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Thomas Goppel (CSU): "Fundamentalistische Christen kann es nicht geben."


27.07.11

Thomas Goppel (CSU): "Fundamentalistische Christen kann es nicht geben."

Attentäter ein extremistischer Anwalt des Todes, kein Vertreter des christlichen Glaubens und Anwalt des Lebens

(MEDRUM) München, 26.07.11 - Zur Frage, ob der norwegische Attentäter ein fundamentalistischer Christ sein kann, hat sich der Sprecher der Christsozialen Katholiken, Thomas Goppel, geäußert. Fundamentalistische Christen könne es nicht geben, meint Goppel.

In einer am Dienstag herausgegebenen Pressemitteilung stimmt Thomas Goppel der Auffassung von Pfarrerin Adelheid Ruck-Schröder aus Saarbrücken zu, die im Wort zum Sonntag in der ARD festgestellt habe, daß es keine fundamentalistische Christen geben könne.

Wörtlich erklärte die Pfarrerin in ihrem Beitrag in der ARD zum Attentäter und christlichen Glauben: "Was für einen Glauben nimmt dieser Mann für sich in Anspruch? Einen Glauben, der im Töten endet? Das ist nicht mein Glaube. Das ist nicht mein christlicher Glaube. Es ist ein fundamentalistischer Glaube. Fundamentalisten, egal welcher Couleur, dulden keine Widersprüche. Sie können die lebendige Auseinandersetzung nicht ertragen. Sie können überhaupt das Leben nicht zulassen. Da läuft etwas grundsätzlich schief, wenn Gedanken extrem werden, ob sie nun christlich, islamisch, rechts- oder linkspolitisch sind. Sie führen dazu, dass sich Menschen radikalisieren. Wer fundamentalistisch denkt, schätzt leicht den Tod höher als das Leben." Der Attentäter sei zum Anwalt des Todes geworden, so Ruck-Schröder. Wenn er dabei einen Gott für sich in Anspruch nehme, sei dieser ein Götze des Todes. Der Gott, an den sie glaube, sei jedoch ein Anwalt des Lebens.

Zu einer anderen Schlußfolgerung kann nach Goppels Auffassung nur kommen, wer ein "völlig falsches Bild vom christlichen Glauben" hat. Goppel dazu: "Wenn sich der norwegische Massenmörder auf religiöse Beweggründe beruft, sie im christlichen Gedankengut verankert glaubt, ist er nicht Christ. Das Recht jedenfalls, sich auf Beweggründe der christlichen Weltanschauung damit stützen zu können, dass man anderen das Lebensrecht abspricht, hat niemand."

Christen in aller Welt verwahren sich zu Recht, zu Attentätern, Meuchelmördern oder Lebensschändern degradiert zu werden, so der CSK. Wenn es ein Alleinstellungsmerkmal für Christen im Wettbewerb mit anderen Ideologien und Weltanschauungen gebe, dann sei es der absolut garantierte Anspruch auf Lebensrecht für den Einzelnen, auf den Schutz des eigenen Lebens auch durch alle Gleichgesinnten. "Mit Sorge sehen die Mitglieder des Gesprächskreises CSK in der CSU, dass Ideologen, Fanatiker und Begriffsverwirrer als Trittbrettfahrer zum Osloer Attentat versuchen, zusätzlich Unfrieden in der Welt zu stiften", stellt der CSK weiter fest.

In ähnlicher Weise hatte sich am Montag auch der Chefredakteur des ZDF, Peter Frey, in seinem Kommentar im Heute-Journal geäußert. Mit Christentum habe der Anschlag von Breivik nichts zu tun. Frey sprach sogar von Gotteslästerei.

Im einem vom domradio am 26.07.11 veröffentlichten Beitrag wird diese klare Haltung nicht vertreten. Nach dem von der KNA herausgegebenen Artikel "Gebete, Heilung, enger Glaube" gibt es einen christlichen Fundamentalismus. Den Norwegern sei christlicher Fundamentalismus nicht fremd, heißt es darin. Christliche Fundamentalisten seien in der Regel keine Einzelgänger, schreibt der Verfasser. Über den Attentäter verlautbart die Nachrichtenagentur, dies ließe sich für ihn "so nicht sagen". Sie konzediert ihm sogar einen christlichen Glauben. Sein Glaube sei allerdings nur ein "Versatzstück in einer aus vielen Elementen zusammengeschraubten Weltanschauung". Es fehlt schließlich auch die eindeutige Aussage, daß die Anschauungen des Attentäters mit christlichen Werten völlig unvereinbar sind, wie sie Peter Frey oder Thomas Goppel getroffen haben. Im Artikel der KNA wird dazu lediglich festgestellt, der Rechtsextremismus und die Menschenfeindlichkeit seiner Weltanschauung sei mit den Werten christlicher Fundamentalisten "kaum" vereinbar.

Breivik sagt in seinem Manifest indes von sich selbst, daß er kein Christ sei, der durch einen persönlichen Glauben an Jesus Christus und Gott geprägt sei. Für ihn habe Christentum lediglich die Bedeutung einer kulturellen und moralischen Plattform.

Der Anwalt des Attentäters hat unterdessen verlautbart, Breivik sei möglicherweise geisteskrank. Wie die Rheinische Post berichtet, hält sich Breivik nach den Worten seines Anwalts für einen Krieger. Er hasse "alle westlichen Vorstellungen und demokratischen Werte", sei vermutlich "geisteskrank" und eine "sehr kalte Person", sagte Verteidiger Geir Lippestad laut Rheinischer Post.


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Leserbriefe

Wie so oft führen Diskussionen in die Irre, die nicht die Begrifflichkeiten definieren mit denen sie argumentieren. Wer legt fest, dass ein Fundamentalist eine Art "schlechter Mensch" ist? Pfarrerin Adelheid Ruck-Schröder sagt: "Fundamentalisten, egal welcher Couleur, dulden keine Widersprüche." Das führt u.a. dazu, dass die Bibel, das Wort Gottes auch nicht mehr als ewig geltendes Wort und Wahrheit angesehen wird, in diesem Sinne als Fundament. Die Bibel sagt aber: "Denn einen anderen Grund kann niemand legen außer dem, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus." 1.Kor 3,11 (Elb) Grund = themelios (gr) ist ein Ausdruck für die unentbehrliche Grundlage, für das Fundament, ohne welche jmd. oder etw. keinen Bestand hat.

Der einzige feste Grund für Zeit und Ewigkeit ist Jesus Christus, die Botschaft von ihm und ein Leben mit ihm. Wer das für sein Leben annimmt ist nichts anderes als ein Fundamentalist. Paulus schreibt weiter: "Ihr seid aufgebaut auf der Grundlage (themelios) der Apostel und Propheten, wobei Christus Jesus selbst Eckstein ist. In ihm zusammengefügt, wächst der ganze Bau zu einem heiligen Tempel im Herrn, und in ihm werdet auch ihr mit aufgebaut zu einer Behausung Gottes im Geist." Eph 2,20-22 (Elb) Wer nicht auf dieser Grundlage baut, ist vielleicht auch Fundamentalist, aber kein Christ - auch wenn man sich so nennt. Dazu braucht man übrigens nicht erst zum Massenmörder zu werden. Viele gelehrte und ungelehrte Kirchenchristen gehören auch dazu, weil sie sich nicht mehr auf dieser Grundlage befinden und ihre eigene haben. Im übrigen ist in Gottes Augen keiner ein besserer Mensch als Anders Breivik (Rö 3,10.23).

Pfarrerin Adelheid Ruck-Schrödersagt weiter: "Wer fundamentalistisch denkt, schätzt leicht den Tod höher als das Leben." Was machen wir nun mit der Aussage von Paulus: "Denn das Leben ist für mich Christus und das Sterben Gewinn." Phil 1,21 (Elb) Allein aus dieser Aussage lässt sich erkennen, dass Anders Breivik kein Christ war. Aber für denjenigen, für den Christus das Leben bedeutet, für den ist Sterben wirklich Gewinn. Daran ist nichts schlechtes zu finden. Das sind die Menschen, die wissen, was Leben bedeutet. Auch hier begibt sich Pfarrerin Adelheid Ruck-Schröder m.E. in eine unnötige Engführung des Wortes Leben. Sie sagt: "Der Gott, an den sie glaube, sei jedoch ein Anwalt des Lebens.", und meint wahrscheinlich das irdische Leben. Allerdings beinhaltet das Leben, das Gott für uns Menschen bereit hält beides, sowohl das jetzt, als auch das später.

Festzuhalten ist: Breivik war kein Christ, wie auch weiter unten im oben aufgeführten Artikel benannt. Die Tat reiht sich in die grauenvollen und traurigen Taten der Menschen ohne Gott mit ein. Allein sie als Fundamentalisten zu betiteln, wird Christen, die an das offenbarte Wort Gottes glauben, nicht helfen. Heil gibt es nur bei dem Einen: Jesus Christus. Wenn die Welt also aufruft nach vorn zu blicken, dann müssen die Christen antworten: Auf Jesus Christus!

Danke für den Kommentar, Herr Riedel! Leider bekommt der Begriff "Fundamentalismus" in den Medien immer mehr einen negativen Klang. Deswegen wollen sich auch Christen davon distanzieren. Nur leider klingt das dann im Umkehrschluss so, als ob wir Christen kein Glaubensfundament mehr haben sollten. Das aber haben wir mit der Bibel und mit Jesus Christus in Person. Wenn wir dieses Fundament verleugnen, sind wir keine Christen mehr.