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Margot Käßmann sieht Asylsuchende als Bereicherung, PEGIDA-Demonstranten lehnt sie ab


30.10.15

Margot Käßmann sieht Asylsuchende als Bereicherung, PEGIDA-Demonstranten lehnt sie ab

Ex-Bischöfin sprach beim Windhagener Forum auf Einladung der Raiffeisenbank Neustadt-Wied, Konrad Breul und Martin Leis über christliche Werte - Am Sonntag zu Gast bei Peter Hahne im ZDF

(MEDRUM) Die ehemalige Bischöfin der Evangelischen Kirche in Deutschland, Margot Käßmann, sprach sich bei einem Vortrag dafür aus, Asylsuchende willkommen zu heißen. PEGIDA-Demonstranten lehnt sie als unchristlich ab.

Käßmann: PEGIDA-Demonstranten missachten christliche Werte

Margot Käßmann war zu einem Vortrag geladen, um beim "Windhagener Forum" über christliche Werte zu sprechen. Wie der Generalanzeiger berichtet hatte ("Eine Bereicherung für unsere Gesellschaft", 09.10.15), bezog Käßmann dabei klar Stellung zur Debatte um die Asylpolitik und stellte sich an die Seite von Angela Merkel. Käßmann laut Generalanzeiger: "Die Asylsuchenden sind in Deutschland willkommen, weil wir wollen, dass auch sie in Frieden und Sicherheit leben können und weil sie eine Bereicherung für unsere Gesellschaft sind." Die Nächstenliebe stehe angesichts der Flüchtlingssituation besonders im Blickpunkt, so die Pastorin. Zugleich machte Käßmann klar, dass sie kein Verständnis für die PEGIDA-Demonstranten hat. Diese missachteten christliche Werte und könnten nicht das christliche Abendland verteidigen, berichtete der Generalanzeiger. Weiter mahnte die Ex-Bischöfin, sich ehrenamtlich bei der Hilfe für Asylsuchende zu betätigen. Käßmann: "Hier sind wir alle gefragt, unsere individuellen Kompetenzen ehrenamtlich einzusetzen."

Käßmann in prominenter Gesellschaft

Margot Käßmann kann sich bei ihrer Ablehnung von PEGIDA-Demonstranten prominenter Gesellschaft sicher sein:

Heiko Maas (SPD), Bundesjustizminister, verortete kürzlich die PEGIDA-Demonstration in einer "geistigen Transitzone" zwischen Diktatur und Demokratie.

Auch die Sozialministerin von Rheinland-Pfalz, Sabine Bätzing (SPD), übte jetzt scharfe Kritik an PEGIDA. Die Landesministerin machte aus ihrer Verachtung keinen Hehl, als sie anläßlich eines Vortrages der PEGIDA-Organisatorin Festerling am Donnerstag in Mainz über TWITTER den Anhängern von PEGIDA erklärte: "Ich finde euch Scheiße."

Bätzing rechtfertigte dies mit der Begründung, dass klare und deutliche Worte nötig seien (Bild links oben).

Ob die Worte, die die Ministerin gebraucht hat, mit ihrem Ministeramt und mit dem Grundgesetz vereinbar sind, nachdem auch Minister verpflichtet sind, die Würde des Menschen zu achten, und sie in ihrem Staatsamt als Teil der staatlichen Gewalt sogar zu schützen, kann hinterfragt werden. Nicht auszuschließen ist es, dass Bätzing zu der Auffassung neigt, für PEGIDA-Anhänger gelte Artikel 1 des Grundgesetzes nicht.

Es dürfte spannend sein Margot Käßmann zu befragen, wie sie über die Äußerungen der Ministerin denkt. Gelegenheit dazu wird Peter Hahne demnächst haben. Hahne, Autor des Buches "Schluss mit lustig", wird am kommenden Sonntag die Pastorin Käßmann zu Gast haben.

Am Sonntag zu Gast bei Peter Hahne

Hahne kündigte Margot Käßmann als alleinigen Gesprächsgast seiner nächsten Sendung an, laut Hahne als "Gegenprogramm" zum Gespräch vom letzten Sonntag, das er mit dem Landrat von Traunstein und einer Polizeiobermeisterin zum Thema "Notstand an den Grenzen" geführt hat (MEDRUM berichtete).

Hahne wird der Bischöfin 30 Minuten Zeit geben, um über das Thema "Glaube, Austritte und Flüchtlinge" zu sprechen. Das Gespräch wurde mit dem Untertitel versehen: "Was würde Luther heute dazu sagen?". Die Theologin Käßmann tritt bei Hahne als Botschafterin des Reformationsjubiläums 2017 auf. Sendezeit: 10.15 Uhr (Bild links).

Käßmann hatte sich bereits vor einiger Zeit zur Flüchtlingsproblematik geäußert und dabei dem AfD-Politiker Alexander Gauland heftig widersprochen, als dieser vor einer unkontrollierten Masseneinwanderung warnte. Käßmann hielt Gauland entgegen: "Wir sind ein reiches Land, in dem wir hier leben. Es sind 60 Millionen Menschen auf der ganzen Welt auf der Flucht. Und wenn wir hier ein paar in unserem reichen Land aufnehmen, ist das nicht viel und ich finde, es ist das Mindeste, was wir tun können. Was ist denn da Masseneinwanderung?"

Das Thema Migration ist für Margot Käßmann nicht neu. Am 12. Januar 2011 hielt Käßmann im Rahmen einer Gastprofessur ihre Antrittsvorlesung zum Thema "Multikulturelle Gesellschaft – Wurzeln, Abwehr und Visionen".

Schlagzeilen um Margot Käßmann

Margot Käßmann war einst Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, trat aber 2010, wenige Monate nach ihrer Wahl im Oktober 2009, von diesem Amt zurück, weil sie aufgrund einer Trunkenheitsfahrt im Zustand der absoluten Fahruntüchtigkeit nachts durch Hannover fuhr und von der Polizei erwischt wurde, als sie bei Rot über eine Ampel fuhr. Durch ihre Fahrt hatte sie in strafbarer Weise die Sicherheit und Gesundheit anderer Menschen im Straßenverkehr gefährdet, lehnte es jedoch stets ab, zu den Umständen ihres Vergehens öffentlich Stellung zu nehmen. Nach einer kurzen Rückzugszeit kehrte Käßmann in die Öffentlichkeit zurück und sorgt seitdem immer wieder für Schlagzeilen. So erklärte sie beispielsweise die Pille zum Geschenk Gottes. In der Zeitung "Die Welt" war zu lesen: "Provokation: Käßmann preist Pille im Dom als Geschenk Gottes". Aufmerksamkeit erregte auch ihre Auffassung, es sei besser mit den Taliban bei Kerzenlicht zu beten, als Tanklastwagen zu bombardieren. Zwischenzeitlich hat die Ex-Bischöfin angekündigt, nach dem Reformationsjubiläum in 2017 im Lebensalter von dann 60 Jahren in Rente gehen zu wollen.


09.10.15 "Eine Bereicherung für unsere Gesellschaft" Bonner Generalanzeiger


Leserbriefe

Wenn man Margot Käßmann und Sabine Bätzig so reden hört, hat man den Eindruck, dass es für PEGIDA noch viel zu tun gibt und hier unbedingt weiter gemacht werden muss, auch wenn von PEGIDA Anhängern manche Stammtischparole zu hören ist. Ich vermute aber, dass solche vereinzelten Aussagen ganz bewusst herausgefiltert und in den Vordergrund gestellt werden. Die Aussagen von PEGIDA Teilnehmern sind aber noch harmlos im Vergleich zu dem, was von linksextremen Gegendemonstranten an hasserfüllten Parolen kommt, die allerdings diskret überhört werden.

Ich weiß nicht, was Margot Käßmann unter "christlich" versteht. Christentum heißt auch, wahrhaftig zu sein und Rückgrat zu zeigen, anstelle einer undifferenzierten, blauäugig naiven "Willkommenskultur", die die Folgen nicht bedenkt, wozu unter anderem gehört, Menschen aus völlig fremden Kulturkreisen, "einzuladen", die daraufhin illegal und unkontrolliert massenhaft ins Land strömen, womit erhebliche Probleme vorprogrammiert werden.

Wieder einmal fallen die zu Extremen neigenden Deutschen damit unter ihren europäischen Nachbarn, die sich hier aus gutem Grund zurückhalten, unangenehm auf. Wenn es nicht unzeitgemäß wäre, müsste man fragen, ob die beiden Damen, nebst unserer Bundeskanzlerin, am heimischen Herd nicht besser aufgehoben wären.

Da die Schriften von Luther kein Geheimnis sind und im Wesentlichen so klar und eindeutig verfasst wurden, damit auch der schlichteste Grundschüler den Sinn erfassen kann, lässt sich die Frage nach Luthers Kommentar zum Flüchtlingsproblem schon in einem wichtigen Punkt vorweg nehmen. Bildung war für Luther vor allem das Erlernen von Schrift und Sprache, damit das Volk selber in der Lage war die Bibel zu lesen. Der lutherische Katechismus bildete die Lebensgrundlage, auf die sich persönliche Entwicklung und soziale Integration in Verantwortung vor Gott aufbauen sollten (wie es heute noch in der Präambel unseres Grundgesetzes verankert ist). Und so wäre es zweifelsfrei Luthers erster Gedanke den Flüchtlingen, woher sie auch kommen mögen, Brot und Bibel in die Hand zu drücken. (Die Schrift ist heute in fast alle Sprachen der Erde übersetzt) Viele der Ankommenden würden die Frohe Botschaft des Evangeliums besonders dankbar und erwartungsvoll annehmen, wenn sie ihnen nicht vorenthalten würde.