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Presseerklärung um 16.00 Uhr: Wird Käßmann zurücktreten?


24.02.10

Presseerklärung um 16.00 Uhr: Wird Käßmann zurücktreten?

Günther Beckstein: "Auch eine Bischöfin ist keine Heilige"

(MEDRUM) Günther Beckstein, Vizepräses der Synode der EKD und selbst rückrittserleidender, ehemaliger Ministerpräsident Bayerns, hat sich für einen Verbleib von Margot Käßmann im Amt als Ratsvorsitzende der EKD ausgesprochen. Auch der Rat der EKD hat der Bischöfin das Vertrauen ausgesprochen. Für 16.00 Uhr ist jedoch eine Presserklärung angekündigt, in der Margot Käßmann angeblich ihren Rücktritt erklärt.

Die Landesbischöfin Margot Käßmann hatte sich am Samstag mit einem Blutalkoholgehalt von 1,54 Promille ans Steuer ihres Dienstwagens gesetzt und überfuhr im Zustand der absoluten Fahruntüchtigkeit, deren Untergrenze auf 1,1 Promille festgelegt ist, bei ROT-Licht eine Kreuzung in der Innenstadt Hannovers. Die Polizei stoppte die Trunkenheitsfahrt Margot Käßmanns. Glücklicherweise sind keine Menschen zu Schaden gekommen.

Außer der Äußerung, "Ich bin über micht selbst erschrocken, ich habe einen schlimmen Fehler gemacht.", hat Margot Käßmann bisher jede andere öffentliche Stellungnahme vermieden. Daher ist unklar, aus welchen Gründen und unter welchen Umständen sie sich im stark alkoholisierten Zustand ans Steuer ihres Dienstwagens gesetzt hat und durch Hannover gefahren ist.

Viele wollen, daß Margot Käßmann ihr Amt weiter ausübt. Käßmann bereut! Auch eine Bischöfin ist nur ein Mensch. Jeder macht Fehler. Auch sie hat Vergebung verdient. Wer frei von Sünde ist, werfe den ersten Stein. Käßmann macht außerordentlich gute Arbeit! So lauten die Botschaften, mit der sich Befürworter für Käßmann einsetzen. Die Präses der Synode der EKD, stellvertretende Präsidentin des Deutschen Bundestags, Katrin Göring-Eckhardt, hat sich indirekt gegen einen Amtsverzicht von Käßmann ausgesprochen. Göring-Eckhardt sagte der ARD-Tagesschau, sie wisse, daß Käßmann ihre Tat bereue und schätze die Arbeit von ihr wie viele andere "außerordentlich". Auch nach Auffassung des CSU-Politikers Günther Beckstein kann Margot Käßmann trotz ihrer Fahrt, bei der sie Gesundheit und Leben von Menschen riskierte, im Amt bleiben. Seine Begründung laut "Bild": "Auch eine Bischöfin ist keine Heilige, sondern nur ein Mensch, der fehlbar ist." Doch ihr Fehler werde nicht dazu führen, daß sie von ihrem Amt zurücktreten müsse, so Beckstein. Sekundiert hat Margot Käßmann auch der Wittenberger Theologe Friedrich Schorlemmer. Er erklärte in der Leipziger Volkszeitung Käßmanns Verhalten als "Blackout", der auf den Dauerstress zurückzuführen sei, unter dem sie in ihrem öffentlichen Amt stehe. "Alkohol löst nun mal Spannungen und baut Stress ab", merkte er in der Leipziger Volkszeitung verständnisvoll klingend an.

Der Rat der EKD hat Margot Käßmann zunächst Rückendeckung gegeben. Er sprach ihr nach einer telefonischen Beratung am heutigen Morgen das Vertrauen aus, und hat angekündigt, in einer noch folgenden Sitzung in dieser Woche zu einer abschließenden Bewertung kommen zu wollen. Dazu teilte er mit: "In ungeteiltem Vertrauen überlässt der Rat seiner Vorsitzenden die Entscheidung über den Weg, der dann gemeinsam eingeschlagen werden soll."

Andererseits gibt es auch zahlreiche Vertreter einer gegensätzlichen Auffassung. Sie legen andere Maßstäbe an und wollen das Amt und die Glaubwürdigkeit der EKD nicht beschädigt sehen. Deswegen halten sie einen Rücktritt von Margot Käßmann für geboten. Dies scheint auch nach einer Umfrage der Zeitung DIE WELT im Internet die Auffassung eines großen Teils der Bevölkerung zu sein.

Das ZDF hat in den Heute-Nachrichten um 15.00 Uhr gemeldet, daß Margot Käßmann um 16.00 Uhr eine Presseerklärung abgeben wird. Dem Vernehmen nach soll Käßmann darin ihren Rücktritt vom Amt als Ratsvorsitzende erklären.

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24.02.2010, 16.15 Uhr - Presserklärung von Margot Käßmann -> ... lesen Sie mehr...


Leserbriefe

Die Frage, ob Frau Käßmann ihr Amt weiter ausüben sollte, wird mit vielen Argumenten beantwortet, die teilweise einer Kirche unwürdig sind. Entweder ihr Verhalten beschädigt den Ruf ihres Amtes oder nicht. Das Amt eines Ältesten ist in der Bibel an hohe Bedingungen geknüpft, die nicht zuletzt eben dieses Ansehen schützen sollen. Diese Bedingungen haben nichts mit der Frage zu tun, ob die entsprechende Person sympathisch ist oder "ansonsten" gute Arbeit macht, ob sie eine Krebserkrankung hatte oder wie die Meinungsumfragen ausfallen. Und sie haben auch nichts damit zu tun, welche Bedeutung diese Sünde für sie vor Gott hat, denn die Bedingungen für ein Ältestenamt sind höher als für ein normales Gemeindeglied, auch wenn dessen Sünden vergeben werden. Es kann also durchaus sein, dass jemand unter den gleichen Bedingungen als Gemeindeglied angenommen und vor Gott gerecht ist, aber nicht die Hürde des Ältestenamtes nimmt (u.a. muss ein Ältester seiner Familie gut vorstehen etc...) Der Rücktritt von Frau Käßmann ist in meinen Augen eine völlig angemessene Entscheidung, die ihr mehr Respekt einbringen darf, als denjenigen, die möglicherweise ihre Entscheidung aus politischen Gründen gefällt haben. Durch dieses politische Abwägen und öffentliche Räsonieren ist der Kirche ein größerer Schaden entstanden als das Verhalten von Frau Käßmann im Nachhinein haben wird.

Für mich ist der Rücktritt von Frau Käßmann keine Frage gewesen. Ich habe es ihr zugetraut, dass sie auf ihre Ämter freiwillig verzichten würde. Könnte es sein, dass ihr über diesen Weg die "rote Karte" von Gott gezeigt wurde? Eine Frau als Bischöfin ist absolut im Widerspruch zur Bibel. Darüber hinaus ist Frau Käßmann selbstsicher im Mainstreaming geschwommen, hat ihre Fahne gehisst für Gender, Feminismus und Kinderkrippen. In ihrer Funktion hätte sie die Möglichkeit gehabt, sich auch gemäß Gottes Wort für gesunde Ehen und Familien sowie Anerkennung der Mütter einzusetzen; aber diese Voraussetzungen haben ihr leider persönlich gefehlt. Auch gegenüber dem Islam hat sie unterwürfige Ansätze gezeigt und darin keine Bedrohung bzw. Gottes Gericht gesehen. Den besten Artikel habe ich heute zu der Thematik von Eva Herman gelesen: "In die Männerfalle getappt, Frau Käßmann?" (Kopp Verlag/Aktuelles). Eva Herman hat es wirklich auf den Punkt gebracht. Da kann sich Frau Käßmann eine große Scheibe abschneiden. Vielleicht müsste sie bei Eva Herman mal "Nachhilfeunterricht" nehmen.

Nun, das Verhältnis der evangelischen Kirche zu Heiligen ist hinreichend bekannt. Anders als in der evangelischen Kirche gibt es in der katholischen Kirche sehr wohl unter den Bischöfen Heilige, aber die waren allesamt keine Autofahrer oder haben ihren Fahrer nicht frühzeitig nach Hause geschickt. Vor allem haben die katholischen Bischöfe, zumindest in der Öffentlichkeit, ein anderes Verständnis vom "Fastenbrechen" als diese "evangelische Schwester". Häme und Schadenfreude sind sicherlich nicht angebracht, aber 'mal ehrlich: kein Amtsrichter in der Republik hätte in einem ähnlichen Fall, begangen von einfachen und sog, "kleinen Leuten", die in diesem Fall von verschiedenen Seiten vorgetragenen Rechtfertigungseinlassungen und Entschuldigungsgründe auch nur ins Gerichtsprotokoll aufnehmen lassen. Der Fahrer tut mit leid: er wird künftig öfter "seine Bischöfin" fahren müssen.

Die Erklärungen von Herrn Beckmann, zur Trunkenheitsfahrt von Frau Käßmann, entsprechen in der klassischen Suchttherapie, dem eines "CO-Alkoholikers".