Sie sind hier

Katastrophale Zustände im Irak


28.09.08

Katastrophale Zustände im Irak

EU-Innenministerrat hat Aufnahme von Flüchtlingen beschlossen

(MEDRUM) Der Bevollmächtigte des Rates der EKD, Prälat Stephan Reimers, appellierte an die EU-Minister, Flüchtlinge aus dem Irak aufzunehmen und die Hoffnungen der Christen nicht zu enttäuschen, heißt es noch in einer Pressemeldung vom 23. September 2008. Jetzt haben sich die Innenminister der EU auf die Aufnahme von 10.000 Flüchlingen geeinigt.

Ein weiterer Aufschub von irakischen Flüchtlinge in Europa sei nicht mehr zu verantworten, meinte Reimers. Die Zustände im Irak seien katastrophal und die Lage der Menschen, die in so genannte Erstaufnahmestaaten wie Syrien oder Jordanien geflohen sind, sei ausweglos. Viele seien nach Ablauf ihrer befristeten Aufenthaltserlaubnis aus Furcht vor Verfolgung nicht in den Irak zurückgekehrt und lebten in der Illegalität. Sie seien auf Lebensmittellieferungen durch Hilfsorganisationen angewiesen. Vor allem für diejenigen, die auf absehbare Zeit nicht in den Irak zurückkehren könnten, sei eine Aufnahme in Europa einziger Ausweg aus der Not.

Die Lage der Christen im Irak bereitet der EKD seit langer Zeit größte Sorgen. Besonders der Ratsvorsitzende der EKD, Bischof Wolfgang Huber, hat mehrfach auf die höchst besorgniserregenden Umstände hingewiesen, denen Christen im Irak ausgesetzt sind. Im April sagte Bischof Huber, dass ein sicheres Leben im Irak für Christen nicht mehr möglich sei. Man zwinge sie, zum Islam überzutreten, Schutzgelder zu zahlen, und sie müssten um Leib und Leben bangen. Oft bliebe ihnen nur die Wahl zwischen Tod oder Flucht. Nachbarländer, vor allem Jordanien und Syrien, können die Flüchtlingsströme nicht alleine aufnehmen. Europa, auch Deutschland müsse helfen.

Bereits in seiner Karfreitagspredigt hatte Bischof Huber darauf verwiesen, dass viele Christen im Irak vor Terroranschlägen, Entführung und Gewalt fliehen. Vor fünf Jahren, zu Beginn der Irak-Invasion, hätten noch 1,5 Millionen Christen in dem Land gelebt. Es sei grotesk, so Huber, dass es ihnen unter dem Diktator Saddam Hussein besser gegangen sei als unter der US-amerikanischen Schutzmacht. Inzwischen habe etwa die Hälfte der christlichen Minderheit den Irak verlassen. Die Hoffnung, dass sie je zurückkehren, gleiche einem verlöschenden Docht. Huber hatte ihr Schicksal mit ethnischen Säuberungen und Völkermorden an anderen Orten verglichen, die von der Weltöffentlichkeit tatenlos wahrgenommen würden und stellte fest: "Der Irakkrieg ist eine globale Sackgasse; eine Straße des Elends und der Hoffnungslosigkeit. Es ist zugleich die teuerste Sackgasse aller Zeiten." 

Dennoch hatte sich die EU lange Zeit nicht auf eine gemeinsame Linie für die Aufnahme von Flüchtlingen einigen können. Der EU-Innenministerrat hat nun am vergangenen Donnerstag die Aufnahme von 10.000 in Syrien und Jordanien lebenden irakischen Flüchtlingen beschlossen. Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble will einem Teil der irakischen Flüchtlinge Asyl in Deutschland gewähren.


SPIEGEL-Online: -> 10.000 Irak-Flüchtlinge dürfen in die EU


MEDRUM-Artikel

-> Lage der Christen im Irak - Verfolgt, geschunden und auf der Flucht

-> Zahl der Flüchtlinge und Vertriebenen sind weltweit weiter angestiegen

-> Das Volk im Irak - Ein Volk im Widerstand?