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"Schützt die Christen in Ägypten! Warum hört keiner unser Leiden?"


22.01.11

"Schützt die Christen in Ägypten! Warum hört keiner unser Leiden?"

Christen trauern um Opfer des Anschlages auf koptische Glaubensbrüder bei Trauermasch der Koptisch-Orthodoxen Kirche St. Georg am 15. Januar 2011 in Stuttgart

(MEDRUM) Zum Gedenken an ihre ermordeten Glaubensbrüder versammelten sich am vergangenen Samstag rund 400 Menschen auf dem Kronprinzplatz in Stuttgart. Sie brachten ihre Bestürzung und tiefe Trauer über den Anschlag auf koptische Christen zum Ausdruck, der am 1. Januar 2011 in Ägypten verübt wurde. Bei diesem Terroranschlag wurden 21 Menschen getötet und mehr als hundert verletzt.

ImageSchmerz und tiefe Trauer bestimmten am vergangenen Samstag das Bild des Trauer- und Gedenkmarsches, den die koptisch-orthodoxe Gemeinde St. Georg in Stuttgart veranstaltete. Zusammen mit koptischen Gemeindemitgliedern beteten sowohl Geistliche der syrisch-orthodoxen und der armenischen Kirche, sowie evangelische und katholische Christen, Erwachsene, Jugendliche und Kinder. Sie trugen Kreuze mit Trauerflor und Plakate mit sich: "Gleiche Rechte für die Christen in Ägypten! Schützt die Christen in Ägypten! Warum hört keiner unser Leiden?", lauteten ihre klagenden Hilferufe.

Sie kamen aus einem entsetzlichen Anlaß zusammen. Auf Kopten in Ägypten war unmittelbar nach Ende eines Gottesdienstes zum koptischen Weihnachtsfest am 1. Januar ein Terroranschlag verübt worden, über den der TAGESSPIEGEL schrieb: "Die weißen Fassaden des Gotteshauses sind mit Blut bespritzt, die breiten Treppen vor dem Portal übersät mit abgerissenen Körperteilen und Kleiderfetzen. Verletzte krümmen sich vor Schmerzen, Scherben, Trümmer und verkohlte Autos überall – Szenen, wie sie die Ägypter bisher nur von Fernsehbildern aus Bagdad kannten." Die Zeitung nannte es ein "Inferno nach dem Schlusssegen."

Der den Opfern dieses Anschlag gedenkende Trauerzug in Stuttgart führte durch die Innenstadt bis zum Marktplatz. Er wurde von Polizisten begleitet. Bei der auf dem Marktplatz veranstalteten Kundgebung versicherten alle Redner ihre tiefe Solidarität mit den vielen Menschen, die dem Anschlag zum Opfer fielen. Eine Sprecherin erinnerte an die Regensburger Rede Papst Benedikts zu Beginn seines Pontifikates, der die Frage zum Verhältnis von Religion und Gewalt stellte. Sie betonte, Papst Benedikt sei der Erste gewesen, der nach den Anschlägen an Weihnachten und Neujahr seine Stimme zum Schutz bedrohter Christen erhoben hatte. Bemängelt wurde die zu passive Haltung der Öffentlichkeit, die oft beschönige oder in Gleichgültigkeit verharre. Auch politische Parteien wurden kritisiert: Zum Machterhalt und aus wirtschaftlichen Interessen heraus, dürfe es keine Anpassung an islamische regierte Länder geben. Dies sei ein Verrat an der Grundlage der europäischen Geschichte und dem Fundament von Demokratie, Menschenrechte, Meinungs- und Religionsfreiheit.

Der Trauermarsch endete am Rathausplatz. Eine Frau aus der Gemeinde sprach dort ein Gebet für die Opfer und Täter: Die Menschen wollten den Tätern verzeihen, so wie ihnen Jesus Christus es ihnen vorgelebt hat. Sie erklärte, trotz allem Leid wollten die ägyptischen Christen nicht aufgeben, nicht ihr Land verlassen. Mit den Worten „bitten wir Gott, dass er uns bald unseren Schmerz heilt“ endete ihr Gebet.

Wie MEDRUM berichtete, widmete sich der Deutsche Bundestag im Dezember 2010 dem Thema Christenverfolgung, mit besonderem Blick auf die seit Jahren anhaltende Verfolgung von Christen im Irak. In seiner Rede hob der Fraktionsvorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion hervor, daß sich die Fraktion der Unionsparteien für einen weltweiten Schutz des Rechtes auf Ausübung der Religionsfreiheit als universellem Menschenrecht und konkrete Taten für den Schutz der Menschen einsetzen wird.


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