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Über die Christozentrik zur Egozentrik und Gottesschändung


30.05.11

Über die Christozentrik zur Egozentrik und Gottesschändung

Eine Replik auf Pröglhofs These von der Homosexualität als Lernfeld für Theologie, Kirche und Gemeinden

von Hans Lachenmann

(MEDRUM) In seinem Artikel "Homosexualität als Lernfeld für Theologie, Kirche und Gemeinden" schreibt Pfarrer Peter Pröglhöf in der Märzausgabe des Deutschen Pfarrerblattes, er könne von der Bibel nicht gemeint sein, wenn Homosexualität verurteilt werde. Bei Paulus werde im Bereich der Sexualität nur das Ausleben von Lebensgier verurteilt. Doch das sei bei ihm nicht der Fall. Seine Sexualität sei eingebettet in Liebe.

Praktizierte Homosexualität, im Neuen Testament ein Grund zum Ausschluss vom Reich Gottes, in der weltweiten Christenheit von Anfang an als Sünde verurteilt, wird bei Pröglhöf zum Schlüssel, der ein weites Lernfeld für Theologie und Kirche öffnet. Das betrifft das Bibelverständnis, das Grundverständnis von Theologie und das Zusammenleben als Gemeinde.

Der „Lernweg" beginnt bei Röm 1, 18-32, der klassischen Stelle zur Frage der Homosexualität. Sie wird zum Schlüssel seines neuen Bibelverständnisses. Es sind „großartige Gedanken", in denen Paulus die Folgen der Vertauschung von Schöpfer und Geschöpf aufzeichnet. Sie beziehen sich auf Menschen, die andere, von ihnen abhängige, zum Objekt ihrer Gier machen. Da das ihn und seine homosexuelle Partnerschaft nicht betreffe, gilt: „Ich bin gar nicht gemeint." Ähnlich ist es mit alttestamentlichen Texten zum Thema, bei denen sich das Wort „Gräuel" auf die Abwehr heidnischer Kultprostitution beziehe. Auch hier gilt: „Ich bin gar nicht gemeint". Die Bibel rede von ihm vielmehr als durch Christus gerechtgesprochenem Sünder, der mit seiner homosexuellen Partnerschaft eingebettet ist in die Christusgemeinschaft. Sie wird in der Gemeinde erfahren, in der Segnungsgottesdienste für homosexuelle „Paare" dazu helfen, dass diese Menschen dankbar auf ihr Leben schauen können. Sie partizipieren so an den „Leitvorstellungen" von Ehe und Familie. Das neue Lernfeld ermögliche es, dass die Praxis der Kirche „ihren eigenen Ansprüchen auf Schriftgemäßheit und Erfahrungsbezogenheit" gerecht wird.

Wer genauer hinsieht, dem bleibt nicht verborgen, dass „Lernfelder" hier in Wirklichkeit geradezu verschlossen werden. Wenn Paulus Röm 1, 25 von der Vertauschung des Schöpfers mit der Kreatur spricht, die sich in der Vertauschung des natürlichen Gebrauchs in den widernatürlichen fortsetzt, so hat das mit sexueller Ausbeutung des Schwächeren nichts zu tun. Es ist eine andere Kategorie: es geht um das in Gen 1, 26f. genannte Menschenbild von Mann und Frau als Analogie der Gottesbeziehung und dabei um die Leiblichkeit. Das heißt im Klartext: Das göttliche Ebenbild wird geschändet durch die Vertauschung der weiblichen Vagina mit dem männlichen Enddarm. Das eine ist Geburtsorgan für das Wunder neuen Lebens, das andere dient zur Ausscheidung von Exkrementen. Für Paulus gewiss keine „Schöpfungsvariante", sondern die erste in der Liste der Verfehlungen, die Gottes Zorn erwecken. In Lev. 18, wo in V. 22 von Gräuel die Rede ist, handelt es sich mit keinem Wort um Tempelprostitution, sondern um einen Fall in der Liste illegitimer Verbindungen, meist innerhalb der Verwandtschaft. Das hebräische Wort bezeichnet den Abscheu, also die Ekelschranke, die wie Gewissen, Schamgefühl oder Tötungshemmung zum Immunsystem unserer Seele gehört.

Der Bezugspunkt aller Äußerungen zur Homosexualität in der Bibel ist das Schöpfungszeugnis von Gen. 1 und dort die Aussagen über den Menschen. Davon will Pröglhöf das Pro­blem „Homosexualität" abkoppeln. Er will deshalb nicht mehr schöpfungstheologisch, sondern christologisch argumentieren. Dann kann man auf Gesetz, Ordnung der Schöpfung und auf die Anthropologie von Gen. 1 verzichten, es gilt dann allein „was Christum treibet". Doch im Wort Jesu über Ehe und Ehescheidung in Mk. 10,1-9 lautet der entscheidende Satz „von Anbeginn der Schöpfung an hat Gott sie geschaffen als Mann und Frau." Die Worte der Bergpredigt über die Sorge des Vaters im Himmel, die in der Schönheit der Blumen auf dem Feld und der Sorglosigkeit der Vögel unter dem Himmel sichtbar wird, zeigen das Gegenteil. Die Entscheidung für „Christozentrik" gegen „Schöpfungstheologie" führte in der Geschichte immer zu Schwärmerei. Bei Pröglhöf zeigt sich ein Gefälle von der Christozentrik zur Egozentrik. Das „Ich" des Verfassers meldet sich ständig zu Wort, um eigenen Erfahrungen, Erlebnisse, Erfolge und das Glückhafte und Gesegnete seiner homosexuellen Partnerschaft gehörig zu präsentieren. Wer darf ihm da widersprechen! Dieses „Ich" ist - quasi mit Offenbarungsanspruch - der archimedische Punkt, von dem aus die Welt neu konstruiert wird. Es ist erkenntnisleitendes Motiv zum Verstehen biblischer Texte. In Wahrheit werden sie jedoch missverstanden. Das gilt vom Verständnis des Menschen und dann auch der kirchlichen Gemeinschaft.

Wesentliches wird ausgeblendet: Die traurige Wahrheit über das Los der Homosexuellen: die hoch riskante homosexuelle Praxis, vor allem bei männlichen Homosexuellen. Sie führt neben Aids, Hepatitis und Geschlechtskrankheiten vor allem zu psychischen Erkrankungen, die sich aus dem häufigen Partnerwechsel ergeben. Statistische Forschungsergebnisse und Berichte von Betroffenen sprechen eine andere Sprache als Pröglhöf; auch im Hinblick auf die Labilität der Partnerschaften, die nur in Ausnahmefällen die statistisch ermittelte Zahl von fünf Jahren übersteigt. Die Mortalität übertrifft die der Heterosexuellen signifikant. Ausgeblendet wird die Existenz von Homosexuellen, die auf eigenen Wunsch die Hilfe von Seelsorgern oder Psychiatern in Anspruch genommen haben und inzwischen ein gesundes Leben in einer Familie mit eigenen Kindern führen.

All dies wird verschwiegen. Es sind Realitäten, die von den in Politik und öffentlichen Medien mächtigen Lobby-Organisationen kriminalisiert und fanatisch bekämpft werden. Ausgeblendet wird die bei Demonstrationsaufgeboten gegen lästige Organisationen, wie beim „Christival" in Bremen 2008 und dem Seelsorgekongreß in Marburg 2009 gezeigte hemmungslose Schamlosigkeit, die offenbart, welche Auswirkungen die Zerstörung der natürlichen Schamgrenzen hat. Ausgeblendet wird der Gesinnungsterror der Lobby, unter dessen Druck sich abweichende Meinungen kaum an die Öffentlichkeit wagen. In allem zeigt sich eine totalitäre Ideologie, die nun auch in unserer evangelischen Kirche eindringt und sie zu zerstören beginnt.

Die Aussagen des Apostels Paulus in Röm. 1, 18-32 eröffnen in der Tat einen „Lernweg". Er führt aber in eine andere Richtung: Zu Röm. 5, dem Wunder der Freisprechung und Versöhnung in Christus für alle, die daran glauben, zum neuen Leben im Geist und zur Gewissheit von Röm. 8. Der „Lernweg" führt in der Bibel schließlich zum Sieg über die Verderbensmächte und zur neuen Schöpfung, frei von Schaden und Schande in der Herrlichkeit des dreieinigen Gottes. Für diesen Weg trete ich ein, und für diesen Weg einzutreten, sind Christen berufen.

Alle Rechte vorbehalten, 30.05.2010, Hans Lachenmann

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Hans Lachenmann ist evangelischer Theologe und Kirchenrat der Evangelischen Landeskirche i.R.. Er war langjähriger Vorsitzender des Gesprächskreises "Evangelium und Kirche", der 1934 als Evangelische Bekenntnisgemeinschaft in Württemberg durch Pfarrer Theodor Dipper gegründet wurde und in Opposition zum Nationalsozialismus in der Kirche stand. Kirchenrat Lachenmann gehört zu den Mitgliedern des Initiativkreises Evang. Kirchenprofil und ist Autor zahlreicher Publikationen, unter anderem des Buches "Post für Dich ...! - Briefe eines Großvaters über Gott und das Leben". Eine besondere Empfehlung für dieses Buch hat Altbischof Heinrich Herrmanns ausgesprochen:

Welch ein GlüImagecksbuch!

Da haben Eltern, Großeltern und Paten für die 12-14-Jährigen in ihrer Familie ein hochgeeignetes Buchgeschenk. Wie sehr brauchen wir treffsichere Unterstützung, um die Glaubenspersönlichkeit unserer Kinder zu fördern!

Hier liegt ein bestens gestaltetes Buch vor, das anschaulich in verständlicher Sprache die wesentlichen Inhalte unseres Glaubens ausspricht. Unser Glaube an Gott, an Jesus Christus und das Wirken des Heiligen Geistes wird altersgemäß ausgeführt, biblische Zusammenhänge werden erklärt, so dass sich auch jederzeit eine Brücke zu gegenwärtigen Lebensfragen herstellen lässt.

Ein Buch zum Alleinlesen, noch besser zum Vorlesen und Impuls geben zum Gespräch mit einem aufmerksamen Christen.

Wenn sich manche besorgt fragen „Wie geht es in dieser kalten, säkularen Welt mit dem christlichen Glauben weiter?", so findet sich hier ein äußerst konstruktiver Beitrag, um den christlichen Glauben in die Lebenswelt unserer Kinder zu tragen.

Sehr empfehlenswert!! Sehr schenkenswert!!

Heinrich Herrmanns, Landesbischof i.R.

Erschienen im Freimund-Verlag 2010    
176 S. m. Illustr., Kart.    
17,80 €   
ISBN: 978-3-86540-073-4    
Für Kinder von 9-12 Jahren


Buchhinweis... und schuf sie als Mann und Frau


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