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Nachfrage nach Kinderbetreuungsplätzen ist hoch


30.06.10

Steigende Nachfrage nach Kinderbetreuungsplätzen

(MEDRUM) Die Zahl der Kinder unter drei Jahren, die in Kindertagesstätten betreut werden, ist in den letzten Jahren deutlich angestiegen und die Nachfrage soll weiter steigen. Dies geht aus Untersuchungen der Bertelsmann-Stiftung hervor, über die in den letzten Tagen in vielen großen Medien berichtet wurde.

ImageIm Zeitraum von 2006 bis 2009 ist der Anteil von den Kindern unter 3 Jahren, die in einer Kindertagesstätte betreut werden, von 13,6 auf über 20 Prozent gestiegen. Zur Zeit werden etwa 20 Prozent der einjährigen, 40 Prozent der zweijährigen und 80 Prozent der über dreijährigen Kinder in Kindertagesstätten und Kindergärten betreut.Dennoch konnte die Nachfrage nach Kinderbetreuungsplätzen nicht in ausreichendem Umfang befriedigt werden. Die Wartelisten suchender Eltern seien lang, berichtete der WDR in einem Beitrag für die Tagesschau am 28. Juni 2010. Deshalb soll der geplante Ausbau von Kindertagesstätten fortgesetzt werden.

Eine gegenteilige Auffassung vertritt die Kinderärztin Maria Steuer, Vorsitzende des Deutschen Familiennetzwerkes, die in DIE FREIE WELT vorgeschlagen hat, auf den Krippenausbau und die außerfamiliäre Kinderbetreuung von Kleinkindern zu verzichten. "Der Staat könnte sofort 9 Milliarden Euro sparen", schrieb Steuer.  Die Ärztin schlug vor: "Statt betriebsblind an erfolglosen Programmen in Zeiten des Geldmangels festzuhalten, sollte das freiwerdende Geld den Familien zurückgegeben werden." Maria Steuer plädiert dafür, Kinder nicht in Kindertagesstätten, sondern in der Familie zu betreuen. Würde ihrem Einsparungsvorschlag gefolgt werden, würden die Kinderbetreuungseinrichtungen für Kinder unter drei Jahren geschlossen werden. Die dort betreuten Kinder würden stattdessen zuhause in ihren Familien betreut. Steuer bevorzugt eine familiäre Betreuung mit dem Argument, es gebe wissenschaftliche Hinweise darauf, daß bei Kindern unter drei „die familiäre Betreuung der institutionellen Betreuung deutlich überlegen” sei. Über diesen Wissenstand sind laut Steuer die Teilnehmer der Jahrestagung 2010 des Deutschen Familiennetzwerkes „Das Geheimnis erfolgreicher Bildung“ informiert worden. Die Tagung stand unter der Schirmherrschaft von Stephanie Freifrau von und zu Guttenberg, Ehefrau des Bundesverteidigungsministers. Würde der Vorschlag von Steuer in die Tat umgesetzt werden, müssten allerdings viele Mütter und Väter von Kindern unter drei Jahren auf eine Erwerbstätigkeit verzichten, um ihre Kinder selbst betreuen zu können.

Die vom Familiennetzwerk vertretene Position ist mit den Erkenntnissen der Bertelsmann-Stiftung nicht vereinbar. Die Stiftung zieht vielmehr eine positive Bilanz für Kinderbetreuungeinrichtungen: "Wer bei den Investitionen in die frühkindliche Bildung und Erziehung spart, zahlt in der Zukunft drauf. Investitionen in frühkindliche Bildung rechnen sich, das zeigen unsere eigenen Analysen, das zeigen aber auch internationale Untersuchungen.", so lautet die Bewertung des für Bildung zuständigen Vorstands der Bertelsmann Stiftung, Dr. Jörg Dräger. Langzeitstudien belegen Dräger zufolge den positiven Einfluss guter Kitas auf die Bildungschancen insbesondere auch von benachteiligten Kindern: "Das Geld, das eine Gesellschaft für eine gute frühkindliche Bildung investiert, nutzt dem einzelnen Kind ebenso wie unserer volkswirtschaftlichen Entwicklung."

Die hier dargestellten Gegensätze dürften nur schwer auflösbar sein. Starre Lösungen nach dem Prinzip Kinderbetreuung "nur in der Familie" oder "nur in Kinderbetreuungseinrichtungen" wären allerdings nicht vereinbar mit dem Prinzip der Wahlfreiheit für Familien, über die Art der Betreuung ihrer Kinder selbst zu entscheiden.


20.06.10 Freie Welt Der Staat könnte sofort neun Milliarden Euro sparen
14.06.10 Freie Welt "Das Geheimnis erfolgreicher Bildung" - Expertentagung in Düsseldorf

MEDRUM → Das Geheimnis erfolgreicher Bildung - Kindererziehung als Schlüsselfaktor

Leserbriefe

So macht sich die Totale Wirtschaft den Menschen untertan. Die Bindungsfähigkeit der verratenen Kleinkinder wird zerstört; als Erwachsene werden diese einerseits nicht partnerschaftlich glücklich werden können, aber auch die Ursache der eigenen Racheimpulse nicht verstehen und (selbst-)destruktiv werden, andererseits die eigenen Kinder wieder abschieben. Eine teuflische Entwicklung.

Wer ab 2013 einen Krippenplatz für jeden garantiert, braucht sich auch nicht zu wundern, wenn ihn dann alle in Anspruch nehmen wollen. Freibier für alle wird auch von der Mehrzahl genutzt, wenn es von der Allgemeinheit finanziert wird. Die Freibierfraktion wäre nur dann kleiner, wenn statt dessen als Alternative 1000 Euro mehr in der Lohntüte stecken würden. Das war in Schweden bis zum Jahr 2008 auch nicht anders, und die zunehmenden psychischen Störungen bei exorbitant hohen Gesamtkosten dieses Programms führten dann zur Einführung eines Betreuungsgeldes von 300 Euro pro Selbstbetreutem Kind und Monat, das von der übergroßen Mehrzahl der Schweden seitdem auch angenommen wurde. Schweden konnte sich diesen teuren Unsinn eine gewisse Zeit leisten, schließlich ist es auf Grund seines Reichtums an Rohstoffen weniger auf Humankapital angewiesen. Aber selbst das reiche Schweden lenkte ein, obwohl es deutlich bessere Krippen als Deutschland mit einem Betreuungsschlüssel von 1 zu 4 (Deutschland 1 zu 6 vorgeschrieben, in der Praxis oft 1 zu 8) aufzuweisen hatte. Ein Krippenplatz in Deutschland kostet durchschnittlich 1000 Euro Steuergeld, in Schweden dementsprechend 1500 Euro. Demzufolge spart Schweden pro nicht belegten Platz 1500 – 300 = 1200 Euro, hinzukommen die Nachfolgekosten infolge psychischer Störungen, die in Deutschland höher als in Schweden anzusetzen wären. Nun sollte die wissenschaftlich ermittelte Höchstzahl der Kinder pro Betreuerin 3 nicht überschreiten, demzufolge müssten die Kosten, will man Nachfolgekosten sparen, bei uns verdoppelt werden. Für 35% der Kinder sollten bis 2013 Krippenplätze zur Verfügung stehen, der tatsächliche Bedarf wird aber erwartungsgemäß, ähnlich Schweden vor 2008, um mehr als das Doppelte höher sein. Optimal müssten also mehr als fünfmal höhere Kosten gegenüber den jetzigen Berechnungen eingeplant werden, um die wiederum noch höheren Nachfolgekosten zu sparen. Dieser Betrag von über 50 Milliarden jährlich wird sicher größtenteils von den Kommunen und Ländern aufzubringen sein, die ihren eigentlichen Aufgaben dann kaum noch nachkommen könnten, schließlich klagen sie jetzt schon über klamme Kassen. Die DDR lässt grüßen.