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Mit grüner Basta-Politik gottlose Kulturrevolution von oben


01.03.16

Mit grüner Basta-Politik gottlose Kulturrevolution von oben

Generalsekretär der Deutschen Evangelischen Allianz prangert Kretschmanns Politik des Nicht-Gehörtwerdens auf Demo für alle an

(MEDRUM) Bei der Demo für alle am 28.02.16 in Stuttgart übte Hartmut Steeb, Generalsekretär der Deutschen Evangelischen Allianz, massive Kritik an der vom grünen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann zu verantwortenden Politik einer von oben verordneten Bildungspolitik der sexuellen Vielfalt.

ImageEhe und Familie statt sexueller Vielfalt

Hartmut Steeb, der erstmals bei einer Demo für alle als Redner auftrat, sah erheblichen Grund, die Bildungspolitik Kretschmanns abzulehnen. Kretschmann mache das Gegenteil von dem, was er einst angekündigt habe. Statt einer "Politik des Gehörtwerdens" regiere er tatsächlich mit einer Basta-Politik. Als Beleg führte Steeb an, dass die Initiatoren der Petition gegen den grün-roten Bildungsplan, die von 200.000 Bürgern unterstützt worden ist, nicht einmal für wert befunden wurden, als Gesprächspartner gehört zu werden, stattdessen aber herabwürdigend behandelt wurden. Warum  Kretschmann so verfahren sei, liege klar auf der Hand. Kretschmann gehe es um eine gottlose Kulturrevolution von oben. Wer sich dieser Politik nicht anschließen wolle, werde wie ein Konterrevolutionär geächtet. Steeb sprach sich dafür aus, statt sexueller Vielfaltsvorstellungen verordnen zu wollen, den Wert von Ehe und Familie in den Vordergrund zu stellen. Dies sei für eine am Gemeinwohl orientierte Zukunft unverzichtbar. Gebraucht werde vielmehr eine Bildungsoffensive für Ehe und Familie, ein Ja zu Kindern, auch im "Musterländle", so Steeb.

Hartmut Steeb's Rede

MEDRUM dokumentiert die Rede des Generalsekretärs der Evangelischen Allianz im Wortlaut:

Meine sehr verehrten Damen und Herren, liebe Kinder, liebe Jugendliche!

Seit 63 Jahren lebe ich hier in Stuttgart. Hier habe ich die ersten 40 Wochen als Insider im Körper meiner Mutter verbracht. Vor über 62 Jahren erblickte ich das Licht der Welt. Hier bin ich aufgewachsen, hier bin ich in den Kindergarten und zur Schule gegangen, hier habe ich meine Ausbildung gemacht, und hier bin ich geblieben. Ich gehöre hier zum Musterländle, in Baden-Württemberg. Deshalb habe ich meine Frau auch aus Baden hierher geholt. Und nun frage ich mich natürlich: Was wird aus diesem Musterländle?

Eine neue Politik des „Gehörtwerdens" wollte der erste grüne Ministerpräsident einführen. Schluss mit der „Basta-Politik" sollte sein. Bürgerbeteiligung sollte groß geschrieben werden. Aber er macht eine „Basta-Politik". Es wird nicht transparent kommuniziert, zum Beispiel welche Anregungen aus der Anhörung zu den Bildungsplänen jetzt in eine Endfassung aufgenommen werden und welche nicht. Und warum? Was ist denn das für eine demokratische Gesinnung, wenn der Wortführer der bisher in Baden-Württemberg am stärksten unterstützten Petition aller Zeiten vom Kultusminister herabwürdigend behandelt und nicht als wichtiger Gesprächspartner eingeladen wird?

Die Erklärung liegt auf der Hand: Mit dem „Aktionsplan für Akzeptanz & gleiche Rechte" dieser Regierung und mit dem „Bildungsplan" plant diese Regierung eine gottlose Kulturrevolution von oben. Und wer sich diesem Vorhaben nicht anschließen will, der wird wie ein Konterrevolutionär geächtet. Das ist inakzeptabel und fordert unseren demokratisch legitimierten und entschiedenen Widerspruch.

Wir stehen auf für eine demokratische, rechtsstaatliche und transparente Politik, die die verfassungsmäßigen Ziele einhält:

1. Wir stehen auf für den Schutz von Ehe und Familie, und zwar nicht uminterpretiert, sondern wie seit Tausenden von Jahren längst geklärt, als die lebenslängliche, öffentlich geschlossene Liebes- und Treuegemeinschaft zwischen einer Frau und einem Mann. Und Familie als die eheliche Gemeinschaft mit Kindern.

2. Wie stehen auf für das natürliche Recht und die zuvörderst den Eltern – und eben nicht dem Staat – obliegende Pflicht zur Erziehung ihrer Kinder. Wir stehen auf für die Erziehung im Geist des christlichen Sittengesetzes (wie es in der baden-württembergischen Landesverfassung steht) und für die „Erziehung in der Verantwortung vor Gott", wie es in dem noch geltenden baden-württembergischen Schulgesetz ausgedrückt ist.

Und wir stehen auf für Werte, die einst auch die Grünen vertreten haben:

1. Wir treten ein für die Natürlichkeit.

Hedwig von Beverfoerde hat ja schon gesagt, dass ich zehn Kinder hab mit meiner Frau. Und ich bin oft gefragt worden, wenn's so dran war wieder: "Und, was ist es?" Dann hab' ich immer gesagt: „Ein Kind!" Aber die Leute haben sich nie zufrieden gegeben mit der Frage und der Antwort, es sei ein Kind, sondern die wollen immer wissen, ob ein Junge oder ein Mädchen. Es reicht doch eigentlich auch, wenn man das im Lauf des Lebens mal bestimmt. Und wie die Gender-Ideologen meinen, irgendwann mal auch wieder ändern kann. Nein, liebe Freunde, wir werden von Gott so gewollt, als männlich oder weiblich geboren, und wir müssen nicht unter 50 oder mehr Geschlechtern aussuchen, was wir eigentlich sein wollen. Und wir wollen nicht, dass solcher Unsinn -wie in der Gender-Ideologie weitergegeben - schon in den Kindergärten und in den Schulen gelehrt wird.

2. Und wir treten ein für Nachhaltigkeit.

Wir stehen für die Bewahrung der Schöpfung. Das muss sich auch im Bildungsplan auswirken. Wir brauchen eine „Renaturierung des Bildungsplans", eine Entgiftung von lobbyistischen Sonderinteressen. In zwei Wochen wird der baden-württembergische Landtag gewählt. Da gibt es eine 5%-Hürde. Es kann doch nicht sein, dass Minderheitengruppen, die sich gar nicht zur Wahl stellen, sondern im Huckepackverfahren mitgenommen werden, so entscheidend die Zukunft unseres Landes bestimmen.

Wir brauchen eine Bildungsoffensive für Ehe und Familie, für die Übernahme nachhaltiger Verantwortung für die künftigen Generationen, also ein Ja zu den Kindern. Kindern und Jugendlichen dürfen, nein sollen, in der Schule nicht damit konfrontiert werden, dass man ihnen die sogenannten stereotypen Rollenverteilungen nicht austreibt, sondern Jungen müssen darauf vorbereitet werden, dass sie später Väter sein können. Und junge Mädchen dürfen, sollen, müssen auch darauf vorbereitet werden, dass und wie sie später Mütter sein können. Anders geht es nicht. Das ist jedenfalls natürlich und nachhaltig und für unser Gemeinwohl unerlässlich. Wir brauchen eine gesunde Zukunft, auch fürs Musterländle. Und darum stehen wir hier!

Ich danke Ihnen!

Zu den weiteren Rednern der Veranstaltung gehörten unter anderen Birgit Kelle, die Vorsitzende von Frau2000Plus, und Weihbischof Andreas Laun aus Österreich.

Gewalttätige Protagonisten sexueller Vielfalt

An der diesmaligen, siebten Demo für alle nahmen etwa 4.500 Personen teil. Wie in der Vergangenheit gab es auch jetzt "Gegenveranstaltungen" aus der linken Szene. Am Rande der Demonstration ist es laut Stuttgarter Zeitung zu massiven Auseinandersetzungen zwischen linksgerichteten Demonstranten und der Polizei mit mehreren Verletzten gekommen. Der Fanatismus, mit dem linke Aktivisten gegen die Demo für alle gewaltsam vorgingen, hatte erhebliche Folgen. Ein Polizeibeamter erlitt mehrere Fingerbrüche. Busse der Teilnehmer der Demo für alle wurden mit Steinen beworfen und beschädigt. Die Zeitung BILD berichtete als Bilanz: 18 Verletzte. Zu den Gegenveranstaltungen gehörte auch eine Veranstaltung vor der Oper, wo die „Demo für alle“ sonst immer geendet hatte. Dort trafen sich Gegner der Demo für alle unter einem großen bunten Banner für „Vielfalt“. Der Chefdramaturg der Oper, Sergio Morabito, sagte laut Stuttgarter Zeitung zu dem dort inszenierten Kulturfest „Shakespeare in Love“, man wolle den Opernvorplatz für die Künste und die Bürgerschaft bewahren.

Stabwechsel bei der Demo für alle

Die Veranstaltungen Demo für alle, die in der Anfangszeit von der Initiative Familienschutz der Zivilen Koalition e.V. gelenkt wurden, werden jetzt von einem neu gegründeten Verein "Ehe-Familie-Leben e.V." organisiert. Vorsitzende ist Hedwig von Beverfoerde, die ursprünglich als Sprecherin der Initiative Familienschutz auftrat. Die Initiative Familienschutz, die zum Aktionsbündnis der Demo für alle gehört, wird jetzt statt von Hedwig von Beverfoerde von der AfD-Politikerin Beatrix von Storch repräsentiert. Von Storchs Initiative hat jetzt auch durch ein eigenes "Faltblatt gegen Gender und Frühsexualisierung" auf sich aufmerksam gemacht.

Katholischer Stadtdekan polemisiert gegen österreichischen Weihbischof

Dennoch scheint die Regierung Kretschmanns unbeirrt an ihrem Bildungsplan festhalten zu wollen. Kretschmann hielt am gleichen Tag eine Rede, in der er den Zusammenhalt der Gesellschaft beschwor. Laut Südkurier äußerte Kretschmann, die Polarisierungen in der Gesellschaft hätten zugenommen, nicht allein in Baden-Württemberg. Kretschmann: „Überall in Europa sind radikale, rechtspopulistische Bewegungen und Parteien auf dem Vormarsch. Sie agieren in einer Sprache, die mit Gewalt liebäugelt.“ Gemeinsam sei all diesen Bewegungen, dass sie Menschenrechte und zivilisatorische Errungenschaften infrage stellen und zur Diskriminierung von Minderheiten neigen, so Kretschmann dem Südkurier zufolge. Die Zeitung berichtet ferner, dass unter Kretschmanns Zuhörern auch der katholische Stadtdekan Christian Hermes durch seine Anwesenheit Zeichen gesetzt habe. Es habe bei ihm nur Kopfschütteln erregt, dass der österreichische Glaubensbruder zweihundert Meter Luftlinie entfernt die „Dämonen der Genderpolitik“ gegeißelt habe. Hermes laut Südkurier: „Es herrscht Reisefreiheit.“ Auch ideologische Weihbischöfe könnten offene Grenzen nutzen.

ImageGrenzüberschreitung oder zivilisatorische Errungenschaft?

Insgesamt kann - trotz der vielen Demos für alle - kaum mit einem Umdenken gerechnet werden. "Ungeachtet von Elternprotesten wird die Frühsexualisierung und Genderisierung stillschweigend in Schulen eingeführt", stellt der von Christa Meves gegründete Verein Verantwortung für die Familie e.V. fest. Im neuesten Newsletter des Vereins heißt es hierzu: "So werden Unterrichtseinheiten mit praktischen Übungen durchgeführt, in denen 9-Jährige Kondome über Karotten ziehen sollen, Projektwochen zum Thema "Liebe" werden ohne vorherige Elterninformation angesetzt. In Hamburg z.B. gibt es Projektwochen unter dem Motto "Make Love - Liebe kann man lernen" für die 8. und 9. Jahrgangsstufen. Im Rahmen dieser Veranstaltung wurde hierzu die Sexologin Ann-Marlene Henning als Referentin eingeladen. Nach Ansicht von Elternschaften ist das als Unterrichtsmaterial eingesetzte Buch "Make Love" jedoch grenzüberschreitend und schamverletzend."

Was Kritiker an den Bildungsplänen als grenzüberschreitend und schamverletzend kritisieren, scheint von Kretschmann in die Rubrik "zivilisatorische Errungenschaft" eingeordnet zu werden. Die Gegensätze könnten kaum größer sein.

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Literatur zum Thema:


29.02.16 Ängste machen sich Luft: 4500 Bürger demonstrieren gegen Bildungsplan der Regierung Südkurier
28.02.16 Tausende demonstrieren in Stuttgart Stuttgarter Nachrichten
27.02.16 Gegenangebot zur „Demo für alle“ Stuttgarter Zeitung