliche genau so bewahrt werden wie vor einer körperlichen!

Die Bedeutung von Ehe und Familie

In einem eiligen Kompromiss hat die EKD-Synode gesagt:

„Pfarrerinnen und Pfarrer sind auch in ihrer Lebensführung im «familiären Zusammenleben» und in ihrer Ehe an die Verpflichtungen aus der Ordination gebunden. Hierfür sind Verbindlichkeit, Verlässlichkeit und gegenseitige Verantwortung maßgebend."

Aufgepasst: «familiäres Zusammenleben» meint hier homosexuelle Gemeinschaft! Ehe und gleichgeschlechtliche Partnerschaften werden also in eins gesetzt und nicht mehr unterschieden. Was als maßgebend gelten soll, bleibt weit hinter dem christlichen Verständnis der Ehe zurück. Gewiss können auch in nichtehelichen Partnerschaften qualitätvolle Beziehungen gelebt werden. Der Vorrang der Ehe in der Kirche und auch im Grundgesetz hat aber einen anderen Grund: Es sind ihre besonderen sozialen und pädagogischen Leistungen, ihre Begründung in dem Gottesgebot «Seid fruchtbar und mehret euch» und in der damit verbundenen besonderen Segensverheißung. In einer Zeit, in der das Zusammenleben von Mann und Frau nicht mehr ohne weiteres zu gelingen scheint, darf die Kirche in ihren eigenen Reihen keine Zweifel aufkommen lassen, dass sie an ihrer im Bekenntnis gesicherten Ordnung festhält.

Eine fast unnötige Anmerkung

Auch wer nicht zum Pfarramt zugelassen wird, ist in der Kirche willkommen und wird als Gottes Geschöpf geachtet. Es gibt noch ganz andere wichtige Hinderungsgründe für die Ordination und die Berufung in das Pfarramt als die sexuelle Orientierung. In vielen Berufen wird zwischen der Neigung von Bewerbern und der Eignung für den Beruf unterschieden. Was bei Gemeindegliedern für deren Berufe gilt, muss auch beim Pfarrberuf gelten. Es widerspricht nicht den allgemeinen Grundrechten und ist vom Gesetzgeber anerkannt, dass für bestimmte Berufe bestimmte Zugänge vorgeschrieben werden.

Wichtige Stimmen zum Thema

In der Gesamtheit des biblischen Zeugnisses zählt praktizierte Homosexualität ausnahmslos zu den Verhaltensweisen, in denen die Abwendung des Menschen von Gott besonders eklatant zum Ausdruck kommt. Das setzt dem Urteil einer an die Schrift gebundenen Kirche sehr enge Grenzen, zumal die biblischen Aussagen zu diesem Thema das negative Gegenstück zu den positiven Anschauungen über die schöpfungsgemäße Bestimmung des Menschen in seiner Sexualität bilden.
Prof. Dr. Wolfhart Pannenberg, München

Die christlichen Kirchen sollten wieder mehr darauf achten, nicht Lob von Menschen, sondern von Gott zu bekommen. Nur dann dürften wir uns das Privileg aneignen, uns als Bruder und Schwester Jesu zu verstehen.
Prof. Dr. Gerhard Rau, Heidelberg

Die Reduktion von Normen und ethischen Kriterien auf das Geltenlassen natürlicher Dispositionen bedeutet eine Bankrotterklärung der Ethik.
Prof. Dr. Trutz Rendtorff

Manche Kirchenleute meinen, sie könnten die Kirche durch Anpassung wichtig machen. Sie spüren aber garnicht, dass sie damit die Kirche zu einer Größe machen, die die Gesellschaft nicht mehr braucht.
Prof. Dr. Hubert Windisch, Freiburg

Literatur zur Vertiefung

  • Wolfhart Pannenberg: Maßstäbe zur kirchlichen Urteilsbildung über Homosexualität, 1994
  • Kirche - Kultur - Homosexualität. Eine Entscheidungshilfe zum Thema Segnung von homosexuellen Partnerschaften; ideaDokumentation 2/2003, EUR 6,50Christian Führer, Irregeleitete Kirche. Eine theologische Überprüfung der Synodalbeschlüsse der EKD zur Segnung homosexueller Partnerschaften, ideaDokumentation 3/2003, EUR 2,30
  • Pater Peter Mettler: Die Berufung zum Amt im Konfliktfeld von Eignung und Neigung. Eine Studie aus pastoraltheologischer und kirchenrechtlicher Perspektive, ob Homosexualität ein objektives Weihehindernis ist, Peter Lang Verlag Europäische Hochschulschriften, Frankfurt am Main usw. 2008, EUR 58,60
  • Klaus Baschang: Kirche, Homosexualität und Politik. Eine theologische Argumentationshilfe aus besonderem Anlass, ideaDokumentation 3/2010, EUR 4,00 (→ idea-Dokumentation Kirche, Homosexualität und Politik)
  • Andreas Späth und Menno Aden (Hg.): Die missbrauchte Republik. Aufklärung über die Aufklärer, Verlag Inspiration Un Limited London/Hamburg 2010, EUR 11,80 (→ Buchvorstellung)

Wichtige Hinweise

Namen und Anschriften der Mitglieder der 22 Landessynoden kann jedes Pfarramt für seine Landeskirche zur Verfügung stellen. Liste aller Gliedkirchen (Landeskirchen): www.ekd.de/kirche/kirchen.html

Diese Information kann als Faltblatt kostenlos heruntergeladen (www.medrum.de/files/Flyer Die Chancen nutzen.pdf), und nachgedruckt und verbreitet werden.

Verantwortlich: Intitiativkreis Evang. Kirchenprofil (→ www.medrum.de/content/initiativkreis-evang-kirchenprofil)

Kontakt zum Initiativkreis: Email →  info.kirchenprofil@medrum.de

Wer die Absichten des Initiativkreises unterstützen will, ist herzlich eingeladen, sich der Initiative anzuschließen und in der Unterschriftenliste des Unterstützerkreises «Die Chancen nutzen - Kirchenprofil schärfen» einzutragen:

Eingabeformular → Unterstützerkreis Kirchenprofil , URL: http://www.medrum.de/node/7600.

In den nächsten Wochen können auch "Fragen und Antworten" von diesem Internetportal abgerufen werden (www.medrum.de/content/evang-kirchenprofil-fragen-und-antworten).


 

AnhangGröße
PDF Icon Flyer Die Chancen nutzen.pdf123.49 KB

Leserbriefe

Ich bin Ältester in einer bibeltreuen, evangelischen Gemeinde Spaniens. Seit Jahren verfolge ich mit Missbehagen den auch in unserer Gesamtkirche vorhandenen Trend hin zu homosexuellen Pastoren. Sofort haben diese bibelfernen Verfechter der Homosexualität den Beschluss der Synode der evangelischen Kirche Deutschlands zu ihren Gunsten ausgewertet.

Katrin Göring-Eckardt kennt offensichtlich die Bibel nicht, sonst könnte sie nicht behaupten, homosexuelle Partnerschaften seien nicht bibelwidrig. Menschen, die das Wort Gottes in Frage stellen, oder es gar ins Gegenteil verkehren, sind in Wirklichkeit keine Christen.

Homosexuelle Menschen sind keine „Menschen zweiter Klasse“, sie sind ganz einfach Sünder und Gott ein Gräuel. Sie gehören nicht in einen Leiterkreis, haben aber natürlich jederzeit die Möglichkeit, mit Hilfe Jesu von ihrem falschen Weg umzukehren und so den Weg der Verdammnis zu verlassen.

Nur Unwissende können meinen, dass sich „alte Herren aufs hohe Ross setzen und versuchen, die Lebensrealitäten von Menschen arrogant auszubremsen“ (ökumenische Arbeitsgruppe „Homosexuelle und Kirche“). Wie weit ist das Land der Reformation doch schon abgefallen.

Die sexuelle Prägung als solche darf kein Kriterium zur Beurteilung von Menschen sein, sondern ausschließlich der verantwortungsvolle und menschenwürdige Umgang mit ihr. Homosexuelle Menschen können keineswegs von vornherein als solche angesehen werden, die "zerstörerischen, schändlichen Leidenschaften ausgeliefert" sind. Sie erleben ihre Sexualität nicht anders, als heterosexuelle Menschen. Ich selber konnte meine persönliche Situation darum auch noch nie in den immer wieder angeführten Paulusworten wiedererkennen. Es macht mich traurig, dass manche Christen immer noch behaupten, dass es "Liebe" nur zwischen heterosexuellen Partnern gibt und dass diese Liebe darum ausschließlich bei heterosexuellen Menschen ihren leiblichen Ausdruck finden darf. Das "Leitbild Ehe und Familie" wird keineswegs durch homosexuelle Menschen boykottiert oder relativiert, wenn sie in ihren Partnerschaften die Leitvorstellungen der Ehe von Liebe, Treue und Verantwortung füreinander zum Tragen kommen lassen. Christen müssen darüber nachdenken, was in der Bibel verurteilt wird, wenn von Homosexualität gesprochen wird. Ganz sicher ist das nicht die in Verbindlichkeit, Verlässlichkeit und gegenseitiger Verantwortung gelebte Partnerschaft zweier Menschen. Vertrauen in die Kirche kann nur da sein, wo der Geist der Liebe, nicht aber des Buchstabens, herrscht.